Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2008
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KSC und Fanfolklore

Fan-Projekt Karlsruhe

Für die gute Stimmung im Wildparkstadion wird der KSC von vielen Vereinen beneidet.
Einige Gruppen von Fans haben sich dabei besonders hervorgetan: es sind die sogenannten Ultras. Sie feuern und feuerten mit Sprechchören und Gesängen bedingungslos und unermüdlich ihre Mannschaft an - in diesen guten, wie auch in den vergangenen schlechteren Zeiten. Berühmt sind auch ihre riesigen Banner. Aber wie im richtigen Leben gibt es auch hier Licht und Schatten.
Das zum Stadtjugendausschuss gehörende „Fan-Projekt Karlsruhe“ arbeitet für sie und mit ihnen zusammen.
Vor jedem Heimspiel treffen sich im Domizil des Fan-Projekt die Ultras in ihrem selbstrenovierten Raum. Sie regeln selbstständig den Getränkeverkauf - Motto: Bier ja, Schnaps nein - und sorgen auch für Ordnung. Das funktioniert. Im Büroraum nebenan sprach Klappe auf mit Projektleiter Volker Körenzig und Mitarbeiter Dirk Grießbaum - beide sind diplomierte Sozialarbeiter - über die Aufgaben und Probleme.

´ Jährlich 100.000 Euro Steuergelder von der Stadt Karlsruhe und nochmal 50.000 Euro vom DFB für die Betreuung einer doch im Verhältnis zur Gesamtzuschauerzahl eher kleinen Gruppe von rund 500 Fans eines Fußballvereins - ist das nicht übertrieben´

Körenzig: Von diesem Geld werden 2 Stellen bezahlt, die auf 3 Leute aufgeteilt werden. Ich habe eine volle Stelle, mein Kollege Dirk Grießbaum hat eine dreiviertel und Jürgen Wiedmann eine viertel Stelle. Außerdem fallen ja noch Miet- und Nebenkosten für unsere Räumlichkeiten an. Dafür bieten wir unter anderem Beratung für alle möglichen Probleme, organisieren Freizeiten und alkoholfreie Busfahrten für Jugendliche, sind Ansprechpartner und Vermittler zwischen Verein, Stadt und Polizei. Wir machen also schlicht gesagt Sozialarbeit.


Grießbaum: Die Angebote des Fan-Projekts Karlsruhe - übrigens das einzige in Baden-Württemberg, im Gegensatz zu anderen Bundesländern - können natürlich alle nutzen. In der Praxis ist es tatsächlich so, dass diese in der Hauptsache von einer bestimmte Gruppe von KSC-Fans in Anspruch genommen werden. Aber das ist ja in anderen Bereichen unserer Gesellschaft auch nicht anders. Subventionen zum Beispiel in der Kultur erreichen auch nicht alle.


´ Alle die ins Wildpark-Stadion gehen - außer natürlich die vom Gästeblock - sind doch KSC-Fans. Was unterscheidet die Fangruppen der Ultras von anderen´

Körenzig: Zunächst mal: es gibt nicht die eine Ultra-Gruppierung. Es sind mehrer kleine Gruppen mit unterschiedlichen Namen und eigenen Emblemen, die eines gemeinsam haben: Der Verein bedeutet für sie alles.
Es ist für viele von Ihnen der Lebensinhalt. Für einige ist es auch die Möglichkeit, Defizite, die sie in ihrem Leben haben, auszugleichen. In dieser Fanszene haben sie ihre sozialen Kontakte, hier bekommen sie die Anerkennung, die Ihnen sonst vielleicht fehlt, hier erleben sie was. Sie opfern Urlaubstage, um bei Auswärtsspielen dabei zu sein. Sie sind immer da, wo auch die Mannschaft ist. Sie waren auch in München, obwohl sie keine Karten für das Spiel bekommen haben und haben sich dort das Spiel in einer Kneipe angesehen.

´ Die Kartenverweigerung war ja eine Strafe vom Vereinsmanagment für den Leuchtrakten-Vorfall in Stuttgart. Das hat den Verein bekanntlich 35.000 Euro DFB-Strafe eingebracht. Nicht unerwartet, denn die „Spielregeln“ für Zuschauer sind bekannt. Das ist eine Menge Geld für den KSC. Wenn die Szene schon nicht den Namen des Raketenwerfers preisgeben will, hätte man ja eine Sammlung organisieren können, um den Schaden zu begrenzen. Wie lässt sich das mit dem Anspruch der Solidarität gegenüber dem Verein vereinbaren´

Körenzig: Man sollte den Bogen nicht überspannen. Dass dort Mist gemacht wurde, ist allen bewusst. In ihren Stellungnahmen haben die Betroffenen auch den Verzicht jeglicher Pyrotechnik für die Zukunft angekündigt. Das ist etwas, was ihnen sicherlich nicht einfach gefallen ist, da es für viele zur Fanfolklore dazu gehört.
Auch ihr Heimspiel-Boykott aus Protest - die Spieler wurden vorab informiert -gegen die Sanktionen ist ihnen sehr schwer gefallen.
Nach diesem Vorfall gab es in unseren Räumen ein Gespräch zwischen den Fans mit Ede Becker und Mitgliedern des Mannschaftsrates Maik Franz und Mario Eggimann. Christian Eichner wollte, konnte aber nicht kommen - soweit ich weiß. Ich glaube, das hat die Situation auch entschärft.

Grießbaum: Dass beim Spiel in Stuttgart im VfB-Fanblock Fahnen verbrannt wurden, dass ein KSC-Fan-Bus von Stuttgarter Hooligans angegriffen wurde - davon steht nichts in den Zeitungen. Es wurde zwar von Verhaftungen durch die Polizei geschrieben, aber nicht erwähnt, dass kein einziger KSC-Anhänger dabei war. Auch, dass es von Seiten der Deutschen Bahn keinerlei Beschwerden gab - das liest man auch nicht.


´ Wie sieht es mit dem Verhältnis zum Management insbesondere zum KSC-Fanbeauftragten Burhard Reich und den Spielern aus´

Körenzig: Nicht schlecht - aber sicherlich verbessungswürdig. Was alle toll finden, ist die Grillparty mit der Mannschaft zum Saisonbeginn. Mehr solcher Gesten der Anerkennung wünschen sich alle. Denn vieles, was wir zusammen mit den Fans leisten - Kartenvorverkauf, Fahrten zu Auswärtsspielen organisieren usw. - wird bei anderen Vereinen von deren Geschäftstelle erledigt.
Es passieren auch Vorfälle, die es selbstverständlich nicht geben dürfte. Aber einige dieser in der Presse beschriebenen Gewalttaten in der Vergangenheit sind so nicht von den KSC-Ultras begangen worden. Da vermissen wir die engagierte Richtigstellung von seitens des Management. Das würde auch das Verhältnis zu Polizei und Ordnern merklich entspannen.

>Fan-Projekt. Mainestr. 8 - 0721- 59 84 471

Öffnungszeiten
vor Heimspielen: Fr ab 15 Uhr - Sa ab 11 Uhr - So ab 11 Uhr
Offener Treff: Di 16 bis 22 Uhr - U18-Tag: Mi 14 bis 19 Uhr






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