Auch im Sommersemester der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) geht es weiter mit der vom Stephan Krass und dem Adam Seide-Archiv betreuten Reihe Literatur im Blauen Salon, in der relativ junge, aber bereits in mehrfacher Hinsicht ausgezeichnete Autoren zu Wort kommen. Am 10. (19 Uhr) ist Günter Hack zu Gast. Der Wahlwiener aus Bayern leitet den Online-Technologiekanal des ORF. In seinem Debütroman ZRH läßt sich der Ich-Erzähler, ein deutscher Fotograf, auf einen merkwürdigen Handel mit einem reichen Kunstsammler aus der Schweiz ein. Der finanziert ihm größzügig ein Kunstprojekt, wenn er ihm den Film aus David Hemmings Kamera verschafft, die dieser bei den Dreharbeiten zu dem Kultfilm Blow Up dabei hatte. Der Eintritt ist wie immer frei.
Ebenfalls etabliert ist mittlerweile die Reihe Lesung Süd. Das Experiment Literarische Gesellschaft (nebst Stephanus-Buchhandlung) goes KOHI scheint zu funktionieren. Am 3. kommt mit Harriet Köhler eine weitere vielversprechende junge Autorin ins KOHI (Werderstr.47). In ihrem zweiten Roman Und dann diese Stille schildert sie, Jahrgang 1977, eine besondere Familienkonstellation über drei Generationen hinweg, bestehend aus dem steinalten Großvater, der gerade Witwer geworden ist, dem Vater, der selbst schon in Rente geht und nun wieder bei seinem Vater einzieht, und dem Enkel Nicki, der zu Besuch kommt und mit Erschrecken feststellt, wie ähnlich er seinen Altvorderen geworden ist. Nach der Lesung gibt es diesmal Funk und Soul.
Thomas Weiß ist Pfarrer in Gaggenau und Lyriker. Seine Gedichte sind der Versuch religiöse Inhalte phrasenfrei poetisch zu vermitteln. von weit heißt sein fünfter Gedichtband, den er am 12. im Literaturhaus vorstellt. Die Cellistin Dorothea Lehle begleitet ihn dabei.
Helge Timmerberg reist seit vierzig Jahren in der Weltgeschichte herum, wem er dabei begegnet, was er erlebt hat, das bannt er in fesselnde Reportagen. In seinem neuen Buch Der Jesus vom Sexshop schildert er einen Kamelritt durch die marokkanische Wüste, die Begegnung mit einem Jaguar am Amazonas und wie ihm der berühmte Autor Hunter S. Thompson (erfolglos) die Freundin ausspannen wollte. Am 18. liest der Nicht-Seßhafte aus Überzeugung im Jubez (Kronenplatz).
Liebeszorn trifft Maienschreck ist das Motto des Karlsruher Lesefrühstücks, zu dem Dr. André Richter, die eine Hälfte des Kabarettduos Kratzbürsten, am 2. (11 Uhr) ins Cafe LOC (Bahnhofsplatz 1) einlädt. Es lesen u.a.Birgit Jennerjahn-Hakenes, Lorene Ross, Birgit Böckli und Hubert Foltin. André Richter moderiert die sonntägliche Matinee und stellt lesenswerte Bücher vor.
Über das Verhältnis von Heiner Müller zu Bertolt Brecht, genauer gesagt, zu dessen Theaterauffassung, spricht am 13. in der INSEL Frank Raddatz, Redakteur der Zeitschrift Theater der Zeit und Dramaturg an zahlreichen Schauspielhäusern. Sein Buch Der Demetriusplan oder wie sich Heiner Müller den Brechtthron erschlich dürfte in Karlsruhe, der Stadt der Arbeitsstelle Bertolt Brecht, auf besonderes Interesse stoßen. Sie sehen gar nicht türkisch aus! bekommt Isin Sigel angeblich öfter zu hören. Die in Izmir geborene, gelernte Agrarwissenschaftlerin lebt und arbeitet mittlerweile als Journalistin in Stuttgart. In ihrem ersten, auf Türkisch geschriebenen Buch versucht sie gegenseitige Vorurteile abzubauen, ein anderes Bild der Türken in Deutschland zu zeichnen. Am 14. liest sie auf deutsch und türkisch in der INSEL.
Der USA-Kenner Christoph von Marschall hat bereits ein Buch über Barack Obama geschrieben, in dem er ihn als schwarzen Kennedy porträtiert. Sein neues Buch befasst sich mit der Frau an der Seite des US-Präsidenten, Michelle Obama. In der Amerikanischen Bibliothek (Kanalweg) liest er am 11. (19.30 Uhr) daraus und steht danach für eine Fragerunde in Deutsch und Englisch zur Verfügung.
Der Vorarlberger Arno Geiger ist einer der gefragtesten Autoren im deutschen Literaturbetrieb, seit er vor fünf Jahren für seinen Familienroman Es geht uns gut den Deutschen Buchpreis erhalten hat. Sein neuer Roman Alles über Sally kam sowohl bei der Kritik wie beim Publikum glänzend an. Es ist die Geschichte des Ehepaars Alfred und Sally, deren wohlgeordnetes Leben aus den Fugen gerät, als in ihrem Wiener Vorstadthaus eingebrochen wird. Auf den Einbruch folgt der Ehebruch. Sally beginnt nach dreißig Jahren Ehe ein Verhältnis mit Alfreds bestem Freund und Alfred stellt sich die Frage, wer eigentlich die Frau an seiner Seite ist. Am 11. ist Geiger auf Einladung von Die Buchhandlung zu Gast im Grünhaus der Stadtwerke Ettlingen (Hertzstr.33).
Der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel, ein gefragter Experte in Fragen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, kommt am 31. ins Grünhaus. Eigentlich wird der frühere Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft der konservativen Denkschule zugerechnet. In seinem neuen Buch Exit - Wohlstand ohne Wachstum vertritt er aber Thesen, die man eher auf linker und grüner Seite des politischen Spektrums vermuten würde. Er greift den Wachstumsfetischismus der westlichen Gesellschaften an und appelliert für Maßhalten in Zeiten schwindender Ressourcen und wachsender Bevölkerung. Karten für die Lesungen gibt es bei: Die Buchhandlung , Schillingsgasse Ettlingen.
Wenn nicht anders vermerkt, ist Veranstaltungsbeginn 20 Uhr.