Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2014
Verschiedenes Filme

 

Stummfilmfestival mit Musik

Do 6. - So 9. März 2014 > Das Konzept, die Aufführung von Stummfilmen mit Live-Musik, die extra für diesen Anlass geschrieben wurde oder improvisiert wird von Musikern aus der Region, aber auch von renommierten Spezialisten für Stummfilmmusik, hat sich bewährt.
Der angesehene kanadische Komponist und Pianist Gabriel Thibaudeau wird gleich bei der offiziellen Eröffnung im Medientheater des ZKM in die Tasten hauen. Auf dem Programm steht einer der eigenwilligsten filmischen Bearbeitungen des „Hamlet“-Dramas (6., 19 Uhr). Die dänische Schauspielerin Asta Nielsen, der größte europäische Filmstar ihrer Zeit, gibt den zaudernden Dänenprinzen und lässt ihn dadurch in einem anderen Licht erscheinen. Unter dem Motto „Kreuz und Quer - Crossdressing im Film“ steht die Lust am Verkleiden, am Spiel mit den Geschlechterrollen im thematischen Mittelpunkt des Festivals, das wie gewohnt an zwei Schauplätzen stattfindet, neben dem ZKM auch noch an seiner Geburtsstätte, dem Studentenhaus (Sth) am Adenauerring 7.
Die androgyn wirkende Asta Nielsen hatte in mehreren Filmen die Hosen an, zum Beispiel auch in der kleinen, frechen Komödie „Das Liebes-ABC“ (8., 17 Uhr, ZKM) mit Stephen Horne am Klavier. Der begleitet auch zuvor (15 Uhr) die Mutter als Verkleidungskomödie „Charleys Tante“ in einer frühen stummen Version mit Sid Chaplin, dem Halbbruder von Charlie Chaplin, in der Titelrolle.
Der große Charlie darf nicht fehlen. In dem Kurzfilm „A Woman“ (Sth 7., 22.30 Uhr) schlüpft der Tramp in Frauenkleider und muss sich notgedrungen auch das Bärtchen abrasieren. Der Chaplin-Film wird zusammen mit der Posse „Yankee Doodle in Berlin“ gezeigt, die dem gerade beendeten Ersten Weltkrieg komische Seiten abgewinnt. Die Musik dazu macht Andreas Benz. Ein frühes Kabinettstückchen von Ernst Lubitsch ist die Farce „Ich möchte kein Mann sein“, in dem die burschikose Ossi Oswalda mit Frack und Zylinder verkleidet einen Nachtclub aufsucht. Der Lubitsch-Film läuft zusammen mit der Ausgrabung „Fräulein Piccolo“ (Sth 9., 11 Uhr) in der Sonntagsmatinee mit dem eigenwilligen Soundtrack von KrausFrink Percussion.
Die grazile Stummfilm- und Theaterdiva Elisabeth Bergner spielt unter der Regie ihres Mannes Paul Czinner eine Hosenrolle in „Der Geiger von Florenz“ (8., 23 Uhr, ZKM) und bezauberte damit die zeitgenössische Filmkritik.

Geige spielen kann auch Günter Buchwald, der Altmeister der Stummfilmbegleitung, auch wenn der Flügel sein Hauptinstrument ist. Verstärkung durch sein Ensemble braucht er für das Opus Magnum des diesjährigen Festivals, die vor hundert Jahren entstandene italienische Produktion „Cabiria“ (7., 19 Uhr, ZKM), ein fast dreistündiges Epos um die schöne Cabiria, die 300 vor Christus von Sklavenhändlern nach Karthago entführt und dort dem Gott Moloch geopfert werden soll. Doch der Held Fulvio und sein hünenhafter Sklave Maciste rettet sie. Der Film von Giovanni Pastrone markiert kurz vor dem Ersten Weltkrieg einen spektakulären Höhepunkt des jungen Mediums Films.

Zu einem festen Programmpunkt hat sich das Kulinarische Kino entwickelt, die Verbindung von kulinarischem und cineastischem Genuss. „Die sieben Töchter der Frau Gyurkovics“ (Sth 8., 19.30 Uhr), eine Komödie mit dem Publikumsliebling Willy Fritsch, die überwiegend in Ungarn spielt. Darum gibt es dazu österreichisch-ungarische Schmankerln. Da die Plätze begrenzt sind, ist Anmeldung erforderlich.

Ein weiterer besonderer Programmpunkt ist das Filmkonzert, bei dem die Musik etwas stärker im Vordergrund steht als der Film, in diesem Fall der etwas krude deutsche Science Fiction-Film „Algol“ (8., 20.30 Uhr, ZKM) mit Emily Jannings in der Hauptrolle. Dazu hat sich das Duo nugath, verstärkt mit Andreas Köhler, musikalisch etwas einfallen lassen.
Nicht fehlen darf das Kinderprogramm am Sonntag (Sth. 9., 15 Uhr ) mit drei der besten Chaplin-Kurzfilme und der Musik des Kinderensembles des Badischen Konservatoriums. Zum guten Schluss gibt es auch für Erwachsene was zu lachen, die wiederentdeckte deutsche Komödie„Der Fürst von Pappenheim“ (Sth 9., 20 Uhr) mit dem jungen Curt Bois. Frieder Egri und sein Ensemble machen den Rausschmeißer. PS.–ko

Weiterführende Links

Weitere Infos