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Archiv: 03.2009
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Jugendtheater am Sandkorn

Internetstück „Netzkind“

Wenn am 10. März der Jugendclub am Sandkorn-Theater mit dem Stück „Netzkind“ Premiere feiert, sei dies ein richtiger Glücksfall, so Steffi Lackner, die stellvertretende Theaterleiterin. Denn nach sieben erfolgreichen Inszenierungen meist populärer Stücke wie des Grips-Musicals „Linie 1“, Shakespeares Liebestragödie „Romeo und Julia“ oder Henning Mankells Immigranten-Drama „Butterfly Blues“ sollte in diesem Jahr ein selbstentwickeltes Stück zum Thema Computer und Internet auf den Spielplan kommen.
In der verfügbaren knappen Zeit eines halben Jahres schien das für den Regisseur, Schauspieler und Jugendclubleiter Frank Landua ein schier unmögliches Unterfangen. Groß war die Überraschung, dass das langjährige Jugendclubmitglied Tobias Köhler zur ersten Probe mit einem gemeinsam mit dem Freund Christian Käser entwickelten Stückentwurf ankam, der als Zukunftsszenario von den Segnungen, aber auch den Gefahren des Internets handelt und die Frage nach der Beherrschbarkeit des in den vergangenen beiden Jahrzehnten die Kommunikation radikal revolutionierenden Netzes stellt. Von den rund 25 MitspielerInnen wurde die Vorlage gemeinsam weiterentwickelt und mit viel Spannung darf die Uraufführung des neuen Stückes erwartet werden.

Doch bei aller Vorfreude ist man am Sandkorn-Theater nicht rundum zufrieden über die Lage des Angebots für den Theaternachwuchs, dem man sich an diesem Haus seit drei Jahrzehnten engagiert widmet. „Wir bräuchten dringend mehr Personal“, sagt Siegfried Kreiner, der vor über 50 Jahren das Sandkorn-Theater mitbegründete.
Gegen 50.000 Menschen besuchen jährlich die aus einem Amateurtheater hervorgegangene Profibühne und knapp die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche. Entsprechend reich ist das Angebot für diese Gruppe: Neun Inszenierungen für das junge Publikum finden sich derzeit auf dem Jugend-Spielplan des Sandkorns, von der Kinderoper „Eine kleine Zauberflöte“ über in der Schule behandelte literarische Stoffe wie Friedrich Schillers „Die Räuber“ bis hin zu Problemen junger Menschen aufgreifenden Stücken wie dem mitreißenden „Die Faxen dicke“ über einen „Zappelphilipp“, „Eins auf die Fresse“, dem Klassiker über Gewalt auf dem Schulhof oder dem Aufklärungsdauerbrenner „Was heißt hier Liebe´“, der mit rund 800 Aufführungen in der mittlerweile sechsten Inszenierung nahezu ununterbrochen seit 1979 auf dem Sandkorn-Spielplan steht.
Diskussionen mit dem Publikum, bei diesen Stoffen ein beständiges Bedürfnis, können nur selten angeboten werden, die Zusammenarbeit mit beratenden Institutionen wie Pro Familia bräuchte eine kontinuerliche Betreuung, und auch die Anfragen aus den Schulen nach der Unterstützung bei Theater-AGs und der theaterpädagogischen Fortbildung von Lehrern können nicht ausreichend befriedigt werden.
„Der Bedarf ist riesig“, sagt Steffi Lackner, der neben pädagogischen Projekten auch das integrative Theaterprojekt „Die Spinner“ am Herzen liegt, in dem Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam Theater spielen. „Man könnte noch viel bewegen“, alleine es fehlen die personellen Möglichkeiten, zumal die städtischen und staatlichen Partner immer größeren Verwaltungsaufwand bei Verwendungsnachweisen einfordern. Überhaupt werde dem Kinder- und Jugendtheater zu wenig Beachtung geschenkt, sei es in Medien oder bei der Politik, so Kreiner, und Sponsoren für diese wichtige Arbeit zu gewinnen, sei ganz und gar aussichtslos.
Als Sprecher der Privattheater Baden-Württembergs hofft er auf eine zumindest vorübergehende Unterstützung in das Projekt „Theaterpädagogik“, und von der Kommunalpolitik wünscht er sich eine differenzierte Förderung der Theateraktivitäten für junge Menschen, die diese nicht als Konsumenten belässt, sondern im aktiven Mitmachen in ihrer Persönlichkeit reifen lässt, weshalb Kreiner auch der jährlichen Schultheaterwoche und Projekten wie dem Jugendclub hohe Bedeutung einräumt. -jf