Nach Wolfgang Rihm im vergangenen Jahr feiert nun mit Ursula Euteneuer-Rohrer eine weitere Karlsruher Komponistin und Schülerin von Eugen Werner Velte an der Karlsruher Musikhochschule ihren 60. Geburtstag. Bereits mit elf Jahren hatte sie ihre ersten Stücke komponiert und blickt heute auf ein umfangreiches Werk für unterschiedlichste große und kleine Besetzungen, die von der Badischen Landesbibliothek archiviert werden (www.blb-karlsruhe.de). Hier findet auch ein Kompositionsabend mit zahlreichen Uraufführungen zum runden Geburtstag der Komponistin statt. Klappe Auf unterhielt sich mit der Musikerin.
Haben es Komponistinnen schwer?
Ursula Euteneuer-Rohrer: Blickt man in die Musikgeschichte, dann haben sie es sicher sehr schwer gehabt. 1981 war ich an der Karlsruher Musikhochschule die erste Studentin überhaupt, die das Konzertexamen im Hauptfach Komposition ablegte. Erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten werden Komponistinnen mehr gefördert und beachtet. Blickt man aber in die Programme der großen Festivals, findet sich in der Regel höchstens eine Frau unter zehn Komponisten.
Als Schülerin von Eugen Werner Velte haben sie auch den Wert der Improvisation schätzen gelernt. Wofür brauchen Sie die Komposition?
Euteneuer-Rohrer: Komposition und Improvisation sind für mich zwei ganz verschiedene Sachen, die sich jedoch sehr gut ergänzen. Früher waren fast alle Komponisten auch tolle Improvisatoren. Doch es ist eher selten, dass bei mir aus einer Improvisation eine Komposition entsteht. Beim Komponieren sitze ich alleine am Schreibtisch und arbeite etwas aus, das weitgehend reproduzierbar ist. In der Improvisation trete ich vor allem mit anderen in Kommunikation.
Welchen Komponisten fühlen sie sich besonders verbunden?
Euteneuer-Rohrer: In der Alten Musik ist es vor allem Johann Sebastian Bach. An ihm fasziniert mich, dass seine Musik einerseits intellektuell so klar gebaut ist und jeder Analyse standhält, andererseits aber auch allein mit dem Gefühl ohne jede Vorkenntnisse erlebt werden kann. Obwohl stilistisch vollkommen anders gelten diese gegensätzlichen Prinzipien auch für die Musik von Olivier Messiaen. An beiden Kompositionen schätze ich auch, dass sie bewiesen haben, dass man geistliche Musik auf sehr hohem Niveau komponieren kann.
Worauf kommt es Ihnen in Ihrer Musik vor allem an?
Euteneuer-Rohrer: Ganz wichtig ist mir das Phänomen der Klangfarbe, mit dem ich mich auch durch den experimentellen Umgang mit Instrumentaltechniken intensiv beschäftige. Ich experimentiere aber auch gerne mit Stilen. So finden sich in meinen Kompositionen viele Anklänge und Zitate, die im Zusammenhang verfremdet erscheinen. Auch zum Surrealen habe ich eine starke Beziehung.
> Do 13. Juni 2013, 19 Uhr, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, Erbprinzenstraße 15