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Ballettdirektorin Bridget Breiner im Gespräch

„Mehrschichtige Assoziationen wecken“

Mit ihrem Debütabend am Badischen Staatstheater präsentierte Bridget Breiner noch im alten Jahre einen äußerst vielseitigen Reigen, der programmatisch das Konzept der neuen Ballettdirektorin widerspiegelt: Tanz vom klassischen Ballett auf Spitze bis zum zeitgenössischen Tanztheater mit einem dem Alltag und der Straße abgeschauten Bewegungsrepertoire. Klappe Auf unterhielt sich mit der US-Amerikanerin, die im Januar ihre zweite Premiere an der neuen Wirkungsstätte herausbringt.

Wie zufrieden waren Sie mit der Resonanz auf „Seid umschlungen“?

Breiner: Ich war überrascht, wie viele Menschen auf Anhieb den Weg in unsere Vorstellungen gefunden haben. Das Feedback ist sehr positiv. Das ist bei einem so gemischten Programm allerdings auch nicht so schwer, da wenn einem ein Stück nicht gefällt, ist ja das nächste vielleicht etwas für mich.

Ihre Premiere war der Auftakt des allherbstlichen Festivals tanz Karlsruhe, das ursprünglich einen Gegenpol zum weitgehend eher klassisch ausgerichteten Ballett am Badischen Staatstheater bildete. Was haben Sie von diesem Festival mitbekommen und haben Sie sich schon einen Überblick über die regionale Tanzszene verschaffen können?

Breiner: Ich war bei der Premiere von Alexander Whitley im ZKM, aber ich habe auch viele lokale Akteure bei einem Kulturfrühstück kennengelernt. Es gibt hier offenbar viele Tanzschulen und sehr viele tanzfreudige Menschen in der Stadt, das ist nicht überall so. Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Leuten von tanz Karlsruhe und überlegen, wie wir da in Zukunft mehr involviert werden können.

Was vermag der Tanz, was mit anderen Theaterformen so nicht ausgedrückt werden kann?

Breiner: Der Tanz ist sehr offen, ganz ähnlich wie die Musik. Wenn man ein Wort sagt, ist immer schon eine Aussage getroffen. Das ist beim Tanz anders. Dazu kommt beim Tanz die Energie, die den gesamten Körper ergreift. Dadurch kann man die Menschen gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen erreichen und mehrschichtige Assoziationen wecken. Das finde ich sehr spannend.

Was muss für Sie eine Tänzerin oder ein Tänzer mitbringen, um interessant zu sein?

Breiner: Ich choreografiere vom klassischen Ballett herkommend und denke daher in Linien. Deshalb ist mir ein Bewusstsein für die Linie schon wichtig, es muss aber nicht die klassische sein. Vor allem aber ist in der gesamten Geometrie der Mensch wichtig, der mit dem Tanz nicht nur Bewegungen ausführt, sondern mir etwas mitteilen will und Gefühle zeigt.

Mit Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel bringen Sie Ihre mit Deutschlands wichtigstem Theaterpreis FAUST ausgezeichnete Choreografie in einer Neufassung nach Karlsruhe. Wie kamen Sie darauf, das Märchen aus der ungewöhnlichen Perspektive einer der Stiefschwestern anzupacken?

Breiner: Ich war in Gelsenkirchen neu als Ballettdirektorin und hatte viele starke Frauen in meinem Ensemble. Da war es mir wichtig, eine Geschichte zur erzählen, in der es nicht nur um das Aschenputtel geht, sondern in der es auch andere interessante Rollen gibt. Eine Inspiration war Gregory Mcguires „Wicked“, wo auch ein bekanntes Märchen aus der Perspektive der bösen Hexe erzählt wird. Auch der psychologische Blick auf das Märchen vom Aschenputtel bietet sehr spannende Erkenntnise über die gegenseitige Eifersucht von Aschenputtel und ihren Stiefschwestern. Das hat mich bei dieser Geschichte interessiert, die ich dann im Ruhrpott oder im Bergbaumillieu meiner amerikanischen Heimat angesiedelt habe.


> Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel - die öffentliche Probe am 3. und die Premiere am 4.1. sind ausverkauft, nächste Vorstellung am So 19. Januar, 11 Uhr; Seid umschlungen Di 14. und So 26. Januar; Badisches Staatstheater, Hermann-Levi-Platz 1, Karlsruhe

Badisches Staatstheater

Hermann-Levi-Platz 1

76137 Karlsruhe

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