Das 20. Stummfilmfestival Karlsruhe findet vom 07. bis 12. Februar statt und steht unter dem Motto „Kino-Landschaften“. Bei der festlichen Eröffung am Dienstag im Stephanssal wird das russische Stummfilmdrama „Das neue Babylon“ von Grigori Kosinzew und Leonid Trauberg aus dem Jahr 1929 gezeigt, der zur Zeit der Pariser Kommune spielt. „Das neue Babylon“ heißt das Großkaufhaus in Paris, in dem Louise als Verkäuferin angestellt ist. Sie engagiert sich bei der Commune, die Jean, ein unpolitischer junger Mann vom Lande, als Soldat in der von der französischen Regierung kontrollierten Armee zu bekämpfen hat. Beide sind in einander verliebt, obwohl sie auf verschiedenen Seiten stehen. Das Kammerorchester am KIT unter der Leitung von Francois Salignat begleitet den Film live mit der originalen von Dmitri Schostakowitsch zum Film komponierten Musik (07.02./19:30 Uhr). Der experimentelle Dokumentarfilm „Berlin – Sinfonie einer Großtstadt“(1927) von Walther Ruttmann, der den Tagesablauf der Metropole Berlin der späten 1920er Jahre thematisiert wird, ist tags darauf als „Stadtlandschaft“ in der Kinemathek zu sehen, für die passende musikalische Untermalung sorgt die Komponistin und Computermusikerin Jia Liu (08.02./21:00 Uhr).
Auf Einladung des Stummfilmfestivals gastiert ein Gruppe vom Schülerinnen und Schülern des Liceo Cavour und Conservatorio de Torino in Karlsruhe, die in wechselnden Besetzungen die drei Kurzfilme „Le Bellezze d´Italia“, „Aszensione Monte Cervino“ und „Durch das Albtal nach Sankt Blasien“ sowie René Clairs „Paris Qui Dort“ bei deren Aufführung im Ständesaal begleiten wird. Wenn alles schläft, ziehen der Wächter des Eiffelturms, der Pilot eines Flugzeugs und seine Passagiere, darunter ein Dieb, der ihn begleitende Polizist und ein Milliardär, allein durch die Stadt: In René Clairs Debütfilm (1925) versetzt ein verrückter Wissenschaftler ganz Paris in einen Dornröschenschlaf, nur ein paar Menschen sind bei Bewusstsein. „Paris Qui Dort“ ist ein Klassiker des surrealistischen Films, der den Gedanken durchspielt, was passiert, wenn die pulsierende Großstadt Paris plötzlich in einen Tiefschlaf verfällt (10.02./19:00 Uhr).
Zum Abschluss des diesjährigen Stummfilmfestivals wird im Stephan-Saal das Filmdrama „Zemlja/Erde“ des ukrainischen Regisseurs Oleksandre Dowshenko aus dem Jahr 1930 gezeigt, das vom Trio Transformer, Lui Hui Chun Lin (Violoncello), Sabine Zimmer (Klavier /piano) und Klaus Roth (Vocals, Percussion), untermalt wird Zwei Jahre vor der Hungerkatastrophe in der Ukraine entstanden, die mittlerweile als „Holodomor“ bekannt ist, handelt der Film letztlich von der Ursache der Hungersnot: der von Moskau angeordneten Zwangskollektivierung (11.02./21:00 Uhr). Als Zugabe sind tags darauf im Stephan-Saal Scherenschnittfilme von Lotte Reiniger zu sehen (12.02./15:00 Uhr).
Infos:
stummfilmfestival-karlsruhe.de