Als der Erste Weltkrieg begann, steckte das Medium Film noch in den Kinderschuhen, danach ist es erwachsen geworden und war fortan nicht mehr nur ein Mittel zur Volksbelustigung, sondern zur ernsthaften Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart.
Die Kinemathek präsentiert aus Anlass der Europäischen Kulturtage in seinem Kino Studio 3 (Kaiserpassage) Filme über den Ersten Weltkrieg wie auch Filme über die Kriege, die danach noch kommen sollten. Die Schrecken des Krieges waren noch sehr präsent als Jean Renoir 1937 den Spielfilm „Die große Illusion“ (8.) drehte, die Geschichte eines adeligen französischen Offiziers (Jean Gabin), der auf der Flucht immer wieder auf einen Major von Raffenstein (Erich von Stroheim) trifft, der selbst von Adel im Feind den Verbündeten im Geiste sieht, Angehöriger einer Kaste, die in diesem Krieg untergehen wird.
Ganz anders stellte Erich von Stroheim einen deutschen Offizier in dem etwas verspäteten propagandistischen Hollywoodfilm „The Heart of Humanity“ (11.) dar, nämlich als brutalen Herrenmenschen. Es waren Rollen wie diese, die ihm den Ruf „the man you love to hate“ einbrachten, Günter Buchwald (Klavier, Geige) begleitet die berüchtigte Stummfilm-Rarität. Elf Jahre später kam die Verfilmung des Romans von Erich Maria Remarque „Im Westen nichts Neues“ (14.) in die Kinos und erregte mit ihrer schonungslosen Darstellung des Kriegs-geschehens nicht zuletzt die Gemüter der aufkommenden Nationalsozialisten, die die Filmvorführung, wo immer es ging, mit Randale begleiteten. Vor der Filmvorführung gibt es einen Vortrag mit dem aus dem schwäbischen Laupheim stammenden Filmpionier Carl Lämmle, der die beiden Filme produziert hat. Der im Elsass geborene William Wyler drehte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg das epische Kriegsheimkehrer-Drama „Die besten Jahre unseres Lebens“ (16.).
Kurze Zeit nach dem Ende des für die USA so unrühmlichen Vietnamkrieges drehte Michael Cimino „The Deer Hunter – Die durch die Hölle gehen“ (18.), die Geschichte dreier Freunde aus einer Stahlarbeiter-Stadt, die während ihres Kriegseinsatz in die Gefangenschaft der Vietcong geraten. Bei der Berlinale 1979 verließ die Delegation der UdSSR aus Protest gegen die Darstellung des Vietcong das Festival.
In „The Messenger“ (20.) geht es um zwei Irakveteranen, die nach ihrer Rückkehr Dienst tun als Überbringer der Todesnachrichten aus dem Irak. Chronologisch aus der Reihe fällt der noch während des Zweiten Weltkriegs gedrehte britische Farbfilm „Leben und Sterben des Colonel Blimp“ (22.) von Michael Powell und Emeric Pressburger, der auf komplexe Weise davon erzählt, welcher moralische Preis für den Kampf gegen Nazi-Deutschland zu zahlen ist. Mit Derek Jarmans Filmcollage „War Requiem“ (24.) nach dem berühmten Oratorium von Benjamin Britten endet die Filmreihe der Kinemathek, die auch das Spiefilmprogramm mit einer Aufführung historischer Kurzfilme (9.) aus der Zeit zwischen 1914 und 1918 ergänzt. Die Filme laufen in Originalfassung mit deutschen Untertiteln, Veranstaltungsbeginn ist jeweils 19 Uhr.