"Kein Shakespeare, aber William", das ist der Facebook-Slogan des neuen Kammertheater-Intendanten, der auch sonst ein gewitzter Zeitgenosse zu sein scheint.
William Danne stammt aus dem sauerländischen Arnsberg, spielt seit Kindesbeinen an Theater, ist ein ausgebildeter Musicaldarsteller, er führt Regie und schreibt eigene Stücke. Jetzt folgt er im fließenden Übergang als Intendant auf Ingmar Otto, der ans Grenzlandtheater nach Aachen zieht. Anders als seinen Vorgänger wird es den 36-Jährigen im Kammertheater auch selbst auf die Bühne ziehen, erstmals zu erleben am 22. April in der weltweit erfolgreichen Komödie "Das perfekte Geheimnis", deren arabischsprachige Netflix-Verfilmung in Ägypten gerade für große Aufregung sorgt. Klappe auf unterhielt sich mit dem frischgebackenen Theaterleiter.
Herr Danne, wie ist ihr erster Eindruck von der Fächerstadt?
Danne: ich bin sehr erstaunt, wie jung und dynamisch die Stadt wirkt. Als ich ankam, war ich sofort von der Architektur geplättet. Mir wurde schon gesagt, dass ich zum rechten Zeitpunkt hier ankam, da die ganzen Baustellen weggeräumt wurden, und sich die Stadt mir sozusagen auf dem Präsentierteller darbietet. Auch wenn ich im Vorfeld nur das Kammertheater kannte, das in unserer Branche einen sehr guten Ruf genießt, wusste ich nach meiner Ankunft sofort, dass ich hier gerne die nächsten fünf bis zehn Jahre verbringen kann. Mit ihren Studierenden, der Urbanität und den breiten Fahrradstraßen merkt man, dass diese Stadt lebt.
In Ihrer Selbstdarstellung heißt es, dass Sie schon im Hühnerstall ihrer Eltern Sketchabende inszeniert hätten. Später folgte die Ausbildung zum Musicaldarsteller. Was bedeutet das Theater für Sie?
Danne: Theater bedeutet, das Innere nach außen zu kehren, Kopf und Herz, Geist und Emotion zu bewegen. Manchmal denke ich, dass ich im geschützten Raum der Bühne besser zurecht komme, als im wirklichen Leben, wo man mit Steuererklärungen und jeder Menge anderem konfrontiert ist, dem ich freilich jetzt als Intendant auch ins Auge blicken muss. Es gibt viele Dinge, die ich lernen muss, aber da freu ich mich auch drauf.
Sie sind hauptsächlich im Musical und dem Boulevardtheater zu Hause. Welche neuen Impulse möchten Sie für das Kammertheater setzen?
Danne: Da denke ich an Kooperationen, etwa mit dem Hamburger Schmidt Theater, wo ich ja zuletzt herkomme. Die sind auch sehr musikalisch und komödiantisch unterwegs und da würde ich mich über eine Zusammenarbeit sehr freuen. Ansonsten ist es mir ein Anliegen, auch jüngere Menschen ins Theater zu bekommen. Aber da hat Ingmar Otto ja mit sehr jung gedachten Stücken wie gerade "Bed of Roses" schon einiges auf dem Weg, was ich gerne fortführen möchte.
Neben dem Spielen und Inszenieren schreiben Sie - wie Ihr Vorgänger Ingmar Otto - auch selbst Bühnenstücke. Die 2017 selbstproduzierte Bauernhof-Komödie „Käthe holt die Kuh vom Eis“ gilt als Ihr Erfolgsstück, sie war unter anderem auch am legendären Schmidt Theater erfolgreich. Werden wir dieses MUH-sical auch In Karlsruhe erleben?
Danne: Nun, das ist schon möglich. Ich denke aber auch an ein Stück wie "Königin von Deutschland", das von einem Aufeinandertreffen verschiedener regionaler Produktköniginnen handelt, also etwa einer Braunviehkönigin, der Weißwurstkönigin und der Kartoffelkönigin, die nacheinander von der Bildfläche verschwinden. Ich denke, das könnte prima ins K2 passen.
Singen, Tanzen, Schauspielen, Schreiben, Inszenieren - was machen Sie im Theater am Liebsten? Und was nach Feierabend?
Danne: Tja, nach Feierabend bleibt nicht mehr allzu viel. Die Corona-Zeit fiel mir ja gerade deshalb so schwer, weil ich alle meine Hobbys zum Beruf gemacht habe. Was ich davon am liebsten mache, das hängt ganz vom jeweilige Stück ab. Mal ist es eine Rolle, die mich fasziniert und die ich gerne selbst spielen möchte, mal ist es ein Stück, das ich unbedingt auf die Bühne bringen möchte. Das ist sehr ambivalent und oft vom Bauchgefühl abhängig.