Kurzfilme ohne, mit geringem oder mit größerem Budget, auch längere Filme – Hauptsache unabhängig und jenseits des Mainstream. In diesem Jahr feiert das Independent Days Filmfest seinen 20. Geburtstag und zu sehen sind 162 Filmproduktionen aus 40 Ländern, darunter auch zahlreiche Welt-, Europa- und Deutschlandpremieren. Die Schwerpunkte liegen in diesem Jahr bei einer klaren Positionierung gegen Extremismus, gegen die Ausgrenzung von Minderheiten, dem Umgang mit Fakenews und Medienzensur.
So interviewt die Moderatorin einer politischen Talkshow im deutschen Film „Schwarz auf Weiß“, der bei der Opening Gala - die Einblicke in die Ausrichtung des Festivals gibt - (01.04./17:00 Uhr) einen korrupten Politiker und beginnt an der Glaubwürdigkeit der Informationen zu zweifeln, die sie von ihrem Redakteur bekommen hat. Im russischen Film „A Historical Mistake“ (01.04./21:15 Uhr) wird jemand entlassen und jemand anderes verführt und eine andere Person ermordet und alles fügt sich zusammen.
In „Abe´s Story“ (03.04./23:15 Uhr), einem irischen Kurzfilm hat ein irischer Schriftsteller im viktorianischen London eine Idee für einen genialen, wenn auch überaus blutigen Roman. Der australische Film „The Validation Of Violet Worth“ (05.04./19:15 Uhr) ist eine Europapremiere und handelt von dem Druck, der durch die Sozialen Medien verursacht wird.
Die Spannbreite der von der Jury ausgesuchten Filme ist groß und umfasst Romanzen, Komödien, Dokumentationen und Surrealistisches, aber auch Thriller, Horror und Trash.
Im Gespräh mit Festivalleiter Oliver Langewitz s (Foto links)
20 Jahre Independent Days: Wie hat alles angefangen? Wie hat sich das Festival entwickelt?
Angefangen hat es im Festsaal des Studentenhauses an der Universität Karlsruhe 1998. Damals war die Festivalarbeit noch eine ganz andere, da man Filme durch direkte Kontakte zu Filmemachern, Produktionsfirmen und Filmhochschulen erhielt. Dann zogen wir nach 2003 in den Tempel um, und nach einem ersten Versuch, parallel zum Tempel in der Kurbel Filme zu zeigen, fanden wir dann 2007 mit der Schauburg ein Kino, das perfekt zu unseren Anforderungen passte, die Filme in höchster Projektionsqualität in einem Kinoambiente zeigen zu können.
Der Auswahlprozess vollzog sich in den ersten Jahren auch nicht digital wie heute, sondern wurden uns die Sichtungskopien auf VHS-Kassetten in unser damaliges Büro im Gewerbehof geschickt. Auch die Filmzahl, die eingereicht wird, hat sich stark vergrößert, was ich auch an der digitalen Demokratisierung des Filmsystems festmache. Filmtechnik ist heute auch für unabhängige Filmemacher deutlich erschwinglicher, sodass es immer mehr Nachwuchsfilmern ermöglicht wird, qualitativ hochwertige Filme zu produzieren. Angesichts dessen hat sich auch das Festival prächtig entwickelt, wobei wir auch immer stärker in neue Narrationsrichtungen schauen wollen, die in den nächsten Jahren sehr stark zunehmen werden. So bieten wir hier auch extra einen VR- und AR-Workshop an, in dem zwei spannende Projekte vorgestellt werden.
Ebenfalls zugenommen hat über die Jahre die Zahl der Filmpreise, die wir dank unserer Partner und Förderer, zum Beispiel die Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe, die Stadt Karlsruhe, die Messe Karlsruhe oder das Roncalli-Forum und die Vollack Group ausloben können. Besonders freue ich mich, dass wir im letzten Jahr unsere Award-Trophäe KARLINA, unseren Festivalmops etablieren konnten. Die Unterstützung unserer Kooperationspartner ist sehr groß, sodass wir mittlerweile über 40 Partner haben, die die Independent Days tatkräftig in unterschiedlichster Weise unterstützen. Gleich geblieben oder eher zurück gegangen ist leider die Zahl der Ehrenamtlichen, die uns in der Organisation unterstützen. Dennoch schaffen wir es dank der Unterstützung einiger eingefleischter Filmenthusiasten, die über 1.650 Filmeinreichungen zu sichten, das Programm zusammenzustellen und ein Festival zu präsentieren, das zu einem der wichtigsten europäischen Independent-Filmfestivals zählt, was unser EFFE-Label der EU beweist.
Gibt es einen Programmblock oder einen Film, der Ihnen besonders am Herzen liegt?
Ich freue mich, dass die Independent Days ein sehr vielfältiges Programm anbieten können, bei dem für jeden Filmfan etwas dabei sein dürfte, seien es Dokumentationen, oder Horrorfilme, seien es India Shorts oder afrikanische Kurzfilme, wohlgemerkt von einem Kontinent, auf welchem es Filmschaffende eher schwer haben. Besonders freue ich mich auf die Rahmenprogramme, in denen wir den vielen angereisten Filmemachern Tipps für ihre weitere filmische Arbeit geben können. Und ich freue mich besonders auf den Best Of-Sonntag, bei welchem wir zum einen die besten Kurzfilme des Festivals abends um 21:15 Uhr zeigen werden, insofern spannend, als dass das Programm erst während des Festivals feststehen wird, nach der Preisverleihung am Samstagabend. Und das gilt natürlich auch für das Finale des Publikumswettbewerbs, dessen Programm erst am Freitagabend feststehen wird. Genau das macht den Reiz unseres Festivals aus, zu beobachten, welche Filme vom Publikum oder unseren einzelnen Award-Jurys goutiert werden.
kaho
Mi 01. bis So 05. April 2020, Schauburg, Marienstr. 16, Karlsruhe