Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2010
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Jan Wittmer

Gefühlsbetonte, kritische Lieder

Er mag Backpacking und Couchsurfing, ist überzeugter Straßenmusiker und Nichtraucher. Die musikalische Initialzündung überkam ihn, als er 14 war. Damals hielt Jan Wittmer seine erste elektrische Gitarre in den Händen, und machte sich auf den Weg Richtung Rock’n’Roll: mit seinem Zwillingsbruder und Freunden lärmte er in Schülerbands, die Marschrichtung war Punk à la Green Day. Damals schon schrieb er seine ersten eigenen Songs, aber auf die akustische Gitarre kam er erst viel später.

„Ich habe vor sechs Jahren damit angefangen“, sagt der heute 30jährige. „Es gab ein Angebot, bei einem deutschen Weinfest in Indien zu spielen. Da habe ich mir eine akustische Gitarre gekauft und Coversongs gespielt“. So richtig klar wurde die Richtung aber 2008, als er beim Song Slam im Karlsruher KOHI Kulturraum als Gewinner hervorging. „Das war eigentlich gar nicht so gut“, sagt er ganz bescheiden im Rückblick. „Aber die Leute waren total begeistert“. Und er war angefixt, fing an, sich intensiver mit dem Thema Songwriting auseinanderzusetzen. „Auch der Anspruch, gute Texte zu schreiben ist gestiegen”

Diesen Anspruch will er mit seinem Album „das leben ruft dich“ einlösen. Seit einem Jahr arbeitet er daran, jetzt soll es pünktlich zum Auftritt auf der Cafébühne beim „VorFEST“ in der Günther Klotz Anlage herauskommen. Eingespielt hat er die Songs zusammen mit Christoph Fürniß (Chris & Croissant): Akustikgitarre, Background-Gesang und Drummer/Percussionist David Büchner (Sonic Avalanche). Luftig, transparent, nicht überfrachtet: „Das Album ist ungefähr so, wie wir auch live spielen“, sagt Wittmer. Gitarren, Cachon, nur auf zwei Songs wird ein komplettes Schlagzeug benutzt.
„Ich schreibe ja nicht nur Texte und Gedichte“, sagt er. Alles muss eine Einheit sein, und das heißt für ihn auch, klassische Singer/Songwriter Tugenden zu beherzigen: „Es muss eine gewisse Eingängigkeit haben“. Wittmer scheut sich nicht, zügige Refrains in seine Songs einzubauen. Nölige Larmoyanz wird man bei ihm vergeblich suchen. Mit der Singer/Songwriter Definition tut er sich etwas schwer, er will ja schließlich nicht in einer Schublade weggesperrt werden. „Ich mache die Musik so, wie sie mir in den Kopf kommt.“ Aber ja, der „Focus liegt auf Text und Stimme, anders als Musik, die auf Beats basiert“. Nun hat er das Glück mit einer ausdrucksstarken Stimme gesegnet zu sein, die in ihren Interpretationsmöglichkeiten deutlich über dem Verkünden von Textinhalten liegt. Musikalisch steht er zu seinen wichtigsten musikalischen Einflüssen: Damien Rice, Joshua Radin, Glen Hansard und Snow Patrol. Inhaltlich reden seine Songs von Liebe, Mitarbeiterüberwachung und Energiesparlampen, zum Beispiel. Er selbst ist sogar bereit, seine Produktion vorsichtig zu kategorisieren: „Da sind die gefühlsbetonten Lieder, die sozial- und gesellschaftskritischen und die witzigen“. Neben Selbstgeschriebenem spielt er auch heute noch Coverversionen von Songs seiner musikalischen Vorbilder, allerdings mit abnehmender Tendenz. Seine deutschen Songs will er unter die Leute bringen, und sich dabei doch etwas rar machen. Nicht zuviele Konzerte: „Mein Anspruch ist ja auch, dass ich nicht zweimal das gleiche Konzert spielen will“.

> So., 18.7., 20 Uhr Curbside Prophets & Jan Wittmer auf der Cafébühne, Das FEST, Günther Klotz Anlage, Karlsruhe und am 5.8. ab 19 Uhr Musikbühne vor dem Schloss KArlsruhe