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Harald Hurst: "D Zukunft schrumpft halt"

Neues Buch: D accord mit de Welt

Bild - Harald Hurst: "D  Zukunft schrumpft halt"
Harald Hurst (76) ist der populärste Dichter Badens. Nun veröffentlicht er ein neues, gar nicht altersmildes Buch mit dem Titel „D accord mit de Welt“. Mit ihm hat sich sein Kollege und Freund Matthias Kehle unterhalten. Bei einem Gemüseeintopf (Harald kocht vorzüglich) und einem schweren spanischen Syrah.

Hast du die Corona-Zeit genutzt, um das Buch fertig zu stellen oder wäre es auch so entstanden?

Harald Hurst: Ich glaube, es wäre auch so entstanden. Corona hat mich wahrlich nicht inspiriert. Zeit hätte ich gehabt, aber es war halt eine bleierne Zeit. Ich war isoliert und habe Selbstgespräche geführt. Für mich ist es besser, fröhlich zu sein, wenn ich schreibe. Im Buch habe ich die Pandemie nur beiläufig angerissen. Was ich aber auch gemerkt habe, dass ich gar nicht so gesellig bin, wie vorher gedacht.

Wenn man alle deine Bücher kennt, dann glaubt man jedesmal, die Figuren seien die gleichen, nur mit anderen Namen und allmählich mit dir älter geworden. Täuscht der Eindruck?

Harald Hurst: Das täuscht nicht, ich kann ja nur aus meiner momentanen Erfahrung schreiben, das heißt, ich werde älter, alt, wie übrigens mein Publikum mit mir. Die Figuren sind Mittelständler, die ökonomische Situation ist immer ähnlich. Ich kenne mich halt nicht aus in akademischen Kreisen, Arbeiterkreise schon eher, weil ich dort aufgewachsen bin.

Ein bisschen bissiger, etwas weniger sanft gehst du mit den Menschen in deinem neuen Buch um. Nichts mit Altersmilde, oder?

Harald Hurst: Nee, ich bin ja auch Satiriker. Altersmilde nein, aber ich verzeihe mehr als früher, verstehe mehr, kann mich aber auch mehr drüber lustig machen, das ist durchaus dialektisch. Wenn ich etwa die Radlerszene mit ihren E-Bikes und den sehr speziellen Klamotten sehe. Solche Zeiterscheinungen fallen mir mehr auf, weil ich nicht mehr so dazu gehöre.

Andere Texte sind melancholischer und gleichzeitig heiterer, siehe das Titelgedicht. Denkst du beim Schreiben auch ans Abschiednehmen von dieser Welt?

Harald Hurst: D Zukunft schrumpft halt. In einem gewissen Alter wird dann die Vergangenheit wichtiger. Man denkt natürlich schon dran, aber eigentlich ohne Angst und Wehmut. Es ist einfach eine Tatsache, mit der man sich abfinden sollte. Ich nutze die Zeit auch besser, glaub ich.

Apropos: Du hast angekündigt, nur noch wenige Veranstaltungen zu machen und dann sozusagen in Ruhestand zu gehen.

Harald Hurst: Der Volksmund sagt, wenn s am schönsten ist, soll man gehen. Das gilt nicht nur für Feste, sondern fürs ganze Leben. Man muss halt wissen, wann man aufzuhören hat, so lange man noch etwas nachher machen kann. Ich will nicht mit dem Rollator auf die Bühne oder einen gebrechlichen Eindruck machen, ich will, dass sich d Leute amüsieren und kein Mitleid haben. Die Rolling Stones sollen ruhig ohne Charlie Watts weiter machen, ich bin noch zwei Mal im Tollhaus, sag aber auch nicht, dass ich nie wieder auf die Bühne gehe. Ich bin aber als Privatier auch ziemlich begabt.

Aber als Dichter bleibst du im Dienst, oder?

Harald Hurst: Ich habe das Schreiben nie vom Leben getrennt. Ich hab auch nie Urlaub gebraucht im Sinne von Erholung. Ich kenne auch keinen Feierabend. Arbeitszeit und Lebenszeit gehen ineinander über, das ist für ich eine tolle Sache gewesen. Von daher sagt mir Ruhestand nix.

(aus der November-Ausgabe der Klappe auf)
P.S. Ein langes Gespräch zwischen Harald Hurst und Matthias Kehle findet sich bei youtube. Einfach die beiden Autorennamen als Suchbegriffe eingeben!

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