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Archiv: 11.2010
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Jungsteinzeit

Ausstellung

Mitteleuropa vor 6000 Jahren


Vor 125 Jahren wurden auf dem Michelsberg erstmals prähistorische Scherben aufgelesen. Wenig später, 1888, begannen dort archäologische Grabungen, und der jungsteinzeitliche Fundplatz südlich von Bruchsal wurde zum Namensgeber der „Michelsberger Kultur“. Welche umwälzenden Veränderungen in der menschlichen Gesellschaft vor 6000 Jahren sich mit diesem Begriff verbinden, zeigt das Badische Landesmuseum (BLM) in einer großen Sonderausstellung. 

In seiner 2007 weithin beachteten Ausstellung „Die ältesten Monumente der Menschheit“ zu Ausgrabungen in Südanatolien hatte das BLM den entscheidenden Schritt der Menschheit von umherziehenden Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern beleuchtet. Jetzt führt das Museum vor Augen, wie tiefgreifend sich die Gesellschaft in Mitteleuropa ab dem ausgehenden fünften und vierten Jahrtausend vorchristlicher Zeit veränderte. Wesentlich für den Kulturwandel waren neue landwirtschaftliche Produktionsmethoden und technische Innovationen. Der Pflug wurde erfunden, Tiere wurden als Arbeitskraft genutzt, die Menschen entwickelten Rad und Wagen und waren durch die Gewinnung von Metall in der Lage, schwere Arbeitsgeräte wie Äxte und Beile herzustellen, die das Steinbeil ersetzten. 

Technische und soziale Entwicklung gingen miteinander einher, denn „um ein Bergwerk zu betreiben, brauche ich eine Logistik und Leute mit know how“, sagt der Archäologe Clemens Lichter, Kurator der Ausstellung. Gehortetes Metall behält anders als ein Getreidevorrat dauerhaft seinen Wert, es verleiht Prestige und kann vererbt werden. Hierarchien entwickeln sich, aus regellosen Siedlungen werden organisierte Dörfer mit Wegen. Beile aus Jadeit, zu dünn, um sie zum Arbeiten zu nutzen, lassen an eine rituelle Verwendung denken.

In der Schau zu sehen sind neben Keramiken, Erntemessern und Holzäxten mit Feuersteinklingen älteste Artefakte aus Kupfer, Silber und Gold Mitteleuropas, darunter mehr als zehn Zentimeter große, kunstvoll bearbeitete Schmuckscheiben. Das Zusammenleben war, lässt sich schließen, so organisiert, dass Zeit blieb, sich dem Herstellen solch nicht lebensnotwendiger Güter zu widmen. „Es passieren viele spannende Dinge in dieser Zeit“, betont Lichter. Die sesshafte Lebensweise gelangt durch kolonisierende Bauern in die norddeutsche Tiefebene, wo man noch als Jäger und Sammler lebte, und mit Pfahlbauten wird erstmals am Bodensee gesiedelt. Im dortigen Feuchtboden haben sich organische Materialien, Holzgefäße und Textilien erhalten, die in der Ausstellung ein breites Spektrum des jungsteinzeitlichen Alltags vermitteln. 

Über 400 Objekte, Leihgaben aus Deutschland und umliegenden Ländern, ein Modell vom jungsteinzeitlichen Siedlungsort auf dem Michelsberg, Inszenierungen, Nachbauten und Filme, etwa über das Herstellen von dem als Klebstoff genutzten Birkenteer, illustrieren das Leben des Menschen vor 6000 Jahren. afr

> 20.11.-15.5. 2010, Schloss Karlsruhe, Di-Mi, Fr-So und an Feiertagen 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr.


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