„Wenn ich Zweifel gehabt hätte, wäre ich nicht angetreten.“
Während vor einem Jahrzehnt viele den Erfolg einer Kunstmesse in den neueröffneten Messehallen vor den Toren der Fächerstadt bezweifelten, hat sich die art Karlsruhe zu einem der Sympathieträger des Karlsruher Messegeschäfts entwickelt.
Für zuletzt 48.000 Besucherinnen und Besucher sowie beachtliche Verkaufszahlen zeichnet vor allem Ewald Schrade, der Erfinder und Kurator der art Karlsruhe, verantwortlich. Er versteht sich in erster Linie als Dienstleister und kennt als Galerist die Bedürfnisse der Anbieter und die Mechanismen des Kunstmarkts.
Während er mit seiner Galerie am Karlsruher Zirkel als Filialist auftritt, bewirtschaftet er an seinem Hauptsitz in Mochental bei Ulm ein Schloss mit 2.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Da konnte es ihn kaum schrecken, sich vor zehn Jahren für die Messe auf eine Fläche von 12.500 Quadratmetern einzulassen. Mittlerweile dehnt sich die art in alle vier vorhandenen Karlsruher Messehallen aus. Für die Klappe Auf unterhielt sich Johannes Frisch mit Ewald Schrade im Vorfeld der zehnten art, die vom 7. bis 10. März unter anderem mit einer Sonderschau der berühmten Porträt-Fotografin Giselle Freund und einer Sonderedition des populären Heimat-Kitsch-Verfremders Stefan Strumbel aufwartet.
Herr Schrade, als sie vor zehn Jahren die erste art organisierten, blies Ihnen eisiger Gegenwind ins Gesicht. Presse und vor allem auch die ansässigen Galerien waren nicht begeistert. Sind Sie damals ins Zweifeln gekommen, oder waren Sie vom Erfolg felsenfest überzeugt?
Ewald Schrade: Ich habe damals gemerkt, dass Gegenwind auch Kraft gibt. Das Problem war, dass die Zauderer, Strauchler und Kritiker sich nicht vorstellen konnten, wie so eine Messe in Karlsruhe aussehen könnte. Ich hatte mir jedoch, als ich darum von der Karlsruher Messe- und Kongressgesellschaft gebeten wurde, genau überlegt, wie sich das Ganze entwickeln soll. Ich hatte diese Wegstrecke ganz genau in meinem Kopf und in meinem Herz. Wenn ich Zweifel gehabt hätte, wäre ich nicht angetreten. Hinzu kam ein Quäntchen Glück, dass damals die Frankfurter Messe die Segel strich, die Kölner Messe vorübergehend ins Straucheln kam und Basel sich auf die höchstpreisige Kunst einschoss. So kam zur fabelhaften Lage noch hinzu, dass die mittelpreisige Kunst keine Heimat mehr hatte und wir in diese Bresche springen konnten.
Trotz steigender Besucherzahlen und guter Nachfrage haben Sie über die Jahre die art zwar wachsen lassen, doch die Anbieterzahl nicht unermesslich gesteigert. Warum?
Schrade: Die art hat sich bisher in vier Schritten entwickelt. Wir begannen in einer einzigen Messehalle. Aus der Einsicht heraus, dass zur Qualität auch eine gewisse Quantität hinzukommen müsse, um überregional wahrgenommen zu werden, kam schnell eine zweite Halle hinzu. Zwei Jahre später bot das Drittel einer weiteren Halle Platz für Fotografie und hochwertige, aber für ein breiteres Publikum erschwingliche Editionen. Schließlich ermöglichte eine Aktion des Berliner Senats den Einbezug der vierten Halle zur Präsentation neuer Positionen, die zunächst von Berliner Galerien bespielt wurde und sich seither prächtig entwickelte. So können wir auf der Messe auch aufzeigen wie breit das Spektrum in der Kunst heute ist.
Was unterscheidet die art Karlsruhe von anderen Kunstmessen?
Schrade: Neben der erwähnten hervorragenden Lage von Karlsruhe und den hochgelobten, säulenfreien Messehallen sind ein unbezahlbarer Trumpf der art die Skulpturenplätze. Damit wird - in der Messelandschaft wohl einmalig - nicht nur die Gleichstellung von Malerei und Skulptur praktiziert, sondern vor allem auch eine Großzügigkeit erreicht, die selbst bei größtem Publikumsandrang den Rundgang noch luftig wirken lässt. Die Skulpturenplätze und die von mir stark geförderten One Artist Shows, die seit einigen Jahren durch einen eigenen Katalog dokumentiert werden, sind zu den hervorstechenden Merkmalen der art Karlsruhe geworden.
In allen Jahren haben Sie immer wieder in Sachen Qualität am Rädchen schrauben können. Welchen Fortschritt bringt die zehnte art?
Schrade: Die Anfragen von Ausstellungswilligen sind immens. Aber um die hochkarätigen Galerien, die ich gerne als Ergänzung hätte, muss man sich sehr bemühen. Nach der Messe hoffe ich immer, dass es den Ausstellenden hier gut ergangen ist. Dabei ist es natürlich schön, wenn sie sich hier wohlgefühlt haben, aber am Schluss des Rennens zählt immer der Umsatz. Deshalb habe ich mich von Anfang an vor allem darum bemüht, die Sammler auf die Messe zu bekommen. Je höher die Qualität des Gebotenen, desto mehr hochkarätige Sammler kommen nach Karlsruhe.
Dass gerade Baden-Württemberg über eine hohe Dichte von Kunstsammelnden verfügt, hat sich ja mittlerweile herumgesprochen, und vielfach sind ja auch private Sammlungen mittlerweile öffentlich zugänglich. Dass bei uns rund 85 Prozent der Aussteller wiederkommen, bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dass wir in diesem Jahr wieder einige renommierte Galerien hinzugewonnen haben, freut mich sehr.
➢ art Karlsruhe, Klassische Moderne und Gegenwartskunst, 7. bis 10. März 2013, Messe Karlsruhe