Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2015
Musik Festivals

 

Zeltival

Klappe Auf präsentiert

Schier hätte das Tollhaus das Zeltival 2015 wegen des Stadtgeburtstags-Veranstaltungsmarathons ausfallen lassen, doch das fanden viele dann doch zu schade. Stattdessen gibt es nun ein hochkarätiges Programm, das zu den besten der über 30-jährigen Zeltivalgeschichte zählen könnte. Weniger der großen Namen wegen, an denen von Patti Smith bis zu Hubert von Goisern oder den Wolfgangs Ambros und Niedecken bis zu George Thorogood nicht gespart wird, vielmehr der spannenden neueren Künstler wegen, die es zu entdecken gilt.

Entdecken leicht gemacht > Unter dem Label Zeltival Top 10 (Eintritt 10 Euro) gibt es in diesem Jahr vier weltmusikalische Konzerte, die das Entdecken leicht machen. So wird das Quartett Songhoy Blues aus Mali (12. Juli) in Frankreich bereits hoch gehandelt, verbindet es doch afrikanische Wurzeln mit mitreißendem, psychedelischem Wüstenrock. Gut zugänglich ist auch die poppige Latin-Swing-Formation Monsieur Periné aus Kolumbien, die mit ihrem Aufgreifen des Manouche Swing und einer bezaubernden Sängerin am 17. Juli punktet. Am 19. Juli kommt mit der Sängerin Emel Mathlouthi die Stimme der tunesischen „Jasmin-Revolution“ mit ihren arabischen Protestliedern zum Zeltival und am 31. Juli ist das amerikanisch-afrikanische Duo Joe Driscoll und Sekou Kouyaté ein heißer Tipp (siehe Tagestipp 31.7.). Ebenfalls 10 Euro Eintritt kostet das ZELTIVAL-Eröffnungskonzert, das der frühere James Brown-Posaunist Fred Wesley mit seiner Band und einer treibenden Mischung aus Funk, Jazz und Soul-Entertainment bestreitet.

Starke Frauenstimmen > Noch bevor das Sommerfestival richtig loslegt, kommt am 4. Juli aus Hamburg die deutsch-afrikanische Sängerin Y’akoto mit ihrer Mischung aus Folk, Pop und Singer-Songwriter-Soul mit Afro-Approach, um Vorfreude auf das Zeltival zu versprühen. Dort ist am 10. Juli dann mit Nneka ebenfalls eine deutschafrikanische Sängerin zu Gast, die mit einer Melange aus HipHop-Beats, Reggae-Grooves, Bläsersätzen und afrikanischem Pop als Nachfolgerin von Lauryn Hill gehandelt wird. Als weibliche Stimme von De Phazz bekannt wurde Pat Appleton, die am 18. Juli im Zentrum eines „Female Special“-Abends des Heidelberger Lounge Jazz Projekts steht. Mit der jazzig-rockigen Singer-Songwriterin Sophie Hunger aus der Schweiz am 2. August, Tina Dico (siehe Tagestipp 4.8.) und der deutschen Popsängerin Leslie Clio am 7. August stehen auch in den letzten Tagen des Zeltival starke Frauenstimmen und ihre Musik im Zentrum.

Scott Matthew > Das Kultlabel Glitterhouse Records aus dem beschaulichen Beverungen startet eine neue Offensive mit neuen Acts, die den Bogen zu älteren Folk/Americana-Größen aus dem eigenen Hause wie Calexico, Lambchop oder den Walkabouts spannen. Der gebürtige Australier Scott Matthew, der am 17. Juli zum Zeltival kommt, ist einer dieser neuen Garde. Seine warme, dunkle Stimme wirkt bedrohlich und poppig zugleich. Man ist ergriffen, bedrückt und doch freudig entrückt wenn man ihm zuhört. Seine Arrangements sind dezent – er erinnert an Jeff Buckley, Nick Drake oder Rufus Wainwright – traurig und intensiv. CM

Tocotronic > Als eine der Lieblingsbands des deutschen Pop-Feuilletons kommt Tocotronic am 1. August zum Zeltival. Seit über zwanzig Jahren bringt die vierköpfige Band nun schon Langspielplatten heraus und hat sich dabei kühn durch die musikalischen Stile bewegt. Songtitel wie „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ (1995) wurden zu Slogans, und Tocotronic damit zum Sprachrohr ihrer Generation. Das neue, stilecht unbetitelte „rote Album“ gilt laut SPEX als die bisher offensivste Pop-Platte der Bandgeschichte.

Asaf Avidan > Kurz bevor das Programmheft in den Druck ging, gelang den Programmmachern des Zeltival noch die Verpflichtung des israelischen Superstars. Der Dance-Remix seines „Reckoning Song“ hatte den Jerusalemer Folk-Rock-Barden weltbekannt gemacht. Avidan verfügt über eine der außergewöhnlichsten und unverwechselbarsten Stimmen der gegenwärtigen Poplandschaft. Mit seinem heiser-hellen Organ ist es beim bloßen Hören schwer zu entscheiden, ob da eine Janis-Joplin-Adeptin oder ein hochgepitchter Leonard Cohen hinter dem Mikro steht. Überwältigend ist die Bühnenpräsenz des Musikers, der am 6. August mit Band nach Karlsruhe kommt.

Nils Frahm > Die Musikpresse überschlägt sich seit Monaten wenn es um Nils Frahm geht, der am 8. August auf der Zeltivalliste steht. Solo entfacht er eine Art Live-Piano-Remix-Situation – man könnte ihn als den deutschen James Blake bezeichnen. Melancholie, Melodie, Soundscapes, Kopfkino – der junge Mann aus Berlin (Jahrgang 1982) hat vor allem weltweit großen Erfolg mit diesem Konzept. An der Schnittstelle von Klassik, Elektronik und Pop setzt er neue Maßstäbe. Aktuell steuerte er den Soundtrack zu Sebastian Schippers One-Take-Movie Victoria bei und war zuletzt im renommierten Boiler Room, der Spielwiese elektronischer DJs, Komponisten und Producer zu erleben. CM

Tollhaus

Alter Schlachthof 35

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