Mit Hildegard Knef verbindet jeder andere Erinnerungen. Für die einen klingt ihr Name nach den Chansons: Eins und eins, das macht zwei, Von nun an gings bergab oder, unvergessen nicht nur in der rockigen Version gemeinsam mit der Band Extrabreit, Für mich solls rote Rosen regnen. Andere haben die Schlagzeilen um Brustkrebs und Scheidung der Schauspielerin vor Augen. Wieder andere sehen sie nackt in dem zum Skandal gewordenen Kinofilm Die Sünderin von 1950.
Ich kannte sie zunächst als alte, unglückliche Schlagersängerin, wie sie aufgemacht mit Hüten und großen Brillen in den 80-ern im Fernsehen zu sehen war, die Dimension dieser Künstlerin war mir damals gar nicht klar, sagt Helga Fleig. Ihre Vorstellung von der Schauspielerin und Sängerin änderte sich sofort, als die 1970 geborene Regisseurin begann sich mit der Lebensgeschichte der Knef zu beschäftigen und ihre Autobiografie Der geschenkte Gaul las. Heute nennt sie die 1925 geborene Knef eine sehr intelligente, kritische und mutige Frau.
Insbesondere deren Humor, Chuzpe und Schlagfertigkeit will Fleig in ihrem Stück zeigen, das sie am Kammertheater über die 2002 verstorbene Künstlerin inszeniert.
Mit dem Song Ne Dame werd´ ich nie beginnt der Abend, und er gibt ihm auch den Titel. Ich finde er passt zu ihr, sagt Helga Fleig voller Bewunderung für die herbe Schönheit mit der eigenwilligen Stimme, der es gelang, als Deutsche Mitte der 50-er zwei Jahre lang am Broadway in einer Hauptrolle zu brillieren. Der Regisseurin ging es darum die szenische Biografie flott, lebendig und charmant zu gestalten, während die Nöte der von Schicksalsschlägen zerrissenen Seele in den Chansons aufscheinen.
Im Spiel der Darstellerin Franziska Ball spiegeln sich die Erfolge und Misserfolge, die privaten und beruflichen Lebensstationen und die Persönlichkeit der Knef, emotionales Geschehen vermengt sich mit Dokumentarischem. Bühnenpartner Mathias Hermann sowie wechselnd Marty Jabara und Ari Mog am Klavier geben den Erzähler, die Ehemänner und Produzenten der Knef, wobei in den kreativen Proben, so Fleig, auch improvisiert wirkende, witzige Szenen entstanden, in denen die Darsteller über die Schwierigkeit streiten eine Biografie mit all ihren Höhen und Tiefen auf die Bühne zu bringen. Die ganze deutsche Nachkriegsgeschichte könnte man anhand ihres Lebens erzählen, sagt Fleig über den ersten großen deutschen Nachkriegsstar. afr
> Premiere am 16.1., 19 Uhr, weitere Termine am 17., 20.-23. und 27.-31.1., Kammertheater Karlsruhe, Herrenstr. 30/32, www.kammertheater-Karlsruhe.de.