Manchmal ist es gar nicht so schlecht, sich an die Wurzeln des Theaters zu erinnern und wie im Mittelalter die Schausteller und die Theaterleute über die Märkte fuhren, so begab sich das Kammertheater im Sommer pandemiebedingt mit einigen seiner Erfolgsstücke und deren Darsteller sowie einem LKW mit Bühnenbild und Technik auf große Open-Air-Tour durch Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Stationen dieser Reise waren u.a. Kloster Schussenried, Kirchheim unter Teck, Aulendorf, das Strandbad in Meersburg am Bodensee und immer wieder der Schlossgarten in Durlach, der auch Startpunkt gewesen war. Wenn das Publikum nicht ins Theater darf, muss das Theater eben zum Publikum kommen. Die Resonanz sei hervorragend gewesen, so Intendant Ingmar Otto, die Aufführungen trotz wechselhaften Wetters gut besucht. Außerdem sei es gelungen, dem Kammertheater ein neues Publikum zu erschließen. Die Durlacher Bürgermeisterin Alexandra Ries zeigte sich jedenfalls so begeistert von den Aufführungen, dass sie dem Kammertheater auch weiterhin Freilichttheater im Schlossgarten während der Sommermonate anbot.
Ab September ist endlich wieder Theater im Theater möglich, live und vor Ort, für Geimpfte, Getestete und Genesene.
Als erste Premiere der neuen Spielzeit steht am 17. September im K1 "Oh Alpenglühn“ (Foto) auf dem Programm. Die musikalische Komödie von Mirko Bott, die eigentlich schon in der letzten, ausgefallenen Spielzeit gezeigt werden sollte, eine Kooperation mit der Comödie Dresden, wird von Nik Breidenbach inszeniert.
Als divenhafter, aber liebenswerter Schlagerstar, der sich in den Bergen eine Auszeit gönnt, um dem Stress der Stadt und mit (Noch-)Ehemann und Manager zu entfliehen ist Charlotte Heinke zu sehen, die im Kammertheater in "Höchste Zeit“ als Braut zu erleben war, ihr Gegenpart, der Hinterwäldler Poldi, auf den sie in der Alpenidylle trifft, wird von Benjamin Sommerfeld gespielt, den Kammertheater-Zuschauerinnen und Zuschauern aus dem satirischen Musical "Sarg niemals nie“ kennen. Ein turbulenter Liebesreigen zweier unterschiedlicher Charaktere beginnt.
So unterschiedlich wie die beiden Protagonisten ist auch die Musik, die sie beim Sich-Näherkommen begleitet: Frl. Menkes NDW-Hit "Hohe Berge“ ist ebenso dabei wie der "Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauss, Gittes "Ich will alles“, Andrew Lloyd Webbers "Mehr will ich nicht von dir“, "The Time Of My Life“ aus "Dirty Dancing“ und der Alpen-Klassiker "La Montanara“.
Auch die Freilichttheater-Tour läuft noch bis Oktober weiter, gespielt wird in Dobel, Landau und Malsch. Da die Besetzungen der Stücke sich nicht überschneiden würden, sei laut Ingmar Otta es aber kein Problem, dass Open-Air-Veranstaltungen und regulärer Spielbetrieb im K1 eine Zeit lang parallel laufen würden.
Im Oktober folgt die Burlesque-Komödie "Scharfe Brise – die Rettungsschwimmer vom Tit(t)isee“ von Christian Kühn. Um der drohenden Arbeitslosigkeit aufgrund sinkender Besucherzahlen zu entgehen, planen drei Rettungsschwimmer eine "Boy-lesque“-Show mit viel nackter Haut.
Ein Stück, das zu einem heißen Dauerbrenner im Kammertheater werden könnte.
Um eine romantische Hochzeit mit einer italienischen Großfamilie und spießbürgerlichen deutschen Schwiegereltern geht es im Musical "Ciao Bella – Ich heirate eine Familie“, das Ende Oktober Premiere feiern wird. Weihnachtlich und unterhaltsam mit viel Live-Musik geht es zu in der Komödie "Die Weihnachtsfeier“, die im Dezember erstmals auf dem Programm steht, im neuen Jahr kommen Krimi-Freunde bei "Achtsam morden“ nach dem Bestseller-Roman von Karsten Dusse auf ihre Kosten.
Weiter Premieren folgen mit der Komödie „Das perfekte Geheimnis“, die vielen durch die Verfilmung mit Elyas M Barek, Karoline Herfurth und Wotan Wilke Möhring bekannt sein dürfte und "Dinner Für Spinner“ von Francis Veber, dem Erfolgsautor von "Ein Käfig voller Narren“. Die TV-Stars Hugo Egon Balder und Rene Heinersdorf, die zuletzt in "Aufguss“ zusammen im Kammertheater zu sehen waren, spielen in der Komödie (ab 18. Januar) "Komplexe Väter“ zwei Väter – den biologischen und den sozialen - die unterschiedlicher nicht sein könnten, an der Seite von Jochen Busse.
Außerdem steht in der neuen Spielzeit das auf der Bühne im Freien erprobte Kinderstück "Bremen sucht seine Stadtmusikanten“ nach dem Märchen der Gebrüder Grimm auf dem Programm. „Märchen sind meist doch sehr gewalttätig und blutig, wir haben die Geschichte also etwas abgewandelt“, verrät Ingmar Otto. „Hier beschweren sich die Nachbarn wegen des Lärms, den die Tiere machen, also machen diese sich auf nach Bremen, um bei der Casting-Show "Bremen sucht die Stadtmusikanten" mitzumachen. Es war schön, mitanzusehen, wie die Kinder bei den Vorstellungen mitgemacht haben.“
Er selbst würde sich besonders auf „Gottes Lebenslauf“ mit Dieter Hallervorden freuen, so Otto weiter. Es sei ursprünglich geplant gewesen, das Stück als deutsche Erstaufführung im Kammertheater zu zeigen, es auszuprobieren, um es dann in Hallervordens Schlossparktheater in Berlin zu zeigen. Bedingt durch die Pandemie sei es nun aber genau andersrum gekommen, erst Schlossparktheater, dann Kammertheater.
Daneben wird es wie gewohnt viele Wiederaufnahmen beliebter Stücke wie „Comedian Harmonists“, „Show Must Go On“ und „Bed Of Roses“ geben.
kaho
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