Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2012
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Eine Ära geht zu Ende. Am 7. (Fronleichnam!) gibt es das letz-te Mal Haralds Hörstunde im Marotte-Figurentheater (Kaiser-allee 11). Harald Schwiers sagt zum Abschied leise Servus mit „Wiener G´schichten“ von Anton Kuh über Karl Kraus und Helmut Qualtinger bis zum jüngst verblichenen Ludwig Hirsch. Dabei begleitet ihn Rainer M. Wimmer, getreu dem altwienerischen Motto „Es wird a Wein sein und wir wern wimmer sein.“ Am 10. verwandelt sich das Marotte-Figurentheater mal wieder in das „Europäische Haus der Er-zählkunst“ (eine Nummer kleiner geht es halt bei Wirkstatt-Chef Manfred Bögle nicht) Katharina Ritter erzählt die alte Geschichte von Faust neu.

Die junge Doktorandin Ariane kommt egal, was sie tut, wohin sie reist, einfach nicht über den plötzlichen Verlust ihres Va-ters hinweg, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben ge-kommen ist. Weder von ihrer Mutter noch von ihrer Schwes-ter, die mit diesem Tod ganz anders umgehen, kann sie Hilfe erwarten und auch ihr derzeitiger Geliebter wendet sich ab, die Beziehung wird ihm zu schwierig. Die Berlinerin Ulla Lenze hat für ihren schmalen Roman „Der kleine Rest des Todes“ sehr viel Kritikerlob erhalten und einen vorderen Platz auf der SWR-Bestenliste, am 4. liest sie im KOHI am Werderplatz im Rahmen der Reihe „Lesung Süd“ von Literarische Gesellschaft und Stephanus-Buchhandlung. Das bewährte Tandem sorgt auch für zwei publikumsträchtige Lesungen im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais. Jakob Augstein ist bekannt als Heraus-geber des „Freitag“ und als Kolumnist bei „Spiegel“-Online („Im Zweifel links“), vor zwei Jahren wurde publik, dass sein biologischer Vater nicht der „Spiegel“-Gründer Rudolf Aug-stein, sondern Martin Walser ist, was ihm ja auch ins Gesicht geschrieben steht. Am 11. präsentiert er sich als leidenschaftli-cher Gärtner, der sich bei der Gartenarbeit so seine Gedanken macht und nebenbei auch hilfreiche Informationen für den Hobbygärtner liefert. Angelika Overath, in Karlsruhe geboren und aufgewachsen, ist als Reporterin weit in der Welt herum-gekommen. In ihrem neuen Buch „Fließendes Land“ geht es aber nicht nur um Reisen im Raum, nach Tahiti, Amsterdam, London und anderswo, sondern auch um Reisen in die eigene Kindheit und Jugend. So gesehen ist ihr Karlsruher Auftritt am 13. im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais eine Reise in Raum und Zeit.

In den geräumigen Räumlichkeiten der Sparkasse Karlsruhe-Ettlingen am Europaplatz gibt Roger Willemsen am 19. auf Einladung der Sparkasse und der Literarischen Gesellschaft Geschichten und Gedanken aus seinem neuesten, aber nicht mehr ganz taufrischen Buch „Die Enden der Welt“ zum Besten, eine Sammlung literarischer Reisebilder mit Tiefenschärfe und Hintersinn, wie sie halt entstehen, wenn ein kluger Kopf (und das ist Willemsen zweifellos) und die Welt zusammenstoßen.

Der ehemalige EnBW-Vorstandsvorsitzende Utz Claasen ist eine ausgesprochene Reizfigur, in den letzten Jahren hat er vor allem durch Prozesse von sich reden gemacht. So verklagte er seinen letzten Arbeitgeber, das Unternehmen Solar Milleni-um, das er nach 74 Tagen wieder verlassen hat, auf Abfindung und Schadensersatz in Millionenhöhe, während er in seinen Büchern und Fernsehauftritten die Gier der Manager und fal-sche Anreizsysteme anprangert. Jüngst hat er sich auch als Romanautor zu Wort gemeldet. Der Wirtschaftsthriller „A-tomblut“ zeigt, wie die Energiewende nach Fukushima auch kriminelle Energien freisetzt. Am 6. liest Utz Claasen auf Ein-ladung der „Buchhandlung“ Ettlingen in der Buhlschen Mühle (Ettlingen, Pforzheimer Str.68).

Die rührigen Ettlinger Buchhändler haben auch dafür gesorgt, dass Christoph Rehage am 14. im Grünhaus der Ettlinger Stadtwerke (Hertzstr.33) in einem Multimedia-Vortrag sein Buch „The Longest Way“ und den Bildband „China zu Fuss“ vorstellen wird, in beiden dokumentiert er sein Vorhaben nach zwei Jahren Studium in Peking die Heimreise zu Fuß anzutre-ten. Ganz hat er es nicht geschafft, aber 4646 Kilometer zu Fuß durch China, das soll ihm mal einer nachmachen.

Mit zwei Autoren der mittleren Generation geht die Reihe Literatur im Blauen Salon an der Hochschule für Gestaltung (HfG) weiter. Jan Peter Bremer (Jahrgang 1965) bringt am 11. (19 Uhr) in seinem neuen Roman „Der amerikanische Inves-tor“ mit. Eine Berliner Familie erlebt einen Albtraum, nach-dem ein US-Investor das alte Mietshaus übernommen hat, in dem sie wohnt. Die Böden senken sich, die Wohnung droht unbewohnbar zu werden. Da setzt sich der Familienvater, ein Schriftsteller, der gerade an Schreibhemmung leidet, hin und schreibt einen Brief an den Investor.

In Berlin spielt die Handlung des Romans „Die Kältezentrale“ von Inka Parei, genauer gesagt im Berlin des Jahres 2006 und in Ostberlin des Jahres 1986, in der Zeit, in der in der gar nicht so fernen Ukraine ein Atomkraftwerk explodierte. Worin die Verbindung zwischen diesen Zeitebenen besteht, das kann Inka Parei am 25. (19 Uhr) selbst verraten.
Die Literatenrunde geht mal wieder an die Öffentlichkeit. Am 11. (19 Uhr) lesen die Hobby-Literaten in der Stadtteilbiblio-thek Neureut (Rubensstr.21) und Musik gibt es auch noch dazu.

Die Journalistin Gaby Weber beschäftigt sich seit Jahren mit dem Fall des Massenmörders Adolf Eichmann, seit ihr Unge-reimtheiten bei der offiziellen Version seiner Entführung durch den israelischen Geheimdienst aufgestoßen sind. In einem Vortrag am 13. im A&S Bücherland (Rintheimer Str. 19) stellt sie ihre Version der Geschichte vor mit überraschenden Bezügen zur Atompolitik der USA und Israels.
Wenn nicht anders angegeben, ist Veranstaltungsbeginn 20 Uhr.