Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2016
Musik Querbeet

 

Kaosplanet

Neukrautrock haben sie ihre Musik einmal genannt, auch das erste Album des Karlsruher Quartetts hieß so. Ein Begriff, der sie abgrenzte vom Krautrock der 70er Jahre, wobei das Wort seinerzeit für sehr unterschiedliche Musizierweisen stand – in jedem Fall aber anglo-amerikanische Vorbilder zu leugnen suchte. Die nach wie vor deutsch gesungenen Texte auf dem zweiten Album „Cappucino“ haben allerdings durchaus Nähe zum Deutschrock á la Grönemeyer, Lindenberg und Konsorten, zumindest was die Haltung betrifft.

Leicht sarkastisch, manchmal witzig, gelegentlich politisch. „USAma“ (Wortspiel!) schleppt sich schwerfällig dräuend auf einem ostinaten Bass mit aufrüttelndem Gitarrensoll hin zu einem melodischen Unisono-Motiv von Gitarre und Saxofon. Der Refrain klingt nur vordergründig freundlich. Ein alter Trick, den schon von Größen wie Pink Floyd und Supertramp gern angewandt wurde: Kritische Texte auf leicht zugängliche Musik: „Hey, alternder Cowboy, lass dir mal was sagen, du bist nicht mehr die erste Wahl“, ist an die USA gerichtet, in „Halt's Maul“ geht es um allgegenwärtige Nervensägen im Alltag.

Musikalisch bewegt sich das Album wie sein Vorgänger auf solidem Rhythmusfundament von Drummer Enzo Enderle und Bassist Matthias Winkelmann. Zusammengehalten wird die Musik von den erdigen und einfallsreichen Gitarrenriffs des durch tausende Sessions gestählten Dieter Taubert, der für jede Stimmung den richtigen Ausdruck findet, während Sänger Stefan Gessenauer sich mit seinem Saxofon mehr als Klangflächenlieferant denn als erratischer Jazzrocker offenbart. Dass die Musiker allesamt eine Neigung zu den progressiven Spielarten der Rockmusik haben, dokumentiert allein schon die Tatsache, dass drei Songs über sieben Minuten lang sind.

Da kann einiges passieren und das Hinhören auf Details lohnt sich: „Du fehlst mir“ beginnt als Herzschmerz-Ballade, um dann eine Wendung zu einem luftigen Groove zu nehmen, der von einem melancholischen Schleier überzogen ist. Dazu gibt es immer wieder interessante Klangspielereien. Man merkt, dass die Band in Bassist Winkelmanns Studio in Ruhe feilen konnte. „Vorbei“ enthält gar Rap-Elemente in homöopathischer Dosis. Das können sie also auch.

> Fr 14. Oktober 2016 um 21:00 Uhr, Kohi, Karlsruhe, Werderstraße 47

KOHI

Werderstraße 47

76137 Karlsruhe

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