Uraufführung nach Martin Suter > „Natürlich ist es eine Krux, eine Geschichte mit 20 Figuren zu haben, und auf der Bühne hat man nur eine Schauspielerin zur Verfügung“, lacht Erik Rastetter über die Herausforderung den Bestseller des Schweizer Erfolgsautors Martin Suter für die Bühne einzudampfen. Doch am Anfang standen für ihn und die Schauspielerin Susanne Buchenberger nun einmal die Idee, gemeinsam einen Soloabend zu erarbeiten. Und dann waren die beiden auf den 2006 entstandenen Roman gestoßen worden und hatten entdeckt, was für eine Bombenrolle er für eine Darstellerin bietet. „Der Teufel von Mailand“ erzählt in der Form zwischen Gruselgeschichte und Psychothriller die merkwürdigen Erlebnisse von Sonja, einer unter synästhetischen Wahrnehmungsstörungen leidenden Physiotherapeutin, die ihrem alten Leben entfliehend in einem neuaufgemachten Wellness-Hotel in den abgelegenen Schweizer Bergen landet und dort mehr als rätselhaften Phänomenen ausgesetzt ist, die schließlich ihr Leben bedrohen. „Sie ist eine aus einfachen Verhältnissen stammende Frau, die durch ihre Heirat in eine von einer strengen Patriarchin bis ins Intimste dominierte Familie kommt und lernen muss, sich in der Welt der Banker zu bewegen. Beim Versuch aus diesen Zwängen auszubrechen, verletzt sie auch das letzte Tabu dieser Familie und will sich scheiden lassen“, beschreibt Susanne Buchenberger die Ausgangssituation der von ihr gespielten Frauenfigur, die nach einem Tötungsversuch durch ihren Ehemann beschließt, zu verschwinden, um ein neues Leben zu beginnen. Die Auseinandersetzung mit der letztlich für Sonja lebensrettenden Wahrnehmungsstörung, die Sonja Farben fühlen, Formen schmecken und Geräusche sehen lässt, ist denn auch eines der Motive, die den vielschichtigen Roman für Erik Rastetter besonders reizvoll machen. Er hat die Erzählungslinien auf den Kern hin entschlackt, ohne auf eine Fülle von angesprochenen Themen zu verzichten: „Es ist ja gerade der unglaubliche Vorteil des Theaters, dass auf der Bühne mindestens ein lebendiger Mensch steht, der durch seine Präsenz in der Lage ist, eine höchst komplexe Geschichte zu erzählen, die sich in seiner Person verdichtet. Wenn das Theater Kino imitiert wird es schwierig, hingegen kann es mit Leichtigkeit schaffen, mit einem Augenaufschlag eine ganze Welt entstehen zu lassen.“ Keine Frage, dass Susanne Buchenberger eine ist, der dieses Theaterwunder gelingen kann. In „Frau Müller muss weg“ brilliert sie am Karlsruher Sandkorn-Theater in der tragenden Titelrolle ebenso wie als Katharina Blum. Nun kommt also noch die Sonja hinzu, deren Gegenüber nur als Stimmen akustisch erlebbar werden. Zusammen mit minimalen Requisiten, Räume schaffenden Geräuschen und skizzenhafter Musik wird Buchenberger mit einer spannenden Geschichte das Kopfkino bei ihrem Publikum in Gang setzen, bei dem sich die vielen Puzzleteile zu einer Geschichte zusammensetzen. Ob sich dabei für jeden die selben Schlüsse ergeben, lässt Erik Rastetter bewusst offen: „Es ist doch eine der schönsten Seiten des Theaters, dass 100 Zuschauer in derselben Vorstellung nicht selten 100 verschiedene Stücke gesehen haben.“
> Uraufführung Do 12. März 2015, Sandkorn-Studiotheater, Karlsruhe, Kaiserallee 11, 20.15 Uhr