Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2009
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Das Fest -

war`s das´


War das 25. "Das Fest" wirklich das letzte´

Es ist zu befürchten, denn jeder Leserbrief, in dem über mangelnde Sicherheit, zu viele Menschen und sogar von Todesangst geklagt wurde, war Wasser auf die Mühlen der Zweifler und Zauderer, denen "Das Fest" ohnehin nicht geheuer ist. So wie dem Chef des Stadtjugendausschusses, der "Das Fest" und damit auch Fest-Chef Rolf Fluhrer, von dem ihn eine solide Antipathie trennt, am liebsten schon längst komplett outgesourced hätte. Natürlich hat der Stadtjugendausschuss vor allem Kinder und Jugendliche zu betreuen und natürlich ist "Das Fest" längst viel mehr, als nur Unterhaltung für die Zielgruppe. Es ist ein Juwel, ein Alleinstellungsmerkmal, ein Sympathieträger für diese Stadt – und für die Veranstalter.

Und eigentlich hat sich ja wenig geändert, in den vergangenen zehn, zwölf Jahren. Wenn große Namen auf der Bühne standen - beginnend mit den Simple Minds 1997 - stets war das Gedränge so groß, dass man es kaum aushalten konnte. Die Absperrgitter vor der Bühne brachten inzwischen zwar (dort) etwas Besserung, doch weiter hinten wird gedrängelt und gedrückt wie eh und je. Den "Da komm ich doch sicherlich noch durch" – Typen reichen notfalls auch 10.000 Menschen, um ein unerträgliches Gedränge zu kreieren. Auch bei Peter Fox versammelten sie sich wieder zu Tausenden im neuralgischen Bereich direkt vor dem Hügel - um anschließend über zu große Enge zu klagen. Wie auf der Autobahn, wo sich ganz viele Autofahrer zur völlig vorhersehbaren Zeit – etwa zu Ferienbeginn – treffen, um dann über die unerträglichen Staus zu klagen. Ihr seid der Stau!!

Es soll nichts klein geredet werden, das Sicherheitsproblem ist vorhanden und immanent. Doch wer sich – dazu noch mit seinen Kindern – in diesen Bereich begibt, der darf sich als langjähriger Festivalbesucher, leitender Notarzt oder wie auch immer bezeichnen, vom Fest selbst hat er keine Ahnung. Kritischer als in diesem Jahr war die Lage sicherlich 1993 bei Fisher Z und 1995 bei Big Country, als es blitzte und donnerte. Höchst gefährliche Sache damals, doch im Rückblick der Stoff, aus dem Legenden sind. (Feiern wir dieser Tage nicht gerade 40 Jahre nach Woodstock, wo die Verpflegungslage und das Gedränge ebenfalls katastrophal waren´)

Nichts desto trotz muss sich etwas ändern – falls es ein 26. „Das Fest“ noch geben soll. Zusätzliche Absperrungen auf dem Gelände werden wohl kommen und noch mehr Sicherheitspersonal. Doch das kostet noch mehr Geld, das eigentlich nicht vorhanden ist. Das man nur verdienen kann, wenn genügend konsumiert wird (so wie bei den Top-Acts am Abend). So lange aber die Geiz-ist-geil-Mentalität bei den Besuchern vorherrscht, wird es nichts werden. Wenn jeder von den geschätzten 400.000 Besuchern auch nur ein einziges Getränk zu sich genommen hätte, müsste der Stadtjugendausschuss eigentlich in Geld schwimmen. Stattdessen wird der Kauf jedes einzelnen Bons sorgfältig abgewogen (und über die langen Schlangen der "Ein-Bon-Käufer" vor den Kassen geklagt). Man könne schließlich mittags noch nicht wissen, ob und was man vielleicht abends noch zu trinken gedenkt. Hat irgendjemand schon intelligentes Leben auf diesem Planeten entdeckt´

Geändert werden muss auch die Informationspolitik und noch konsequenter muss die Tür bei drohender Überfüllung geschlossen bleiben. Wer seine drei bis fünf Gehirnzellen darauf programmiert hat, kurz vor dem Auftritt von Peter Fox mit dem Auto mal schnell zur Klotze zu fahren – und es waren viele, wie die verstopften Straßen zeigten -, der darf doch auf gar keinen Fall mit einem Abstellplatz für seine Blechkarosse belohnt werden. Doch genau das ist passiert. Die Polizei kapitulierte irgendwann und gab die zuvor sorgsam gehüteten Rasenflächen in Richtung Europahalle als Parkplätze frei. So wird Dummdreistigkeit auch noch belohnt. Wieso gab es keine Verkehrsfunk-Hinweise im Radio, dass das Gelände überfüllt und abgesperrt ist, wieso stand nichts auf den Anzeigetafeln an den Straßenbahnhaltestellen´ Vielleicht weil es ohnehin nichts genutzt hätte, ein Versuch wäre es aber sicherlich wert gewesen.

Nicht immer schneller, weiter, größer hat OB Fenrich den Festmachern anlässlich des Festakts zum 25. Geburtstag als Ratschlag mitgegeben. Doch was ist denn schlimm daran, wenn Bands wie Jethro Tull oder BAP fast schon darum betteln, beim Fest auf der Bühne stehen zu dürfen´ Für eine Gage, die andernorts kaum für Bands im Vorprogramm reichen würde. Noch weniger Geld für die Musik auszugeben, das geht fast nicht. Darauf sollte man eigentlich stolz sein und nicht über den Erfolg klagen. Vorzuwerfen ist auch niemandem, dass in diesem Jahr das Wetter endlich, endlich einmal gut war und auch deshalb die Massen strömten. Heraus gekommen ist schließlich ein ziemlich ideales Fest mit abends leider zu vielen Besuchern. Damit sollte man aber leben können, es kommt schließlich selten genug vor, dass Witterung und Künstler eine so harmonische Verbindung eingehen. Doch stattdessen wird man sich im Oktober zusammen setzen und das unkalkulierbare Risiko in den Vordergrund schieben. Dass in der Diskussion viel zu wenig Gewicht auf die phantastischen Nachmittage gelegt wird und nur die Abende zu zählen scheinen, sei nur ganz am Ende erwähnt. Das Fest, das waren einmal drei Tage Sport, Spiel, Unterhaltung, Freundetreffpunkt und große Musik. In die Erinnerung eingebrannt hat sich aber offensichtlich nur das übergroße Gedränge zwischen 20 und 22 Uhr am Sonntag. Schade drum – es waren 25 schöne Fest-Jahre.