Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2005
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Das Musterländle der Dichter und Denker, gemeint ist Baden-Württemberg, läßt den literarischen Nachwuchs nicht verkommen. Jährlich vergibt das Land Stipendien zur Förderung von schreibenden Frauen und Männern und ermöglicht ihnen so den Abschluß einer größeren literarischen Arbeit. Im Jahre 2004 gingen die Jahresstipendien in der Kategorie Prosa an Nina Jäckle und Joachim Zelter sowie an Ulf Stolterfoht in der Kategorie Lyrik. Die drei Preisträger stellen am 6. sich selbst und ihre neuesten Arbeiten im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais vor. Wobei Joachim Zelter in Karlsruhe kein Unbekannter mehr ist. Hier hat er bereits seinen Erzählband „Betrachtungen eines Krankenhausgängers“ präsentiert. Vorgestellt wird auch die Literaturförderung des Landes von Dr. Ursula Bernhardt, die im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst eben dafür zuständig ist. Zur Veranstaltung, die bereits um 19 Uhr beginnt, ist der Eintritt frei.

Helge Schneider ist fünfzig geworden. Da droht bereits der Lebensabend, das Dahindämmern bis zum Tod. Um noch einmal etwas zu erleben, hat er eine Weltreise unternommen, zu Fuß und mit allen möglichen Verkehrsmitteln, die ihn vom Nordkap bis nach Patagonien führte - wenn man ihm glauben darf. Jedenfalls hat er alles aufgeschrieben. Den daraus entstandenen Reiseroman „Globus Dei“ stellt er auf Einladung der Literarischen Gesellschaft am 17. im Stephansaal vor.
Ein immer wieder gern gesehener Gast im Literaturhaus ist André Weckmann, der elsässische homme´d lettre, der als einer der wenigen noch in der Lage ist, dreisprachig die Brücke zwischen Deutschland und Frankreich zu schlagen, deutsch, französisch, elsässerditsch, unter besonderer Berücksichtigung des wechselvollen Schicksals seiner Heimat an der Nahtstelle der beiden Nationen. Nachdem er im letzten Jahr seinen Roman „Tamieh“ mitgebracht hat, liest er am 25. aus seinem brandneuen Erzählband „Schwarze Hornissen“ .
Martin Gülich, Thaddäus-Troll-Preisträgers des Jahres 2003, kommt am 26. ins Literaturhaus, im Gepäck hat er seinen neuen Roman „Umarmung“, es ist die Geschichte eines Einzelgängers, des Pathologen und Schmetterlingssammlers Dolf, dem eines Tages Natalie begegnet, „eine Frau, so schön, daß es sie gar nicht gibt“. Diese Frau möchte Dolf haben, doch Frauen sind keine Schmetterlinge.


Die Bücher des Freiburgers Thommie Bayer wurde nie im Literarischen Quartett behandelt und sie stehen auch nicht auf der SWR-Bestenliste. Dafür schreibt er Literatur, die gelesen wird, Romane wie „Das Herz ist eine miese Gegend“, „Spatz in der Hand“ und „Das Aquarium“, Unterhaltungsliteratur mit Anspruch, die den Leser unterhält und fesselt und ihm im besten Fall auch etwas über das eigene Leben verrät. Jetzt hat der gebürtige Esslinger, der in den 70 ern als Liedermacher angefangen hat („Der letzte Cowboy kommt aus Gütersloh“), einen neuen Roman vorgelegt. „Singvogel“ heißt er und handelt von einem Drehbuchautor, der einer jungen Frau bei der Suche nach ihrem verloren gegangenen Vater hilft und feststellen muß, dass er selbst der Gesuchte ist. Am 13. (19.30 Uhr) stellt Thommie Bayer sein neues Buch in der Buchhandlung Buch Kaiser (Waldstr.47) vor. Der Ettlinger Gitarrist Volker Schäfer stärkt ihm dabei musikalisch den Rücken.

„Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zwittau“, „Der Krapfen auf dem Sims“ oder „Schließ die Augen und stell dir vor, ich wäre Heinz Kluncker“ - Max Goldt war schon immer ein Großmeister der Titelpoesie. „Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens“ heißt denn nun das neueste Bändchen mit 17 neuen seiner unverwechselbaren Betrachtungen, die er am 24. im Karlsruher Tollhaus leibhaftig vorträgt.

