Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2016
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Attraktion Natur

Der Umbau
Was lange währt, wird endlich gut. Sogar sehr gut! Seit einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg standen vom Westflügel des Naturkundemuseum in Karlsruhe nur noch die Straßenfassade und der Keller. In den 50er Jahren wurde in diese Ruine notdürftig ein Hochregallager für Bücher der Badischen Landesbibliothek und des Generallandesarchivs gebaut. Nachdem die Bücher nun an den Stadtrand ausgelagert wurden, konnte dieses Provisorium abgerissen und der Westflügel endlich rekonstruiert werden. Dabei galt es, für die geplante Nutzung ganz besondere Schwierigkeiten zu bewältigen. Unter anderem musste die Konstruktion auch das größte, 240 Tonnen schwere Aquarium aushalten und die hohe Luftfeuchtigkeit im Keller, wo die Technik für die Aquarien steht, musste geregelt werden können. Das Land Baden-Württemberg investierte in die Sanierung rund 7 Millionen Euro und in die museale Ausstattung weitere rund 3 Millionen Euro, viele Spenden von großzügigen Unterstützern kamen hinzu. Nach rund 2,5 Jahren Bauzeit wurde der Westflügel am 28. Juli 2016 eröffnet. Dadurch gewann das Museum nun rund 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche hinzu.

Neue Dauerausstellung
Im kompletten Erdgeschoss des Westflügels sowie im Bereich des alten Vivariums ist nun auf fast 800 Quadratmetern genug Platz für die neue Dauerausstellung "Form und Funktion - Vorbild Natur". Diese befasst sich leicht verständlich mit der Bionik, also mit der Natur als Vorbild für technische Problemlösungen. Bionik erforscht die zugrunde liegenden Prinzipien und Funktionsweisen und deren Umsetzung in der Technik, die uns mittlerweile auch oft im Alltag begegnet. In dieser in Deutschland einzigartigen Dauerausstellung geht es um Fragen wie "Warum sehen Lebewesen so aus, wie sie aussehen? Wie hängt die Gestalt mit ihrer Funktion zusammen? Was können wir Menschen von der Natur für unsere technischen Entwicklungen lernen?" Die sechs Themenbereiche Anantomie, Energie, Oberflächen, Bewegung, Sinnesorgane sowie Wachstum und Fortpflanzung zeigen die Zusammenhänge zwischen äußerer und innerer Gestalt der Organismen und der Funktion von Körperteilen und Organen. Mit spektakulären Originalobjekten, Modellen sowie Medien- und Mitmachstationen wird den Besuchern leicht verständlich Wissen vermittelt.
Viele Karlsruher waren im Naturkundemuseum schon immer besonders von den Aquarien und Terrarien fasziniert. Doch diese entsprachen sowohl von der technischen Ausstattung als auch wegen der geringen Größe nicht mehr dem heutigen Verständnis von Tierhaltung. Statt sich wie früher durch enge Gänge an kleinen Glasscheiben vorbei zu drängen, hat man jetzt in sehr ansprechendem Ambiente viel Platz. Im 240.000 Liter fassenden Meerwasseraquarium wird das größte lebende Korallenriff Deutschlands heranwachsen. Zwischen vielen kleineren Fischen dreht hier auch ein Schwarzspitzenriffhai seine Runden. Zu einem Besucherliebling werden aber sicherlich auch die australischen Süßwasserkrokodile, die man in der naturgetreuen Nachbildung einer Uferlandschaft sowohl unter als auch über Wasser beobachten kann. Ein Aquarium mit Quallen fasziniert gleich am Eingang der Ausstellung, dazu kommen weitere Aquarien und Terrarien. Das früher im Museum nur zur Hälfte sichtbare Skelett eines Nordkaper-Wals hängt nun in seiner ganzen Größe über den Köpfen der Besucher, auch die mehr als zwei Meter durchmessende, 700 Jahre alte Scheibe eines Mammutbaums ist ein Blickfang.

Aktuelle Sonderausstellungen
Im Obergeschoss bietet der Westflügel nun Platz für große Sonderausstellungen. Bis 29. Januar 2017 zeigt die Ausstellung "Wale - Riesen der Meere" Originalskelette, lebensgroße Modelle und viele andere Exponate rund um die gigantischen Meeressäuger. Ihr Lebensraum wird in Texten, Bildern und eindrucksvollen Filmen vorgestellt. Evolution, Artenvielfalt, Anatomie, Lebensweise, Fortpflanzung sowie Bedrohung und Schutz der Wale werden anschaulich dargestellt.
Im Ostflügel begeistert noch bis 18. September "Glanzlichter 2016", mit vielen preisgekrönten Meisterwerken der Naturfotografie. Diese Auswahl an prämierten Werken von Naturfotografen aus aller Welt ist um viele Klassen faszinierender als das, was man allgemein aus Zeitschriften und Bildbänden kennt. Ganz einfach immer wieder ein Genuss!

Sonstige Neuerungen
Der Museumsshop wurde von der Kasse auf eine größere Fläche in den ersten Stock verlegt. neu hinzu kam eine Caféteria. Die meisten anderen Abteilungen des Museums wurden bereits in den letzten Jahren nach und nach von einer reinen Ansammlung verschiedener Exponate zu einem auch didaktisch interessanten und optisch ansprechenden Ausstellungserlebnis umgestaltet. Dass nun der im Vergleich zu fast allen anderen Museen in Deutschland extrem niedrige Eintrittspreis von 3,-- auf 5,-- Euro für Erwachsene, 3,-- Euro ermäßigt, 2,-- Euro für Kinder ab 6 Jahren, 10,-- Euro für die Familienkarte und 1,-- Euro für Schulklassen pro Schüler erhöht wurde, war die richtige Entscheidung.

Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, Erbprinzenstr. 13, Karlsruhe, Di-Fr 9.30-17, Sa, So + F 10-18 Uhr

Staatliches Museum für Naturkunde

Erbprinzenstr. 13

76133 Karlsruhe

0721 / 1752111

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