Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2011
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Herbert Born und die Schauburg

Älteste Kino mit neuester Technik

Die Schauburg, das älteste Kino der Stadt, wird seit 2004 von Herbert Born geführt, der noch vom vor drei Jahren verstorbenen Georg Fricker persönlich als sein Nachfolger inthronisiert wurde. Seitdem ist die Schauburg noch mehr als zuvor in Sachen Programmgestaltung und Kinotechnik den anderen Kinos der Stadt immer einen Schritt voraus. Klappe Auf hat mit dem erfolgreichen Kinomacher gesprochen.


Wie ist das vergangene Geschäftsjahr für die Schauburg gelaufen´
Born: Das vergangene Geschäftsjahr ist zufrieden stellend verlaufen, allerdings fehlten die ganz großen Erfolgsfilme, die wochenlang für guten Besuch sorgten und damit auch wesentlich zum Jahresendergebnis beitragen. Auch das Open Air hatte im vergangenen Jahr wie auch in diesem unter einem eher mäßigen Sommerwetter zu leiden.

Welchen Anteil haben 3 D-Filme am Gesamtprogramm und wie werden sie vom Publikum angenommen´
Born: 3-D Filme nehmen im Programm der Schauburg einen eher untergeordneten Platz ein und wir wählen uns aus dem mittlerweile sehr breiten 3-D Angebot nur die interessantestem Filme aus. Allerdings haben wir uns der 3-D Technik nie verschlossen und als erstes Karlsruher Kino bereits vor 5 Jahren die digitale 3-D Technik eingebaut und den Gästen angeboten. 3-D Filme wie „Avatar“ und „Pina“ wurden von unserem Publikum größtenteils sehr gut angenommen und als Bereicherung des Kinoerlebnisses gelobt.

Wie unterscheidet sich das 3 D-Verfahren in der Schauburg von dem der anderen Kinos in Karlsruhe´
Born: Wir nutzen die moderne 3-D Shutter Technik. Die 3-D Brillen werden elektronisch angesteuert und schließen sich abwechselnd für jedes Auge sehr viele Male in der Sekunde. Dadurch bekommt jedes Auge nur das Bild zu sehen,was dem jeweiligen Auge zugeordnet ist. Filmpalast und Universum nutzen eine weiterentwickelte Polarisationsfilter-Technik, die vom Prinzip her bereits in den 50er Jahren angewandt wurde.

Die Schauburg hat als erstes Kino in Karlsruhe die digitale Filmprojektion eingeführt. Was ist der Vorteil davon und wie sieht es aus um die Zukunft des Zelluloids´
Born: Die Schauburg war das erste Filmkunstkino Deutschlands, das im Jahre 2006alle Säle auch für die digitale Projektionstechnik umgerüstet hat. Vorteil ist eine bessere Bildqualität, die auch nach mehreren Wochen wie am ersten Tage bleibt. Der Ton liegt ebenfalls unkomprimiert und in einer hohen Dynamik in bis zu 8 Tonkanälen vor, sehr oft können wir bereits zum Starteines Filmes sowohl auf die deutsche als auch auf die Originalfassung zurückgreifen. Gerade die Anzahl der zusätzlichen Vorstellungen in der Originalfassung hat in den letzten Jahren sehr stark zugenommen und wird vom Publikum sehr gut angenommen. Gewiss wird die klassische 35mm-Filmkopie nicht so schnell verschwinden, aber für die Erstaufführungen werden immer weniger 35mm-Filmkopien hergestellt. Die Schauburg wird aber auch in Zukunft ihre 35mm- und 70mm-Filmprojektoren nicht zum alten Eisen geben. Gerade im Repertoirekino und in Filmreihen werden wir 35mm-Kopien weiterhin noch einsetzen. Hier wollen wir auch die Anzahl der Filmreihen und Repertoirevorführungen deutlich steigern und auch den Fundus des Schauburg-Filmkopienarchivs, das über Jahrzehnte aufgebaut und ständig erweitert wird, stärker in die Programmarbeit einbeziehen.
Im Oktober findet wieder ein 70mm-Filmfestival in der Schauburg statt. Geht ihnen da nicht langsam der Stoff aus, schließlich ist der Fundus an Filmen in diesem Format begrenzt´
Born: In der Tat ist das Repertoire an 70mm--Filmen endlich, schließlich werden ja keine neuen Filme in diesem Format mehr hergestellt. Allerdings gibt es auch noch viel zu entdecken und mancher fast unbekannte 70mm-Film liegt noch in den Archiven verborgen. Durch die Exklusivität unseres Festivals erhalten wir zunehmend Kopienangebote von Filmarchiven aus aller Welt. Hier geht uns der Stoff in den nächsten Jahren noch nicht aus. Was aber nicht ausschließen soll, dass wir uns bereits jetzt Gedanken über eine Ausdehnung des Programmschwerpunktes dieses Festivals machen.

Wie wirkt sich die Unterstützung der Fricker-Stiftung auf die
Programmgestaltung und auf die Zukunft der Schauburg aus´

Born: Die Georg Fricker-Stiftung hat bisher sehr engagiert viele Projekte und Programme der Schauburg unterstützt, ich möchte da nur die Filmreihe "Traumfabrik" nennen, die in Zusammenarbeit mit dem AWWK und dem ZAK in diesem Herbst bereits in die dritte Runde geht. Nur so kann die Schauburg, die ja schließlich ein Gewerbebetrieb wie jeder andere ist und profitabel arbeiten muss, auch Risiken eingehen und Filme zeigen, die im Kontext des Gesamtprogrammes wichtig sind, aber oftmals nur eine kleine Zuschauerzahl finden. Auch die Präsenz von Filmschaffenden inklusive Reisekosten wird oftmals durch die Projektunterstützung der Stiftung getragen.