Ralf Jandl war fast 30 Jahre lang in Stuttgarter Ministerien tätig. Das wäre nicht der Rede wert, wenn Ralf Jandl unter dem Namen Karl Napf nicht auch eine literarische Karriere gemacht hätte. Als Beamter ist Jandl pensioniert, als Napf ist der bekennende Schwabe weiterhin tätig. In seinem neuen Buch „Quergedacht“ finden sich Sentenzen, die nicht nur schwäbische Eigenarten aufs Korn nehmen. Am 19. (19.30 Uhr) liest Karl Napf in der Volkshochschule (Kaiserallee 12 e)

Vor hundert Jahren erschienen erstmals „Die Galgenlieder“ des Christian Morgenstern, ein Musterbeispiel literarischer Hochkomik und der schlagende Beweis, dass Lyrik nicht todernst sein muß. Aus diesem Anlaß bringt die Franz Kafka Literaturbühne in Gestalt von Christoph Köhler die unsterblichen Morgenstern-Verse zu Gehör am 29. im A&S Bücherland (Rintheimerstrasse 19). Axel Weinstein macht mit Fagott und Saxophon die Musik dazu.
Der Literaturvermittlung hat sich auch die Rezitatorin Eva Hoffmeister verschrieben. In ihrem Literatursalon in Durlach (Bienleinstorstraße 19) steht am 20. Oktober um 19.30 Uhr das Gilgamesch-Epos auf dem Programm, die vermutlich älteste Prosadichtung der Welt.

Um das uralte Frauenproblem „Was soll ich bloß anziehen´“ geht es in der Lesung „Kleidergeschichten“ am 7. (19 Uhr) im GEDOK Künstlerinnenforum (Markgrafenstr.14). Renate Schweizer, Jutta Dogan, Irmentraud Kiefer und Angela Hornbogen-Merkl lesen Lyrik und Prosa zum Thema. Christa Hartnigk-Kümmel und Margret Schneider sorgen für musikalische Zwischenspeile auf der Querflöte. Der Eintritt ist frei.


Im Grünhaus der Stadtwerke Ettlingen gibt es im Oktober zwei interessante Veranstaltungen mit durchaus gegenläufiger Tendenz. Am 6. stellt der Wirtschaftswissenschaftler und Sozialforscher Meinhard Miegel sein neues Buch „Epochenwende“ vor. Miegel, Leiter des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft, der in früheren Arbeiten die“Lebenslügen“ des Sozialstaats aufs Korn genommen hat, beschreibt hier die globalen Umwälzungsprozesse und ihre Folgen für die Wirtschaft der westlichen Länder, die sich ihrer Vorrangstellung nicht mehr sicher sein können.
Der globale Marshallplan, den der ehemalige Fernsehjournalist Franz Alt, in seinem neuen Buch „Die Welt kann verbessert werden!“ ausbreitet, sieht ganz anders aus als die Lösungsvorschläge des gnadenlosen Wirtschaftsliberalen Meinhard Miegel. Alt entwirft darin die Vision eines neuen Weltwirtschaftwunders durch eine ökosoziale Marktwirtschaft, die sich auf erneuerbare Energien, insbesondere die Solarenergie, stützt.Ob das machbar ist, darüber läßt sich streiten, wenn Alt am 20. nach Ettlingen kommt.
Gleich zwei hochkarätige Gäste kommen im Oktober durch Vermittlung der Buchhandlung LiteraDur (Marktplatz 11) nach Waldbronn. Im Kulturtreff Waldbronn liest am 5. Galsan Tschinag, deutscher Schriftsteller und Oberhaupt des Stammes der Tuwa in der Mongolei. Seit er in Leipzig Germanistik studiert hat, schreibt Tschinag deutsch, doch seine Romane, Erzählungen und Gedichte kreisen um das Leben in seiner mongolischen Heimat, um die Härte des Nomadenlebens, aber auch um Riten und Mythen die Lichtjahre von der westlichen Zivilisation entfernt sind.

In fremde Welten läßt auch der amerikanische Bestsellerautor Eliot Pattison seine zahlreiche Leserschaft in aller Welt eintauchen. Der ehemalige Journalist schreibt nämlich Krimis, die in Tibet spielen und neben Krimispannung auch jede Menge Wissenwertes über die tibetanische Kultur und Religion transportieren. Dafür wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet. Eine Auszeichnung für Waldbronn ist die Lesung (englisch mit deutscher Übersetzung) des gefragten Autors am 20. im Rathaus Waldbronn, denn es handelt sich dabei um einen von drei Deutschland-Terminen Pattisons. Veranstaltungsbeginn ist, wenn nicht anders angeben, 20 Uhr.-ko