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Prof. Wittig: Raumfahrt für die Menschen

50 Jahre Mondlandung

Prof. Sigmar Wittig übernahm 1976 die Leitung des Instituts für Thermische Strömungs­maschinen an der Universität Karlsruhe und war deren Rektor von 1994 bis 2002. Anschließend wurde er bis 2007 Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und zudem ab 2005 für zwei Jahre Vorsitzender des Rates der Europäischen Weltraum­organisation (ESA).
Mit dem Thema Raumfahrt beschäftigte er sich jedoch schon lange vorher. Wittig war von 1967 neun Jahre lang als Dozent und außerordentlicher Professor an der Purdue University in West Lafayette, die im Bereich der Ingenieurwissenschaften zu den angesehensten Universitäten der USA gehört und auch anerkennend als die "Wiege der Astronauten“ bezeichnet wurde. Prof. Wittig lebt in Karlsruhe und ist nach wie vor von der Raumfahrt begeistert.


Als Neil Armstrong seinen Fuß auf den Mond setzte, waren Sie gerade als Professor an der Purdue University in Lafayette. Der wohl berühmteste Absolvent dieser Universität war Armstrong. Wie und wo haben Sie die Mondladung erlebt?

Zu dem Zeitpunkt war ich während der Semester­ferien in Deutschland. Natürlich habe ich vom Start bis zur Landung die einzigartige Mission in höchster Anspannung am Fernseh­gerät und auch im Hörfunk in meinem Eltern­haus verfolgt, denn zum Einen war der erste Mensch auf dem Mond einer der herausragenden Absolventen der Purdue University, an der zahlreiche Astro­nautinnen und Astronauten ausgebildet wurden. Zum Anderen bewegte mich beim Be­trachten der Bilder die Genugtuung, ja auch ein gewisser Stolz, dass eine Vision mit Hilfe wissenschaftlich-technischer Anstrengungen zur Realität werden konnte. Für mich persönlich bedeutete es auch die Bestätigung meiner Berufswahl.

Was empfanden, an was dachten Sie, als Sie die Bilder von Neil Armstrong und Edwin Aldrin, den ersten Menschen auf einem außerirdischen Himmelskörper, sahen?

Die Faszination, die von den Bildern ausging, ist nur schwer zu beschreiben. Doch es waren nicht nur übergroße Begeisterung und Genug­tuung, sondern auch nachdenkliche Über­legungen, die mich damals bewegten und bis heute beschäftigen. Zwei Jahre vor der erfolgreichen Landung auf dem Mond waren zwei Mitglieder aus dem Kreis der Gemini und Apollo Astronauten, die ihr Studium an der Purdue University abgeschlossen hatten, bei einem Brand während eines Versuchs­programms ums Leben gekommen. Die Frage nach dem Risiko begleitet den Ingenieur natürlich und war auch den beiden Opfern Roger Chaffee und Gus Grissom bewusst. Doch wir betreiben Raumfahrt für die Menschen, und das war auch immer die Zielsetzung der deutschen Beiträge. Die Erfolge der letzten 50 Jahre sprechen da für sich. Das gilt auch besonders für die unbemannten Missionen.

Sie waren Vorsitzender des Rates der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Die Partnersuche für Raumfahrtprojekte ist nicht mehr nur auf die USA beschränkt, sondern ist - wie bei der Raumstation ISS - eine multinationale Angelegenheit. Unter anderem soll 2020 der ExoMars Rover mit einer russischen Proton-Rakete gestartet werden. Die EarthCARE Mission wird 2021 - mit japanischer Beteiligung - Daten für bessere Wettermodelle sammeln und bei dem Projekt PLATO schickt eine russische Sojus-Rakete 2026 eine ESA-Sonde zur Auffindung erdähnlicher Planeten auf Entdeckungsreise. Vielleicht auch mit der Hoffnung, in den Weiten des Weltalls vollkommen andersartige Projektpartner zu finden?

Die Raumstation ISS ist ein hervorragendes Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation internationaler Partner über individuelle Interessen und Ideologien hinweg. Besonders begeistert war ich immer von der engagierten Zusammenarbeit der Wissenschaftlier, Ingenieure und aller Beteiligten. Das wird deutlich, wenn man das faszinierende Bild der ISS mit den angedockten Komponenten betrachtet. Auch Alexander Gerst, der ja in Karlsruhe studiert hat, bestätigt das als Astro­naut mit seinen Erfahrungen immer wieder.
Raumfahrt ist und bleibt eine Gemein­schafts­aufgabe, ja ein Friedensprojekt. Das bedingen wissenschaftliche, wirtschaftliche und auch weltraumrechtliche Zwänge. Zudem bewegt der Wunsch nach dem Verständnis des Alls alle Menschen. Dabei ist die Suche nach Organismen zunächst nicht auf menschliches Leben gerichtet. Somit kann ich Ihre Frage nach zukünftigen Projektpartnern im Uni­versum auch nicht im allgemein verständlichen Sinn mit “Ja” beantworten.

Vor 100 Jahren war eine Mondlandung noch Science Fiction. Welcher Science Fiction würden Sie wünschen, dass Sie in 100 Jahren ihren 50sten feiert ?

Als nächster Schritt gilt eine Landung auf dem Mars, die ich persönlich aber zu einem späteren Zeitpunkt erwarte als häufig vorhergesagt. Ihre Frage zielt ja auf das Jahr 2070 mit einem Erfolg, den man 2120 im Rückblick feiern kann. Das Betreten des Mars wäre schon ein besonderes Ereignis. Die eindeutige Bestätigung von Leben - ich möchte noch einmal betonen: nicht menschlichem Leben - auf einem der nahezu unendlichen Zahl von Sternen wäre ein neuer Schritt in der Menschheitsgeschichte. Das häufig in Science Fiction Filmen beschriebene “Beamen” halte ich für nicht sehr realistisch. Persönlich würde ich - und das sei mit einem Augenzwinkern gesagt und ist in meiner Lebenszeit nahezu unmöglich - es aus Neugier gerne sehen, wenn eine Sonde den vor einiger Zeit nach mir benannten Stern in Augenschein nähme. - Interview: Alfred Godulla

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