Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2011
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Rotary hilft Obdachlose

Medizinische Versorgung

„Ohne Heimat sein, heißt Leiden“

Dies sagte einst Dostojewski. So geht es vielen Menschen, die in Deutschland ohne Obdach sind. Ganz konkret bedeutet dies für viele auch körperliches Leiden. Denn es existiert zwar hierzulande ein Gesundheits- und Sozialsystem, das eigentlich jeden Mitbürger auffängt, also auch Wohnungslose – könnte man meinen. Dem ist in der Realität jedoch nicht so.

Zwar besteht der Anspruch auf medizinische Versorgung ohne Ansehen der Person, jedoch sind für Wohnungslose oft schon die 10 Euro Praxisgebühr und die Zuzahlungen für Medikamente zu viel Geld. In Einzelfällen übernimmt das Sozialamt die Gebühren, allerdings nur als Darlehen. Mit dem Sammeln der erforderlichen Belege sind Menschen, die auf Warmluftschächten übernachten, organisatorisch überfordert. Oder aber es fehlt ihnen für den Gang zum Arzt – wie vielen Menschen aus allen Schichten – die Krankheitseinsicht. Nach Jahren auf der Straße und einer sich ins Endlose dehnenden Zeit wird es für manchen auch schwierig, konkrete Termine zuverlässig einzuhalten und in Bürozeiten zu denken. Sehr häufig haben Obdachlose bereits schlechte Erfahrungen mit gesellschaftlicher Abweisung und Diskriminierung gemacht. Für sie ist eine Arztpraxis dann oft Teil einer Welt, die nicht mehr die ihre ist. All dies führt dazu, dass viele den Arztbesuch meiden, lange krank sind oder immer kränker werden, und schließlich direkt ins Krankenhaus müssen. Aus diesem Grund haben sich die fünf Karlsruher Rotary Clubs und ihre Jugendorganisation Rotaract zusammengeschlossen, um ein Benefizkonzert im Tollhaus zu veranstalten. „Die gesundheitliche Situation von Obdachlosen ist oftmals sehr schlecht. Unser gemeinsames Ziel ist daher die Einrichtung eines Behandlungsraumes für Obdachlose“, so Prof. Dr. Norbert Holstein, früherer Präsident des Rotary Clubs Karlsruhe-Fächerstadt und einer der Organisatoren des Benefizkonzertes. Für diesen städtischen Behandlungsraum soll medizinisches Gerät finanziert werden, so dass die gesundheitliche Versorgung der Obdachlosen verbessert werden kann. „Wir arbeiten in dem Projekt eng mit der Stadt Karlsruhe, der Kassenärztlichen Vereinigung und den ehrenamtlich tätigen Medizinern zusammen, die sich bereits heute für die Obdachlosen und deren Gesundheit engagieren“, so Holstein. Gestaltet wird das Benezfizkonzert vom Peter Lehel Quartett und dem Jungen Kammerchor Baden-Württemberg. Im ersten Teil des Konzerts gibt Peter Lehel mit seinem Quartett unter dem Titel "A Love Supreme" zunächst einen Überblick über die Geschichte des Jazz. "Song of Praise" ist dann der Titel einer achtteiligen Komposition von Lehel, in der sein Quartett und der Junge Kammerchor den Text des Hohen Lieds in der englischen King James-Übersetzung aus dem 17.Jahrhundert zum Klingen bringen. Ein außergewöhnlicher musikalischer Streifzug erwartet die Zuhörer an diesem Abend, dessen Erlös das Leiden der Heimatlosen in der Stadt zumindest ein klein bisschen lindern kann. ie

> Do 22.9., Tollhaus, Schlachthausstraße 1, 20 Uhr