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Archiv: 09.2011
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Across The Border

20 Jahre Folk Punk Torpedo

Zwei Textzitate liefern den Schlüssel dazu, wer die Remchinger Band Across The Border ist und wofür sie steht: „I don’t want to share my rights, my culture and freedom with your laws” ist das eine. Dieses anarchistische Credo passt zum musikalischen Bild, das die Band abgibt: halbwegs geordnetes Chaos, Perfektion als permanente, nie erreichte Herausforderung. Dafür der unüberhörbare Wille, den Furor oder die Melancholie des Augenblickes möglichst „authentisch“ festzunageln.

Die von der Band selbst ausgegebene Parole „If I can’t dance, it’s not my revolution“ - das zweite Zitat verweist darauf, dass die aufmüpfige politische Botschaft auch im gewande eingängigster, tanzbarster Melodien ihren unüberhörbaren Platz findet.


Bemerkenswert ist auch, dass eine Band, die vor 20 Jahren gegründet wurde, zu ihrem Jubiläumskonzert nicht zum ersten Mal mit Big Bag of Sticks eine irische Vorband auf die Bühne holt. 2010 wurde sogar ein Best-Of-Album mit den größten Hits der Band in Japan veröffentlicht – als hätte es noch eines Beweises bedurft, dass die Band sich schon längst zu einem weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Act gemausert hat. Mit hunderten von Konzerten in ganz Deutschland, Frankreich, Tschechien und der Schweiz haben sie sich ihren Ruf als „Folk Punk Torpedo“ erspielt. Zwar heißt es im Titelsong ihrer 2009er CD „Loyalty“, man solle sich einerseits treu bleiben, andererseits aber auch verändern. Bezieht man den Satz auf die musikalische Entwicklung dieser Band, die in all den Jahren (mit einer Unterbrechung von 2002 bis 2007) ihr eigenes Ding durchgezogen hat, dann bleiben sie sich vor allem treu. „Crusty Folk for Smelly People“ hieß die CD, mit der sie 1996 endgültig ihren Sound definierten. Folkpunk spielten sie schon, als das Wort noch nicht erfunden war. Allenfalls die musikalischen Zutaten wurden nach der Reunion von 2007 verfeinert, was der unbändigen Energie und geradezu verzweifelten Spielwut der Band aber keinen Abbruch tut – im Gegenteil.


Denn die Bühne ist eindeutig mehr das Lebenselixier dieser Band als die Studio-Alben, die nur ansatzweise das wiedergeben können, was auf der Bühne passiert. Ihre Konzerte sind generationenübergreifende Treffen (nicht nur) der alternativen Szene. Da steht Balkanfolklore mit Ska-typischen Offbeats, neben dem großen Zitatenschatz aus der keltischen Ursuppe. An Traditionelles angelehnte Gesänge wie „My Rose“ oder „The Last Crusade“ setzen eine Art seliges Robin-Hood-Schunkeln ins Werk. Binnen Minuten ist alles ein Wallen und Wogen, in dessen Zentrum Sänger Jochen steht, eine Art singendes Energiebällchen, immer in Bewegung, etwas atemlos, aber echt bis in die fliegenden Haarspitzen. Sie können aber auch ganz anders. Naja, ziemlich anders jedenfalls: Hitzige Coverversionen wie „Störtebeker“ und „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“, dürften manchen Echt-Punk vor Neid erblassen lassen.

> Sa., 22., Oktober, 20 Uhr, Kulturhalle, Remchingen, Hauptstraße 115

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