Klappe auf präsentiert: Mit stetig wachsendem Zuspruch und nunmehr zum 14ten Mal geht das Karlsruher Filmfestival Independent Days (ID) in der Schauburg über die Bühne. Wie in den Jahren davor entscheidet das Publikum, welche von den Filmen, die mit ganz wenig Geld (No Budget) oder ein bisschen mehr (Low Budget) gemacht wurden, in den Finalveranstaltungen am Samstag bzw. Sonntag zu sehen sind, bei denen auch die üppig dotierten Preise verliehen werden. Um die beiden Wettbewerbsblöcke herum gibt es noch jede Menge anderer Filme in thematisch geordneten Vorstellungen zu sehen, insgesamt stehen 114 Filmproduktionen auf dem Programm. Klappe Auf sprach mit Oliver Langewitz, dem Festivalleiter.
Wieviel Einreichungen gab es in diesem Jahr und wo kommen diese her?
Langewitz: In diesem Jahr hat uns eine wahre Filmflut ereilt. Insgesamt 836 Filme aus 90 Ländern wurden eingereicht, das ist eine deutliche Steigerung zu den Vorjahren. Zum Vergleich: 2013 waren es knapp 560 Filme. Dies zeigt, dass die ID international immer populärer werden, was sicherlich daran liegt, dass wir unser Filmfestival aktiv auf internationalen Filmmärkten wie zum Beispiel der Berlinale, in Cannes oder Clermont-Ferrand bewerben. Aber insbesondere auch das Internet und die einschlägigen Filmwebsites, -blogs und -foren, in denen wir unseren Call for Submissions kommunizieren, sind sicherlich ausschlaggebend für die große Aufmerksamkeit in der Filmcommunity.
So erhalten wir Filme aus Ländern wie Spanien, Russland, USA, Frankreich, Indien, Israel, Großbritannien, Argentinien oder auch der Ukraine. Hierdurch ist es uns möglich, ein breites Spektrum des internationalen unabhängigen Filmschaffens abzubilden, stellt unsere Jury aber gleichzeitig vor eine immense Herausforderung, in knapp sechs Monaten tatsächlich alle Filme zu sichten, was aber unser Anspruch ist!
Gibt es erkennbare Tendenzen, formal und inhaltlich, in den letzten Jahren?
Langewitz: Die heutigen Technologien ermöglichen es Filmemachern, auch mit sehr geringen Mitteln technisch eine Menge aus einem eher kleinen Equipment herauszuholen. So erreicht man mit einer Digitalen Spiegelreflex-Kamera einen hochwertigen Filmlook, mit entsprechender Nachbearbeitungssoftware entstehen Filmperlen, die Hollywood-Produktionen in nichts mehr nachstehen.
Hier hatten wir vor wenigen Jahren noch eine klare qualitative Abgrenzung zwischen Video- und Filmproduktionen. Die Differenzierung vollzieht sich dann über den Inhalt, die Art der Darstellung und die Narration. Gerade vielen Filmhochschulproduktionen sieht man oft an, dass es immer mehr Studierende in Richtung Fernsehen zieht und sie versuchen, aktuelle Produktionen zu kopieren. Das stört natürlich künstlerischen Ausdruck und kreative Freiheit. Freie Filmemacher überzeugen uns dann oftmals mehr mit der Art, wie sie ihre Geschichten erzählen.
Inhaltlich erkennt man in jedem Jahr Trends, die Filmemacher greifen natürlich oftmals auch aktuelle Geschehen in Gesellschaft und Politik auf. Im letzten Jahr haben sich zum Beispiel viele des Themas „Social Media“ angenommen, vor drei Jahren wurde die Überalterungsproblematik und das Spannungsverhältnis zwischen den Generationen fokussiert. Es gibt aber auch Themen, die insbesondere die jüngeren Filmemacher praktisch seit eh und je umtreiben und sich deshalb auch in unserem Programm wiederfinden: Liebesfragen, die Angst vor Isolation und sozialer Ausgrenzung oder die Suche nach der eigenen Identität.
Welchen Programmblock oder auch Einzelfilm sollte man sich Ihrer Meinung nach unbedingt anschauen?
Langewitz: Eindeutig ist dies für mich nicht zu beantworten. Bei der Programmplanung legt unsere Jury sehr großen Wert auf die Vielfalt der Themen. Wir haben auch in diesem Jahr versucht, ein Programm zu gestalten, bei dem für jeden etwas dabei ist.
Wir haben ein Programm speziell für Jugendliche, „Teenager Stories“, möchten mit „Life is a Cartoon“ Animationsfreunde ansprechen und beleuchten mit „Willkommen zuhause – Distillery 20 Jahre Club Geschichte“ die Entwicklung der Technoszene in Deutschland. Horrorfilmfreunde kommen bei „Horror, Thrill & Zombie-Culture“ auf ihre Kosten und beim Programmblock „Der Ruf Gottes“, den wir in Kooperation mit dem Roncalli-Forum ausrichten, setzen wir uns mit aktuellen Glaubensfragen auseinander.
Erfahrungsgemäß für großen Andrang sorgen sicherlich die Wettbewerbsblöcke, unser Regionalblock „Karlsruhe&Friends“ und der nicht ganz ernstgemeinte Kurzfilmblock „Trash für eine böse Welt“. Ich denke, uns ist wieder ein bunter Mix gelungen mit Filmen der unterschiedlichsten Genres, erzählerischen Ansätzen und voller künstlerischer Innovationen.
> Mi 9. bis So 13.04.2014, Schauburg, Marienstr. 16, Karlsruhe