Nein, Rookie Records ist nicht unter die Mainstream-Label für kommerziellen Teenie-Sound gegangen, bemüht sich die Plattenfirma in einer Pressemitteilung eilfertig eventuelle Fehlinterpretationen zu dementieren. Warum nur, warum´ Ihre musikalischen Vorbilder geben die beiden 16-jährigen Zwillingsschwestern Jule und Anne mit Danko Jones, Social Distortion, Anti-Flag, Kamikatze, AC/DC, Rancid, Ramones, The Unseen, Ska-P, Slime, Green Day, Tote Hosen, Sex Pistols und noch ein paar mehr an. Da kann eigentlich nichts schief gehen. Geht auch nicht. Allerdings: Teenies könnte das trotzdem gefallen, was sie da auf ihrem Debüt Nebenan abgeliefert haben, und die Musik dürfte sicher auch Liebhaber bei Freunden nicht ganz so harter Klänge finden. Darf man sagen, dass es Momente gibt, in denen sie wie Nena klingen, ohne dass sie einem das übel nehmen´
Die Nena eben, die ja auch mal in einer punk-affinen Band namens The Stripes anfing. Und damals ganz einfach nur echt unverbogen und frisch klang. Los gehts. Biestig. Persönliche Geschichten, Momentaufnahmen, Stimmungsbilder, vergleichbar mit lautstarken Blogeinträgen. Nichts Politisches. Öder Alltag, lustloser Freund. Auf jetzt, lass uns was los machen. 20 und eine halbe Minute für 10 Songs. Mit Tempo, Charme und trotz der Beschränkung aufs punkübliche Akkord-Repertoire einer ganzen Menge Abwechslung. Manchmal sogar Ansätze von mehrstimmigen Gesangsarrangements.
Darf man das´ Klar sie dürfen alles. Sie haben sich das schließlich alles selbst ausgedacht, geschrieben, arrangiert und performed. Zwei Stimmen, Gitarre, Schlagzeug, mehr brauchts nicht Heut ist wieder ein Tag, wo ich sagen kann, leck mich am Arsch, bin scheiße drauf singen sie und es klingt kein bisschen grau oder finster sondern eher nach: Scheiß drauf, morgen gehts irgendwie weiter. Nach ungefähr acht Minuten nimmt der Tonträger Fahrt auf, wird heftiger und nähert sich den von glaubwürdigen Zeugen verbürgten Live-Qualitäten der Schwestern. Aber richtig heftig zur Sache geht es erst ganz am Schluss: I hate you ist das Thema, ganze 49 Sekunden wird da rumgebrüllt, und die Gitarre ist jetzt endlich mal wirklich schmerzhaft verzerrt. Mach mein Ding, geb nie auf, steh zu mir und bin stolz darauf singen sie kurz vorher, und das klingt dann wie eine Drohung, die man gern hört. tz
> Sa 26.9., Alte Hackerei, Karlsruhe, Durlacher Allee 62, 21 Uhr