Es ist still geworden um den Konflikt zwischen den Kurden und der türkischen Staatsmacht. Das heißt aber nicht, dass er gelöst wurde. Miraz Bezar, als Sohn kurdischer Eltern 1971 in Ankara geboren, hat er nach seinem Studium an der Berliner Film- und Fernsehakademie einen Spielfilm gedreht, der ihn selbst zurückgeführt hat zu seinen kurdischen Wurzeln. In Dyarbakir, einer türkischen Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern, von denen die meisten Kurden sind, verleben die zehnjährige Gulistan und ihr kleiner Bruder Firat eine glückliche Kindheit, bis sie miterleben müssen, wie ihre Eltern bei einer nächtlichen Straßenkontrolle von der Geheimpolizei erschossen werden. Zusammen mit ihrer gerade ein paar Wochen alten Schwester finden sie zunächst Unterschlupf bei ihrer Tante, einer kurdischen Aktivistin. Doch als diese spurlos verschwindet, verlieren sie den Boden unter den Füßen, sie werden obdachlos, das Baby stirbt. Die ebenfalls verwaiste Streunerin Zelal hilft ihnen beim Überleben und eines Tages erkennen sie den Mann wieder, der ihre Eltern ermordet hat. Ein Märchen, das ihnen ihre Mutter erzählte, liefert Gulistan das Vorbild für ihre Rache. Miraz Bezar erzählt diese Geschichte überwiegend aus der Perspektive der Kinder, doch ganz hält die Inszenierung das nicht durch, es gibt auch einige Einblicke in den Alltag des Täters, der abseits seines Folterschergen-Daseins ein ganz normales Familienleben führt. Dass Bezar viel auf einmal erzählen wollte, führt zu ein paar inszenatorischen Unebenheiten, aber allein schon die großartigen Laiendarsteller, allen voran Senay Orak als Gulistan, die mit großen Augen in eine grausame Welt blickt, lassen einen diesen Debütfilm nicht so schnell vergessen.
Kinostart: 13.5.