Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2009
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13. Karlsruher Gespräche

Rechtsextremismus

Im letzten Frühjahr gab es in Karlsruhe helle Aufregung, als ruchbar wurde, dass die NPD ein ehemaliges Bordell in Durlach kaufen und darin ein Schulungszentrum errichten möchte. Es gab Demonstrationen und andere Veranstaltungen gegen Rechts. Möglicherweise war das nur eine Finte, um den Preis der Immobilie zu steigern oder einen Kauf durch die Stadt zu erzwingen, aber das ändert ja nichts daran, dass es gilt wachsam zu sein gegenüber allen Formen des Rechtsextremismus, der sein häßliches Haupt ja nicht nur im Osten unserer Republik erhebt.
Um den Rechtsextremismus in Europa geht es bei den 13. Karlsruher Gesprächen vom 6. bis 8. Februar. In der diesjährigen Veranstaltungsreihe des ZAK (Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale der Universität Karlsruhe) wird vor allem die Rolle der Medien und des Internets sowie die Herausbildung einer rechtsextremen Jugendkultur ins Visier genommen.
Den Eröffnungsvortrag am 6. (19.30 Uhr) hält Wilhelm Heitmeyer, Professor für Pädagogik (Sozialisation) an der Universität Bielefeld und Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, im SpardaEvent-Center (Baumeisterstraße 21). Anschließend gestaltet der Komponist Thomas Bierling, der auch Klavier spielt, zusammen mit Eva Weis (Choreografie und Stimme) und Ekkehard Rössle (Saxophon) eine musikalisch-performative Interpretation des Grundgesetzes mit klassischen und jazzigen Akzenten.
Prominent besetzt ist das Symposium im Saal Baden der Industrie- und Handelskammer (Lammstr. 13-17), das am 7. bereits um 9.30 Uhr beginnt. U.a. sprechen die Psychologieprofessorin Birgit Rommelspacher über den „Rechtsextremismus und die Mitte der Gesellschaft“, Dr. Michael Kohlstruck, Leiter der Arbeitsstelle Jugendgewalt und Rechtsextremismus in Berlin, über „Geschichte als Propaganda“, der US-Professor für Politikwissenschaft über „Das Spektrum des Rechtsextremismus in Europa“.
Nach der Mittagspause ab 13.30 Uhr sprechen u.a. Prof. Dr. Marc Swyngedouw (Belgien), Prof. Dr. Jean-Yves Camus (Frankreich) und Dr. Matthew Goodwin (Großbritannien) jeweils über den Rechtsextremismus in ihrem Land. Dr. Thomas Pfeiffer vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz hält einen Vortrag über „Menschenverachtung mit Unterhaltungswert“ .
Von Interesse dürfte auch der Beitrag des Sportjournalisten Ronny Blaschke sein. Er stellt dar, wie rechte Kameradschaften und die NPD den Fußball strategisch zu nutzen versuchen.
Das ZKM lädt in Zusammenarbeit mit Arte zu einer Filmnacht (7., 20 Uhr) ein: mit dem Dokumentarfilm „White Terror“, der Arte-Dokumentation „Die Populisten-Maschine“, den Kurzfilmen „Leroy räumt auf“ und „Mehmet“ sowie „Bernau liegt am Meer“, das Porträt eines Aussteigers aus der rechten Szene. Daniel Schweizer, der Macher von „White Terror“, dem letzten Teil einer Trilogie über die globale Ausbreitung faschistischer Denk- und Verhaltensweisen, ist anwesend.
Die international besetzte Podiumsdiskussion zum Thema „Rechtsradikal: Leichter Einstieg, schwerer Ausstieg´“ am 8. (ab 11Uhr) wiederum im Event-Center der Sparda-Bank beginnt mit einem Impulsreferat der bekannten FDP-Politikerin Cornelia Schmalz-Jacobsen. Mit von der Partie ist Jörg Fischer-Aharon, der den Ausstieg aus der deutschen Neo-Nazi-Szene geschafft hat, und mittlerweile seinen Ex-Kameraden durch seine Aufklärungsarbeit ein Dorn im Auge ist.
Den Schlusspunkt der 13. Karlsruher Gespräche setzt das Badische Staatstheater mit einer Theaterpremiere in der „Insel“. „So kam ich unter die Deutschen“ ist eine szenische Collage aus Textfragmenten von Friedrich Hölderlin und Elfriede Jelinek mit der Musik aus Schuberts „Die Winterreise“. Bis auf die Theateraufführung ist bei allen Veranstaltungen der Eintritt frei. -ko Zur Eröffnungsveranstaltung wird um Anmeldung gebeten (0721/608-7910)

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