Ins Rampenlicht katapultiert wurde die Tochter des Fernsehjournalisten Werner Höfer ("Int. Frühschoppen") auf der 50. Biennale Venedig. Dort repräsentierten ihre Fotografien (zusammen mit Arbeiten von Martin Kippenberger) Deutschland. Als konservative Einzelgängerin (konservativ aber nicht in einem negativen Sinn) passt sich Candida Höfer (geb. 1944, lebt in Köln, war von 1997-2000 Professorin an der HfG Karlsruhe) weder vorgegebenen, modischen Prämissen an noch orientiert sie sich an einem bloß linearen und mechanischen Fortschrittsverständnis. Weil sie jegliche Ideologisierung ablehnt, nimmt sie als Künstlerin die Wirklichkeit so wie sie ist. Ihre Ablehnung von außerkünstlerischen ("politischen", "kritischen") Zielsetzungen äußert sich im konkreten Kunstwerk als Offenheit, Neutralität, Unvoreingenommenheit.
Wenn Candida Höfer fotografiert, ist alles gleich wichtig. Vor allem aber achtet sie auf drei Regeln: 1. Ebenerdiges Fotografieren: Betrachter- und Kamerablick sind deshalb identisch; 2. "straight" fotografieren: Keine Inszenierung, keine raffinierte Beleuchtung usw.; 3. Die Innenräume (Bibliotheken, Konzertsäle, Theater, Museen, Foyers, Abstellkammern usw.) werden "menschenleer" fotografiert. Mit diesen "Methoden" versteht es die Kölner Künstlerin, das Gewöhnliche zu "romantisieren".
Die öffentlichen Räume bekommen eine "Aura", die man als Besucher, Benutzer, Betrachter normalerweise überhaupt noch nie registriert hat. Dieses Übersehene steht bei Candida Höfer im Zentrum. Der öffentliche Raum als Weltanschauungsgehäuse. Die Frage nach dem Menschen, der "auf der Erde unter dem Himmel das Haus der Welt bewohnt" (Heidegger). - Franz Littmann
(Candida Höfer - Fotografien, Galerie Karlheinz Meyer, 20.1. bis 18.2.)