Im Dörfle

Neubürgern unserer relativ schönen Stadt dürfte der Begriff „Dörfle“ wenig sagen, denn was er bezeichnet, ist seit etwa dreißig Jahren nur noch in schmalen Restbeständen vorhanden. Das Dörfle war das Viertel, das sich nicht so recht in den Plan der Fächerstadt fügen wollte, ein Arme-Leute-Viertel, das berühmt-berüchtigt wurde wegen seiner zahlreichen Kneipen und Nachtbars - und wegen des Puffs. In einem schmalen Band in der von der Literarischen Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Info-Verlag herausgegebenen Kleinen Karlsruher Bibliothek sind Texte zur Geschichte der wegsanierten Altstadt versammelt, die einen Eindruck vermitteln von der ganz besonderen Atmosphäre dieses „Sündenpfuhls“ inmitten der braven Beamtenstadt. Nicht fehlen darf dabei Harald Hurst, der im Dörfle aufgewachsen ist. Aber auch die Erzählungen, Erlebnisberichte und Gedichte von Emil Frommel, Rudolf Schlichter, Kurt Kranich, Regine Kress-Fricke, Kuno Bärenbold, Rudolf Stähle und anderen frischen zusammen mit einigen Schwarzweißfotos und Zeichnungen von Künstlern wie Werner Kornhas und Helmut Goettl die blasser werdenden Erinnerungen an das Dörfle auf, dem einige Karlsruher immer noch nachtrauern.

Im Dörfle, Kleine Karlsruher Bibliothek, 160 Seiten, 13,90 Euro