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Archiv: 08.2011
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Glasmalerei der Moderne

Sonderausstellung im Landesmuseum

Wer an Glasmalerei denkt, sieht Kirchenfenster vor sich - ornamentale Rosetten und erzählerische Figurenbilder in den mittelalterlichen Kathedralen oder abstrakte Farbfenster, die Sakralbauten des 20. Jahrhunderts mit ganz besonderem Licht zu füllen scheinen. Doch auch in Bahnhöfen, Verwaltungsgebäuden und Privathäusern gestalten Licht und Architektur durch Glasmalerei den Raum. Und schließlich entstehen Glasbilder und Skulpturen aus Glas als freie Kunstwerke. Die große Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum zur Glasmalerei der Moderne zeigt in neun chronologischen Kapiteln die Entwicklung sowohl der sakralen als auch der profanen Glasmalerei im 20. und 21. Jahrhundert, wobei auch in dieser Zeitspanne der Kirchenraum das bevorzugte Wirkungsfeld der Glasmalerei bleibt.
„Faszination Farbe im Gegenlicht“ ist der Untertitel der Schau. Die 95 Exponate begeistern durch die intensive Leucht- und Strahlkraft des farbigen Glases, aber nicht nur. Ebenso beeindrucken die große stilistische Bandbreite und der Variantenreichtum technischer Möglichkeiten im Umgang mit dem Werkstoff Glas. Edward Burne-Jones bezieht sich motivisch und stilistisch auf das Mittelalter zurück. Karl Schmidt-Rottluff entwirft um 1921 einen „Christuskopf“ mit leuchtenden, abstrahierten Farbflächen, deren Ausdruck durch die dynamische Spannung von Licht und Schatten sowie feine Schwarzlotzeichnung gesteigert wird. Als freie, von der Architektur unabhängige Glasbilder entstanden die lebhaften von dem Schweizer Expressionisten Albert Miller eigenhändig ausgeführten quadratischen Darstellungen zweier Paare.
Von Otto Dix sind nicht nur zwei kontrastreiche Darstellungen des Christopherus und des biblischen Königs David zu sehen, sondern auch die Entwürfe für Glasfenster in einem Skizzenbuch, die der 14-Jährige bereits Jahre vor seinem Studium an der Kunstgewerbeschule zeichnete. Eine besonders eindrucksvolle Wirkung erzielt die stark auf die Farbe und das Material konzentrierte Verbindung von Beton und Glas. Das Zementgemisch übernimmt in dieser in den 1950er und -60er Jahren in Betonkirchen verwendeten Technik die Funktion der Bleiruten, um Brocken aus Dickglas aneinander zu fügen. Victor Vasarely entwarf ein gitterartiges, aus schwarz-weissen Rauten bestehendes Op-Art-Muster, das in dieser Weise ausgeführt wurde.
Zu den renommierten in der Ausstellung vertretenden Künstlern gehören unter anderem Frank Lloyd Wright, Theo van Doesburg, Johan Thorn Prikker, Georg Meistermann, Hans Gottfried von Stockhausen, Jochen Poensgen und Johannes Schreiter, dessen Konzept von „Philosophie- und Literaturfenstern“ für die Heidelberger Heiliggeistkirche eine große Kontroverse auslöste. Zu sehen ist auch eine Probescheibe des Glasfensters, das Gerhard Richter für den Kölner Dom entwarf. Es steht im Mittelpunkt der Themenführung „Provokation im Quadrat“ am 28.8., 11 Uhr. Zum Begleitprogramm gehört auch der Ferienworkshop „Das Licht malt mit!“ für Kinder, der am 30.8. beginnt. afr

> bis 9.10., Badisches Landesmuseum, Schloss Karlsruhe, Di-So 10-18 Uhr.

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