Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 05.2010
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Jost Schneider

Maler und Musiker

„Wenn die Farben gut sind, ist es wurscht, was auf einem Bild drauf ist“.

Jost Schneider ist Maler und Musiker, so steht es auf seiner Myspace-Seite. Wenn man ihn in seinem Wohnatelier, einer früheren Bäckerei im Grötzinger Oberviertel besucht, stößt man schnell auf die Indizien für beide Tätigkeiten. An der Wand hängen Bilder, in der Ecke stehen Farben, aber auch Gitarren, auf dem Plattenteller tanzt die Nadel zu den Klängen von Frank Zappa durch die Rille.

Jost Schneider, geboren 1965 in Karlsruhe, aufgewachsen in den Dörfern um Karlsruhe, hat seine Heimat nie richtig verlassen. Nur gelegentlich für ausgiebige Reisen, zu denen er sich von seiner Freundin verleiten ließ - vom letztjährigen Australientrip zeugen die mehr als dreißig in höchst unterschiedlichem Fertigungszustand befindlichen Bilder, die an den Wänden des ehemaligen Backwarenverkaufsraum hängen und Landschaften, Fledermäuse, Gebäude, Licht und Schatten, Schlichtes oder Geheimnisvolles einfangen. Auch als er in Stuttgart studierte, war Karlsruhe der eigentliche Lebensmittelpunkt geblieben. Das Studieren immerhin diente vor allem dem Austausch mit den anderen, die wie Schneider schon früh für sich entdeckt hatten, dass sie ihre Lebenszeit vor allem mit Malen und Zeichnen verbringen wollten. Und der ernüchternden Erkenntnis, dass Kunstprofessoren und angehende Künstler auch nur ganz gewöhnliche Menschen sind. Mit wenigen hat er bis heute die Verbindung gehalten, die Bewährungsprobe jedoch galt es, nach der „tollen Zeit“ im Elfenbeinturm zu bestehen. Das Künstlerdasein ist erst einmal ein einsames und solange es an Auftraggebern mangelt weitgehend brotloses.

Da ist die Musik ein willkommener Gegenpol, eine Tätigkeit, die man selbst als Singer/Songriter in gemeinschaftlicher Tätigkeit ausüben kann, und für einen Auftritt gibt es manchmal Bares auf die Kralle. Während Jost Schneider in der Kunstszene auch heute noch „eher als Gast“ unterwegs ist, scheint der Kontakt zu der Musikerfamilie wesentlich einfacher. Doch auch mit alten Bekannten wie dem früheren Schulkamerad und heutigen Akademieprofessor Axel Heil oder Bert Kirner, mit dem Schneider lange gemeinsame Abende „verzeichnete“, ist gut gesellig sein. In jener Zeit, in der Schneider sein Atelier in der Südstadt hatte, nahm dies soviel Raum ein, dass am Abend zwei Päckchen Kaffee gemeinsam vertrunken, nichts gemalt und der Tag zusammen in der Milano Bar beschlossen wurde.

Heute schätzt er die Ruhe und Abgeschiedenheit, die ihm das sich schon am Ortseingang als „Malerdorf“ titulierende Grötzingen bietet. Hier kann er sich auf die Bilder konzentrieren, auf denen drauf sein kann, was will, weil alleine die Malerei ihre Botschaft ist. Da gibt es ein großes Gemälde mit einem weißen Kakadu, umgeben von bunten Farbtrielern, die ebenso wie das stille Tier ihre Daseinsberechtigung behaupten. Figürliches und Abstraktes finden auf dem selben Bild ihren Platz, feste Regeln gibt es nicht, es gilt jeden Tag neu zu erfinden. Jost Schneider hat auch experimentiert mit Konzepten, wie den mit Rainer Ecke organisierten „Minutes Only“-Performances, mit Skulpturalem und auch mit zeitgenössischen Medien, zurück kam er jedoch immer wieder auf Zeichenstift und Malerpinsel: „Ich finde gute Videokunst toll, ich schau mir letztendlich aber lieber ein Bild an. Nur hier findet diese tatsächliche Intimität statt. Das Bild ist geduldig und lässt sich immer wieder anschauen. In dieser entschleunigten Beständigkeit ist etwas, was nicht so vorbeihuscht wie das richtige Leben.“ Ist es in der Malerei gerade der Tunnelblick, das immer tiefere Eindringen, das ihn reizt, so liebt er an der Musik die spontane und unmittelbare Ansprache, die auf ihre Weise den Musiker und seine Zuhörer der Zeit enthebt. Die Dalai Lalas („ein Haufen letztlich zu vieler Individualisten“) oder das Künstler-Musik-Projekt Schneider & Söhne sind vergangene musikalische Stationen, ganz neu ist das mit elektronischen und akustischen Klängen frei experimentierende Trio Der Boden mit Andreas Prantner und Ritchie Stravinskie. Mit letzterem ist Schneider bei Ze Synchronizers zu Gange, einer kultigen Spontan-Synchro-Show, bei der er es gerade „für die Birne toll findet, einfach loszulassen, drauflos zu improvisieren und sich auch für einen blöden Witz nicht zu blöde zu sein.“

Im Mai kann man Jost Schneider als Musiker erleben, wenn Der Boden gemeinsam mit dem Septett Das bessere Minus im Madhouse als neue Stilrichtung zwischen Kraut-Tradition und zeitgemäßem Experiment propagiert.

> Fr., 14.5., 20 Uhr, Crazy Kong, Liststr. 24, Karlsruhe