Mit dem neuen Jahr hat sich der Mitbegründer und langjährige Chef über die Puppen im Karlsruher Theaterhaus, Thomas Hänsel, als Leiter der nicht nur bei den kleinen Karlsruherinnen und Karlsruhern in großer Beliebtheit rangierenden marotte zurückgezogen und den symbolischen Schlüssel an seinen Nachfolger Manuel Speck weitergereicht.
Als Karlsruher Kind war dieser zwar mit den Puppen der marotte aufgewachsen, doch als Figurenspieler ist er ein "Neigschmeckter". Studiert hatte Speck Film- und Theaterwissenschaften in Mainz, wo er als Student auch intensiv mit dem Improtheater in Berührung kam. Zurück in Karlsruhe gründete er Mitte der 2010er Jahre das Improtheater Karlsruhe, das jüngst in der Karlsruher Weststadt ein neues Domizil bezog, wo Speck und seine Mitspieler täglich Kurse geben. "Damals war ich als Besucher wieder einmal in der marotte gelandet und hatte mit ´Django´ mein erstes Erwachsenenstück gesehen", erinnert sich Speck, dessen Begeisterung nachhaltig wirkte und der sich alsbald als Mitarbeiter anbot: "Ich glaube, ich habe im Laufe der Jahre hier alles gemacht, was man hinter den Kulissen machen kann", so Speck, der seit Jahren auch zwei Mal im Monat mit seinem Improtheater in der marotte gastiert.
Seit knapp zwei Jahren ist Manuel Speck auch als Figurenspieler auf der Bühne und erzählt kleinen und großen Menschen ab vier Jahren die Geschichte von Rocky Waschbär, dem Apfelkuchendieb. Am Spiel mit Figuren schätzt er besonders, dass man mit Puppen Dinge ausdrücken könne, die man mit menschlichen Protagonisten so nicht zeigen könne, und dass man Dimensionen und Größenverhältnisse beliebig verschieben und überzeichnen könne: "Das Spiel mit der Puppe lebt gerade von der Interpretationsmöglichkeit der Zuschauenden." Während das Gesicht der Puppe in der Regel starr ist, kann der Figurenspieler durch seine Führungskunst Emotionen ausdrücken, die im Kopf des Publikums entstehen. "Das Puppenspiel ist aber auch ein Handwerk, das Präzision verlangt", so Manuel Speck, "wenn ich einen kleinen Fehler mache, dann ist die Illusion hin. Da verzeiht das Publikum einem Schauspieler schon eher."
Entsprechend hat der figurenspielende Autodidakt großen Respekt vor der Kunstform des Figurentheaters und schätzt sich glücklich, von erfahrenen Kolleginnen am Haus wie Friederike Krahl und Carsten Dittrich, die Kunst und Handwerk einst an der Berliner Ernst-Busch-Hochschule studierten, noch viel lernen zu können. Durch eigene Gastspiele mit dem Waschbären und die Unterstützung von Thomas Hänsel hat sich Manuel Speck bereits in der recht familiären Figurentheaterszene gut vernetzt, so dass ihm nicht bange ist, in die neue Leitungsrolle hineinzuwachsen. Als der marotte-Gründer Thomas Hänsel ihn vor etwa zwei Jahren fragte, ob er sich die Übernahme des Hauses vorstellen könne, musste Manuel Speck nicht lange nachdenken: "Die marotte genießt einen sehr guten Ruf, da ist es eine einmalige Chance, ein so gut funktionierendes Theater angeboten zu bekommen."
Allzuviel zu ändern gibt es da aus der Sicht von Speck an dem jährlich 300 Vorstellungen im eigenen Haus und ebensoviele auf Tour durch den gesamten deutschsprachigen Raum spielenden Theaterbetrieb wohl nicht. Ein paar neue Akzente haben sich jedoch bereits bemerkbar gemacht. So erscheint das aktuelle Programmheft in einem neuen Format und Erscheinungsbild, wurden Webseite und Social Media-Auftritt überarbeitet, sind die Tickets im Vorverkauf jetzt komfortabler über den Ticketanbieter Reservix erhältlich, und zwei Mal im Monat wird aufgrund von vielen Nachfragen fürderhin ein Kinderstück im Abendprogramm gespielt werden.
In Zukunft sollen dann auch ein etwas anderer Stil und neue Stoffe in der marotte Einzug halten. So ist für das kommende Jahr, in dem dann auch das Figurentheaterfestival marottinale wiederkehren soll, erstmals ein dezenten Schrecken verbreitendes Stück nach dem Horrorroman "Misery" von Stephen King geplant. Auch Kultthemen wie etwa Sherlock Holmes hält Speck für die marotte adaptierbar. Ein besonderes Faible hat Speck für japanische Anime-Filme, etwa "Das wandelnde Schloss" von Hayao Miyazaki, das auch eine dankbare Vorlage abgeben würde. In diesem Zuge könnten die bisher in der marotte noch nicht gepflegte Medien wie Videoprojektionen oder auch der Einsatz von KI die kleine Bühne im Obergeschoss des Theaterhauses erobern. "Dabei ist es mir aber nach wie vor wichtig", unterstreicht Speck, "dass wir hier unsere Produktionen immer für das Publikum machen.
Am Sonntag, 16. Februar, spielt Manuel Speck "Rocky Waschbär" um 11 und 14 Uhr, marotte Figurentheater, Theaterhaus Karlsruhe, Kaiserallee 11