Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2014
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Kinemathek Karlsruhe

Andere Filme anders zeigen

Vor vierzig Jahren begann die Geschichte der Kinemathek Karlsruhe. Damals bildeten Mitglieder des Akademischen Filmstudios (AFK) an der Uni und der linksalternativen Werkstatt 68 eine “Initiativgruppe Kommunales Kino”, ermutigt durch das Beispiel des ersten kommunalen Kinos in Frankfurt. Nach zweimonatiger Probezeit im Jugendheim Anne Frank wurde im September 1974 der Verein “Arbeitsgemeinschaft Kommunales Kino Karlsruhe” gegründet. Im Veranstaltungsraum der Staatlichen Kunsthalle gab es fortan regelmäßig Filme zu sehen. Auf dem Foto oben ist der Saal mit der mobilen (!) selbstgebastelten (!) Vorführkabine an der hinteren Wand zu sehen.



1976 setzte eine spärliche Bezuschussung ein. In der Stadtverwaltung stieß man sich am Namen “Kommunales” Kino, denn eine städtische Trägerschaft gab es nicht und würde es auch nie geben. Seit der Jahreswende 1978/79 firmierte man als “Das Kino. Arbeitsgemeinschaft Film e.V.”.

Von Anfang an zeigte man Filme, die im kommerziellen Spielbetrieb nur geringe Chancen haben, gemäß dem Motto “Andere Filme anders zeigen”: Autorenfilme, Filmklassiker, Stummfilme, Experimental- und Avantgarde-Filme, Filme aus aller Welt. “Anders zeigen” bedeutet: Filme in Originalfassung, Werkreihen, Präsentation mit Kommentar oder Diskussion, Stummfilme mit Klavierbegleitung. 1981 zog “Das Kino” in das neu eingerichtete Souterrain des Prinz-Max-Palais. Die sichere Basis führte zu vermehrten Aktivitäten und zu einer verstärkten Förderung durch die Stadt.

Es war die Idee des “Kinos” zu Ausstellungen oder Veranstaltungsreihen passende Filmreihen zusammenzustellen. Die Kunsthalle, der Badische Kunstverein, die Musikhochschule, das Jubez u.a. machten von diesem Angebot Gebrauch. “Das Kino” ist von Anfang an mit einem eigenen Beitrag bei den Europäischen Kulturtagen (EKT) und bei den “Frauenperspektiven” dabei. Viel Arbeit und Zeit steckte man in “Cinevideo”, ein Festival des unabhängigen Films, das man mangels ausreichender Förderung 1994 einstellte. Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem Tollhaus blieben Episode wie auch die Reihe “On Location”, bei der man die unterschiedlichsten Schauplätze in der Stadt mit entsprechenden Filmen bespielte.

Da solcher Arbeitsaufwand nicht mehr ehrenamtlich zu bewältigen war, wurde Alfred Meyer, der fast von Anfang an dabei war, zum Geschäftsführer auf Halbtagsbasis, zwei weitere Mitarbeiter auf Halbtagsbasis, Inka Gürtler und Michael Endepols, kamen hinzu. Was nichts daran ändert, dass die Arbeit die “Kino”-Leute ganztägig auf Trab hält, zumal man ja auch noch “Kinderkino” macht.

Seit etwa zwanzig Jahren nennt man sich “Kinemathek”, schließlich führt man auch noch eine Bibliothek und ein Filmarchiv. Außer am Montag gibt es am jeden Tag zwei Filmvorstellungen (Kinderkino nicht eingerechnet). Von seiner schönsten Seite zeigte sich der Standort Prinz-Max-Palais, als man jeweils im August den Innenhof des Palais bespielte mit Stummfilmen mit Live-Musikbegleitung. Zu einem festen Programmpunkt haben sich die Lesbisch-Schwulen Filmtage im Herbst entwickelt.

Ende 2009 nahm man Abschied vom ungeliebten Souterrain, doch dummerweise konnte man nicht gleich in das Traditionskino Kurbel in der Kaiserpassage umziehen, denn die Umbauten zogen sich hin.
So bespielte man das ZKM, den Badischen Kunstverein und die Nancy-Halle, am 20. Oktober 2010 wurde die neue Spielstätte Studio 3 eröffnet. Unter einem Dach mit einem kommerziellen Filmbetrieb, der genossenschaftlich geführten Kurbel, erfüllen Meyer & Co weiter ihren Auftrag, Filmkunst unter die Leute zu bringen. Was die Darstellung des Films in seiner historischen Dimension angeht, ist die Kinemathek sowieso nicht zu übertreffen, wie zuletzt der Beitrag zu den Kulturtagen gezeigt hat. -ko > www.kinemathek-karlsruhe.de

Kinemathek

Kaiserpassage

76133 Karlsruhe

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