Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2011
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6. marottinale

Puppen können mehr als tanzen

Auf der Bühne werden sie zu Magiern und Poeten, denn die Figurenspieler können mit größter Leichtigkeit tote Gegenstände zu Leben erwecken und Dinge möglich machen, die man nicht erwartet hätte. Dass das Figurenspiel, das Spiel mit Handpuppen, Marionetten oder schlichten Objekten und Alltagsgegenständen nicht nur Kinder zu verzaubern versteht, hat sich langsam herumgesprochen. In Karlsruhe vor allem durch die marotte, deren Abendspielplan im Lauf der vergangenen Jahre einen immer beständigeren Anteil gewonnen hat.

Dass selbst der „Kaspar“ nicht unbedingt nur der pädagogisch wertvolle Spaßmacher für die lieben Kleinen sein muss, sondern auch den Großen vielschichtiges Vergnügen bereiten kann, bewies jüngst das wunderbare Gastspiel des Figuren- und Objekttheater-Meisters Gyula Molnar. So ist es folgerichtig, dass sich das mit Bezug auf eine städtische Umfrage als „beliebteste Kultureinrichtung der Stadt“ nennende Kleintheater mit seiner sechsten marottinale gleichermaßen an Erwachsene wie Kinder richtet. Elf Ensembles aus ganz Deutschland hat Theaterleiter Thomas Hänsel diesmal eingeladen, um ein breites Spektrum der künstlerischen Möglichkeiten im Figurentheater zu entfalten - von der Synthese von Malerei und Theater über das Objekttheater, Farbschattenspiel bis hin zur Begegnung von Schau- und Puppenspiel.

Prominenteste Gäste des Festivals sind Thalias Kompagnons, die mit Klassiker- und Opern-Inszenierungen wie der „Zauberflöte“ Publikumslieblinge der internationalen Figurentheater-Festivals sind. Die Protagonisten Joachim Torbahn und Tristan Vogt kommen mit zwei kleineren, aber nicht weniger ambitionierten Stücken nach Karlsruhe. Während Torbahn am 18. um 18 Uhr nach Hans Christian Andersens Märchen vom „standhaften Zinnsoldaten“ live malend einen wahren Bildersturm entfacht (ab fünf Jahre), zeigt Tristan Vogt um 20 Uhr seine verblüffende Version von „Kafkas Schloss“, die er „ein Machtspielchen“ nennt. Gerade in der Verkleinerung des Romanfragments auf Schachspielgröße wächst die Tragik der Parabel auf die Vergeblichkeit des menschlichen Tuns ins Unermessliche. Vogts virtuoses Spiel mit Witz und Irrwitz markiert sicherlich einen Höhepunkt dieser marottinale-Ausgabe, die aber nicht nur auf bewährte Namen der Szene setzt. So sind am 19. um 21.30 Uhr mit „Gradualistische Annäherungen an eine Ehe“ von Astrid Kjaer Jensen und abends darauf mit „Trial and Error“ der „Handmaids“ Ulrike Langbein und Sabine Mittelhammer zwei sehenswerte Studentenarbeiten der Berliner Ernst-Busch-Hochschule im Programm. Kultig sind die „Zwiegespräche mit Gott“ des Berliner Lesebühnen-Stars Ahne.

Mit Berliner Schnauze bringt Veronika Thieme eine Auswahl der witzig-tiefgründigen Dialoge mit Schwimmflossen als verblüffend ausdrucksstarken Gesprächspartnern und sich selbst als Allmächtigen auf die Bühne. Für Kinder der verschiedenen Altersstufen gibt es ein ebenso vielfältiges, differenziertes Angebot, das von populären Stoffen wie dem „Ritter Rost und dem mutigen Burgfräulein Bö“ oder auch einer preisgekrönten Version des „Rotkäppchen“ bis zum Phantasie anregenden „Matti Patti Bu“ des Fliegenden Theaters aus Berlin reicht.

> 17. bis 20.3.2011, Figurentheater marotte, Kaiserallee 11, Karlsruhe. Das komplette Programm findet sich in unserem Kalender, in einem an zahlreichen Stellen ausliegenden Programmheft

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