Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2009
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Schlaglichter // No 2

Ur- und Erstaufführungs- festival

„Wir hatten eine Superresonanz, sehr viele Zuschauer und einige Stücke sind heute noch im Repertoire“, blickt der Karlsruher Schauspieldirektor Knut Weber auf die Erstauflage des Erst- und Uraufführungsfestivals „Schlaglichter“ zurück, das zum Spielzeitfinale im Sommer 2007 mit einem Feuerwerk der Neukreationen einen markanten zeitgenössischen Akzent am Karlsruher Schauspiel setzte.
Da man von vornherein keinen festen Turnus, wohl aber eine Fortsetzung der Schlaglichter intendierte, sind sie nun anderthalb Jahre später in die Spielzeitmitte gerutscht, wo sie ihre vom ersten Mal bewährten Qualitäten erneut entfalten sollen. Innerhalb kurzer Zeit werden sieben bisher auf deutschsprachigen Bühnen oder noch nirgends zu erlebende brisante Theaterstücke erarbeitet und innerhalb von vier Tagen dem Publikum vorgestellt.
Als inhaltliche Klammer diente dem Dramaturgenteam des Badischen Staatstheaters diesmal die menschliche „Hybris“, ein „unglaublich aktuelles Thema, nicht erst seit der Finanzkrise“, wie Weber findet.
Mit höchst unterschiedlichen Herangehensweisen und aus unterschiedlichsten Blickwinkeln haben sich Autoren aus Irland, Norwegen, den USA, Frankreich, Österreich und Deutschland dem seit den Tagen der griechischen Tragödie quasi als Leitmotiv auf den Theaterbühnen verhandelten Moment der anmaßenden Selbstüberhebung durch den Menschen angenommen.
Ihre Stücke handeln dabei von realen Begebenheiten wie dem Irak-Krieg, den Entwicklungen in der Genforschung, dem Missverhältnis von Arm und Reich, Grenzerfahrungen beim Gipfelsturm oder variieren wie der Ire Conor McPherson in seinem Stück „Der Seefahrer“ die faustsche Frage, mit welchen Mitteln die Begrenztheit des eigenen Lebens zu überwinden wäre.
Dass bei „Schlaglichter“ die neuen Stücke zwar nicht wie bei anderen Neue-Stücke-Festivals lediglich in szenischen Lesungen präsentiert, stattdessen aber in etwa der halben Zeit einer regulären Produktion auf die Bühne gestellt werden, empfindet man am Badischen Staatstheater nicht als Nachteil: „Das ist ja das Besondere, in einer sehr kurzen Probezeit die Stücke auf ihre Qualitäten überprüfen zu können“, sagt Weber, „und das hat einen hohen Spaßfaktor.
Die Situation schafft tatsächlich eine Art kollektiven Spielrauschs, das wollten wir unbedingt erhalten.“ Nicht zuletzt, um in einer geballten Präsentation die Theatergänger anzustecken und in einen kollektiven Sehrausch zu versetzen.

George Packer „Verraten (Betrayed)“ > Do 19.2., 19.30 Uhr, Nancyhalle > Einer der führenden journalistischen Chronisten des Irak-Krieges machte aus Gesprächen, die er in einer Januarnacht 2007 mit Betroffenen in einem Bagdader Hotel führte, eines der aufrührendsten Dramen unserer Zeit, das in New York Furore machte.

Gérald Sibleyras, „Der Tanz des Albatros“ > Do 19.2., 22 Uhr, Insel > Gérald Sibleyras nimmt in seinem Stück die vielfältigsten Arten von Beziehungen auseinander und zeichnet dabei ein Sittenbild der heutigen bürgerlichen Gesellschaft mit all ihren Fehlern, Zwängen und Klischees.

Conor McPherson „Der Seefahrer“ > Fr 20.2., 19.30 Uhr, Schauspielhaus > Nach der umjubelten Uraufführung am National Theatre in London eroberte dieser „irische Faust“ den New Yorker Broadway.

Catherine Aigner „Mexico“ > Fr 20.2., 22 Uhr, Insel > Die junge deutsche Dramatikerin zeigt einen erbitterten Kampf um ein Glück, das es vielleicht nie gegeben hat.

Arne Lygre „Mann ohne Aussichten“ > Sa 21.2., 19.30, Insel > Der Norweger lieferte mit „Mama und ich und Männer“ bereits eine der aufregendsten Stückvorlagen für die erste Schlaglichter-Ausgabe.

Kai Grehn, „Der Berg, über den kein Vogel fliegt“ > Sa 21.2., 22 Uhr Schauspielhaus > Mit Grehns sprachlich überhöhtem, philosophisch aufgeladenem und gänzlich unromantischem Bergsteiger-Drama hält in der Regie des Schauspieldirektors Weber das Figurentheater Einzug auf der Staatstheaterbühne, mit dabei die beiden marotte-Protagonisten Friederike Krahl und Thomas Hänsel.

Jörn J. Burmester und Stefan Nolte, „Wild werden. Ein Notstand“ > So 22.2., 19.30 Uhr, Nancyhalle > Der Druck des mächtigen Pharmakonzerns und der Geldgeber zwingt den junge Biologen Daniel, seine Entdeckung eines Allheilmittels gegen das Verlierertum vorzeitig am Menschen zu testen. Als seine Experimente entdeckt werden, kommt es zur Katastrophe. Das Stück ist eine Auftragsarbeit für das Badische Staatstheater.