Auf der Bühne stand sie eigentlich schon immer. Schon seit Kindesbeinen drängte es die Karlsruherin irgendwie ins Rampenlicht. Aber auch das Schreiben, Malen und vor allem das Singen machten ihr große Freude. Als dann die Berufswahl anstand, traute sie sich zwar nicht so recht, eine rein künstlerische Ausbildung einzuschlagen, doch heute ist Patricia Keßler eines der beständigen weiblichen Gesichter auf der Sandkorn-Bühne und vor allem auch gesanglich ist sie mit ihrer wunderbaren Stimme immer eine sichere Bank.
Durch Zufall war Patricia Keßler gleich zum Start des neuformierten Sandkorns auf die Bühne geraten. Eine Kollegin war aus dem 1968er-Projekt ausgestiegen, die eigentlich als Ersatz angesagte Freundin hatte keine Zeit und so kam die damals Anfangvierzigerin zum Nachcasting. "Ich dachte, ich geh da mal hin und schau was passiert", erinnert sich Keßler, die den Autor und Regisseur Günther Knappe auf Anhieb überzeugte. "Er meinte, dass ich die Menschen berühre", so Keßler, die den gelungenen Quereinstieg als "Riesengeschenk" empfindet.
Seit 2018 ist die studierte Literaturwissenschaftlerin und Soziologin nun in der Folge jährlich in ein bis zwei Sandkorn-Produktionen zu erleben. Das Kabarett, mit dem das Sandkorn stets zum Jahresende aufwartet, ist dabei für sie so gut wie gesetzt. Da gilt es dann nicht nur zu singen, sondern auch mit einer Mischung aus Natürlichkeit und gesetztem Sprechen Pointen zu setzen. "Das fällt mir als Badenerin wegen unseres Tonfalls vielleicht ein bisschen schwerer." Dabei hat Keßler, die seit einigen Jahren auch die Öffentlichkeitsarbeit für das Theater macht, mit Martin Wacker im Haus ein prima Vorbild, das beweist, dass sich das vermeintlich schwerfällige Badisch und das kabarettistisch Zugespitzte keineswegs widersprechen müssen.
In diesem Jahr gibt es zum Jahresende eine musikalische Coaching-Kabarettshow, bei der das Publikum natürlich jede Menge zu Lachen haben wird, so Keßler. Es sei konfrontiert mit vier singenden Coaches, die die Aufgabe verfolgen, das Unmögliche möglich zu machen. Ob sie damit die Menschen die Welt in den Abgrund stürzen lassen oder am Ende die Welt retten - das möchte Keßler nicht verraten. Das Loch in der Mitte verweise auf unsere gegenwärtige Gesellschaft, in der der Lärm von den Rändern erzeugt werde und die Mitte verloren gehe, so die Spielerin und Sängerin: "Im Grunde stellt der Abend die Frage, wie wir wieder zusammen kommen können, und da kann sich viel über die Musik vermitteln."
Markus Kapp, der das Stück gemeinsam mit Autor und Regisseur Erik Rastetter erarbeitete, hat dazu zahlreiche Lieder geschrieben, die nun vom vierköpfigen Ensemble mit Cynthia Popa, Oliver Fobe, Markus Kapp und Patricia Keßler vielfach a cappella gesungen werden. Dass das Theater nicht nur mit Worten ein Verhalten für eine bessere Welt fordert, sondern auch eigene Konsequenzen zieht, ist für Patricia Keßler wichtig. So setzt Ausstatterin Eva Schwelm bei den laut Keßler "originell gestalteten" Kostümen ganz auf bereits genutzte Materialien. "Man denkt ja meist. dass nachhaltig unterwegs zu sein, viel kostet, aber Dinge wiederzuverwerten ist nicht nur umweltschonend, sondern auch noch günstig", so Keßler.
Am Sandkorn schätzt sie die tollen Kolleginnen und Kollegen, bei denen sie sich gleich zu Hause gefühlt habe, vor allem aber auch die große Nähe von Bühne und Zuschauerraum, durch die sich das Publikum mittendrin und ganz nah dran fühlen könne. Das Theater mit dem Beruf als Öffentlichkeitsarbeiterin und der Familie verbinden zu können, empfindet Patricia Keßler als großes Glück. "Mir ist aufgefallen, dass viele Künstlerinnen und Künstler keine Kinder haben. Wenn die Kinder noch sehr klein sind, ist das sicherlich sehr schwierig mit den Proben und Vorstellungen, die ja in den Abend gehen", so Keßler. Ihr gelang der Einstieg ins Theater zu einem Zeitpunkt, als die beiden Töchter bereits im Schulalter waren, und der Mann hielt ihr viel den Rücken frei. Heute sind auch ihre Töchter von der Theaterbegeisterung angesteckt. Während die Ältere bereits in der Theatertechnik mitarbeite, wolle die Jüngere demnächst im Jugendclub mitspielen. Es sei für sie einfach schön, dass die Kolleginnen und Kollegen am Theater auch so etwas wie ein große Familie seien, und man bei der Arbeit so viel Spaß zusammen habe, meint die Sängerin und Schauspielerin, über die die Theaterleiterin Daniela Kreiner sagt, dass sie wirklich für das Theater brenne.
Gruppenfoto aus "In der Mitte.." von links: Cynthia Popa, Markus Kapp, Patricia Keßler, Oliver Fobe Foto: Ingo Cordes
"In der Mitte ist ein Loch" - bis 26. Januar 2025
ab 31. Januar ist Patricia Keßler auch wieder im Komödienklassiker „Ein seltsames Paar“ zu erleben.