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Eva Brunner als „Diva der falschen Töne“

Kein Alltagscharakter

In den vergangenen beiden Jahrzehnten fasziniert die außergewöhnliche Person der amerikanischen Mäzenin und Amateursängerin Florence Foster Jenkins immer wieder die Menschen. Um die Jahrtausendwende entstanden gleich vier Theaterstücke über die „Diva der falschen Töne“, die 1944 für ein Konzert die New Yorker Carnegie Hall gemietet hatte und wenige Wochen später vermutlich aus Gram über das Gelächter, das sie mit ihrem weder Ton noch Rhythmus treffenden Gesang hervorgerufen hatte, starb. 2016 widmeten sich drei Filme, unter anderem mit Meryl Streep, der „Königin der falschen Töne“, die nun im Stück „Glorious“ auf die Bühne des K2 kommt.

„Wir hätten dieses Stück nie ins Programm genommen“, sagt Kammertheaterintendant und Regisseur Ingmar Otto, "wenn wir mit Eva Brunner nicht so eine Superbesetzung für die Hauptrolle hätten.“ Zum Probenbeginn des Stücks, das am 15. Februar Premiere feiert, unterhielt sich Klappe Auf mit der aus Österreich stammenden Schauspielerin, die in den vergangenen Jahren an der Karlsruher Bühne zum Publikumsliebling avancierte.


Frau Brunner, was reizt Sie besonders an der Rolle der Florence Foster Jenkins?

Eva Brunner: Das ist diese unbeirrbare Hingabe, mit der sich diese Frau allem zum Trotz der Musik widmet und auch noch Leute überzeugt, dabei mitzumachen. Ihr Gesang war ja durchaus erstaunlich. Wenn man heute ihre Aufnahmen hört, geht das weit über den Gag hinaus und ist auf Dauer auch richtig quälend. Auf so jemanden trifft man nicht alle Tage. Das ist auf alle Fälle kein Alltagscharakter, der hinter dieser Bühnenfigur steckt.

Ist es nicht ein wenig gefährlich gegen Meryl Streep anspielen zu müssen?

Brunner: Auf keinen Fall. Ich habe mit Wonne ihren Film gesehen und sie macht das so toll. Aber ich muss nun selbst herausfinden, wie das mit mir geht. Streep hat in einem Interview gesagt, dass sie es sehr schwierig fand, die Lieder so schön falsch zu singen. Das wird mir nicht schwer fallen, das werde ich mit Leichtigkeit und Fröhlichkeit angehen, denn ich bin kein Sopran und muss bei den hohen Tönen eh über meine Grenzen gehen.

Welche Bedeutung hat Karlsruhe mittlerweile in ihrem Berufsleben?

Brunner: Naja, eine starke Bedeutung. Mir gefällt diese Stadt, die von meinem Wohnort Berlin richtig entspannt, und ich habe Freunde hier. Nach vielen Jahren in festen Engagements habe ich hier - mehr oder weniger zufällig mit „Heiße Zeiten“ nach Karlsruhe gekommen - entdeckt, welchen Spaß es mir macht, musikalisch und komisch die Kunst der Leichtigkeit zu pflegen. Das taugt mir heute sehr. Als junge Schauspielerin hatte man da mehr Wert auf dramatische Tiefe gelegt.

In Karlsruhe sind Sie vor allem als glänzende Komödiantin bekannt. Ist das nicht ein bisschen einengend, solch ein Fach zu bespielen?

Brunner: Die Rolle der Foster-Jenkins ist ein prima Beispiel, dass in der Komödie auch viel Tragik liegt. Etwa der Aspekt, dass sie von ihrem ersten Mann nicht viel mehr als die Syphilis mitnahm, was mutmaßlich ihre musikalischen Fähigkeiten zerstörte, das hat ja eine sehr tragische Dimension. Im Komischen das Tragische zu entdecken und in der Tragödie die Komik herauszuarbeiten, das interessiert mich sehr.

In Karlsruhe haben Sie auch begonnen, Regie zu führen. Selbst spielen und Regie führen, sind das für Sie mittlerweile zwei Seiten einer Münze?

Brunner: Da wäre ich selbst eigentlich nicht auf die Idee gekommen, es war ein großer Vertrauensvorschuss, den ich hier erhielt. Regie zu führen ist eine sehr spannende Aufgabe, die einen anderen Blickwinkel und eine ganz andere Energie erfordert als das Selbstspielen. Ich bin keine, die sich eine Konzeption am Reisbrett ausdenkt, sondern verstehe mich als beobachtende Anwältin, die versucht herauszufinden, was die Spieler brauchen, um auf der Bühne gut rüberzukommen, und was das Publikum braucht, um die Spieler zu verstehen. Als Regisseurin bewundere ich sehr, was die Schauspieler zu leisten haben. Aber auf das Spielen selbst verzichten, das wollte ich nicht.

Mit dem Soloprogramm „Leck Oasch“ pflegen Sie das lokale Kolorit ihrer österreichischen Heimat. Welche Rolle spielt Österreich für Sie?

Brunner: Es war eher Zufall und auch Glück, dass mich mein Berufsleben nach der Ausbildung in Salzburg vor allem nach Deutschland führte. In der österreichischen Szene bin ich überhaupt nicht vernetzt. Aber die Heimat bleibt etwas, von dem ich von Herzen gerne floh, das ich aber auch von Herzen vermiss’.


> Premiere Freitag 15.02.2019 um 20:00 Uhr. Weitere Aufführungen siehe Terminkalender, Kammertheater im Theatersaal K2, Kreuzstraße 29, Karlsruhe

K2

Kreuzstr. 29

76133 Karlsruhe

| Infos

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