Lange bevor praktisch jeder an seinem Computer einfache Tonfolgen oder komplexe Arrangements programmieren konnte, fand der amerikanische Komponist Conlon Nancarrow (Foto Irene de Groot/Wikipedia) im hydraulischen Klavierautomaten der Firma Ampico seinen Selbstspielautomaten, der die von ihm ungeliebten Interpreten überflüssig machte und seine musikalischen Vorstellungen schier grenzenlos umsetzen ließ. Erst in den 1980er Jahren hatte der ungarische Komponist György Ligeti den Außenseiter wiederentdeckt, der am Spanischen Bürgerkrieg teilgenommen hatte und während der Kommunistenhatz in den USA nach Mexiko emigriert war. Conlon Nancarrow komponierte im 20. Jahrhundert 51 »Studies for Player Piano«, die kein Pianist aus Fleisch und Blut sondern nur ein selbstspielendes Klavier bewältigen kann. Mittlerweile ersetzt das MIDI-Piano den hydraulischen Flügel und der Computer die von Nancarrow aufwändigst handgestanzten Rollen, um seine aberwitzige Musik wie von Geisterhand spielen zu lassen. Zeitgenössische (Klavier-)Musik und die Maschine – darum geht es in diesem etwas anderen Klavierabend, an dem auch die weltweit konzertierende Pianistin Susanne Achilles mitwirkt.
> Sa 25. September 2021, 20:00 Uhr, ZKM Karlsruhe, Lorenzstraße 17