Gutgelaunt ins Fettnäpfchen
Lena ist Mitte 30 und noch Single. Sie selbst würde das vielleicht nicht groß stören, aber ihre Mutter weist Lena stetig auf die tickende biologische Uhr hin und der Freundeskreis wächst unermüdlich durch Angeheiratete. „Sie hat halt noch nicht den richtigen gefunden, der sie so akzeptiert, wie sie ist“, sagt Schauspielerin Saskia Dreyer über die Figur, an der sie im neubezogenen Probenraum neben der Kammertheaterzweitspielstätte K2 probt. „Sie ist eine ehrliche Seele, aber gerade, weil sie sich selbst treu bleiben will und sich nicht verstellen kann, gerät sie bei der Partnersuche immer wieder in Fettnäpfchen“, sagt Dreyer über Lena, um die herum Kammertheater-Intendant Ingmar Otto ein Musical gebaut hat, das ganz auf die Musik der 80er und 90er Jahre setzt.
Ob sich Lena bei der Single-Party anbaggern lässt, im Supermarkt flirtet, beim Speed-Dating ihre Gegenüber im Schnelldurchgang testet, im Museum ein kultiviertes Gegenüber sucht oder in der Sauna für die Liebe schwitzt, stets ist einer der unvergänglichen deutschsprachigen Hits zur Hand, der die Spielhandlung kommentiert oder vorwärts treibt. Mit 99 Luftballons und Co. hatte Saskia Dreyer, selbst ein Kind der 80er Jahre, bislang nichts am Hut und fand Mode und Musik jener Tage ganz furchtbar. Sie war durch die musikalische Vorliebe ihres Vaters eher mit den Beatles groß geworden und hatte sich in jungen Jahren für Elvis begeistert.
Doch bei der Beschäftigung mit den Gassenhauern der Neuen Deutschen Welle, aus deren Fundus sich „Single Party“ vor allem bedient, wurde die junge Schauspielerin von einer Qualität überrascht, die vermutlich den bis heute anhaltenden Erfolg dieser Musik begründet: „Es ist schon eigenartig, dass jeder von uns jedes einzelne dieser Lieder wirklich kennt, und - ganz egal, wie man sich auch darüber lustig macht - am Ende sitzen alle da und haben gute Laune. Das hatte ich zuvor so nicht gedacht.“ Einen persönlichen Ohrwurm fand die gebürtige Bremerin schnell: „Nena war nie mein Fall, aber abgesehen von der Art, in der sie es singt, ist 99 Luftballons ein wahnsinnig schönes Lied mit einer tollen Botschaft.“ Für Dreyer ist „Singleparty“ in Karlsruhe ihr erstes freies Engagement, nachdem sie zuletzt im Ensemble der Uckermärkischen Bühnen in Schwedt Rollen wie die Cordelia in Shakespeares „Lear“ oder Lady Milford in Schillers „Kabale und Liebe“ spielte.
„Ich habe mich auf die Ausschreibung beworben, bin von Berlin angereist, um ganz klassisch vorzusprechen, und habe mich dann riesig gefreut, als Ingmar Otto anrief und sagte, dass sie mich wollen“, sagt Dreyer. „Es war klar, dass diese Rolle jemanden mit viel Talent für Slapstick braucht, eine Spielerin, die so beherzt in Fettnäpfchen springt, dass es weh tut. Entweder man kann das oder man kann es nicht. Bei Saskia Dreyer scheint das ein angeborenes Talent, zudem ist sie eine sehr gute Sängerin“, begeistert sich Ingmar Otto nach drei Probenwochen für seine geglückte Wahl. Frech, schnell, ein bisschen überdreht, selbstironisch und fantasieanregend will er sein Stück auf die Bühne bringen: „Es soll aber auch ein bisschen ermutigen und zeigen, dass es sich lohnt etwas Vertrauen zu investieren und sich auf jemanden einzulassen.
(Foto v.l. : Saskia Dreyer, Eva Brunner, Anna Greis)
> Party zur Singelparty: am Sa 21. Februar gibt es nach der Vorstellung eine echte Party mit DJ im Foyer des K2 Theaters
> „Singleparty“, Uraufführung 7. Februar 2015, Vorstellungen 8. Februar bis 3. April, K2, Kreuzstraße 29, Karlsruhe, Mi bis Sa jeweils 20 Uhr, sonntags 18.30 Uhr