Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2016
Verschiedenes Filme

 

Stummfilmfestival mit Live-Musik

Filme, die Liebesgeschichten erzählen, stehen im Mittelpunkt des 14. Stummfilmfestivals, das vom 9. bis zum 13. März an drei Schauplätzen über die Bühne geht, eine Vorstellung findet im Studio 3 in der Kinemathek statt, an zwei Tagen beteiligt sich das ZKM, das im letzten Jahr wegen Renovierungsarbeiten ausfiel, Hauptschauplatz ist aber wieder das Studentenhaus, die Wiege des von Josef K. Jünger aus der Taufe gehobenen Festivals. Zum Auftakt gibt es „Carmen“ (Sth, 9., 19.30 Uhr) in der Verfilmung von Ernst Lubitsch, nach der berühmten Novelle von Prosper Merimée, die zur Vorlage einer noch berühmteren Oper wurde. Eine weitere berühmt-berüchtigte Femme Fatale ist auch die biblische Figur der Salome, die ebenfalls als Opernheldin reüssierte. Im Stummfilm von Charles Bryant (Sth, 11.,22 Uhr) wird sie dargestellt von Alla Nazimova, die auch im richtigen Leben als exzentrische Hollywood-Diva für Schlagzeilen sorgte. Das Feuer der Leidenschaft lodert mächtig in dem italienischen Melodram „Il Fuoco“ (Studio 3, 10., 21.30 Uhr) des Cabiria-Regisseurs Giovanni Pastrone. Eigentlich muss man Marlene Dietrich keinem Filmfreund mehr vorstellen, die wenigsten sind sich aber bewusst, dass sie vor ihrer Vorstellung in Sternbergs „Der blaue Engel“, die sie international groß raus brachte, schon eine Stummfilmkarriere hinter sich hatte. In „Die Frau, nach der man sich sehnt“ (ZKM 13., 19.30 Uhr) ist sie an der Seite von Fritz Kortner zu erleben, in „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ (Sth, 11., 19.30 Uhr) ist ihr Partner der damalige Frauenschwarm Harry Liedtke. Im Variete-Milieu spielt die verwickelte Geschichte zweier Liebespaare in „Pleasure Garden“ (ZKM, 13., 20.30 Uhr), einer der ersten Regiearbeiten von Alfred Hitchcock, kein Meisterwerk, aber ein Vorschein seiner Obsessionen und seiner späteren Qualitäten. Cineastischer Höhepunkt des Festivals ist aber zweifellos „Intolerance“ (ZKM, 12., 15 Uhr), ein Meisterwerk des Filmpioniers David W.Griffith. In vier ineinander verwobenen Handlungssträngen, die in unterschiedlichen Epochen spielen, wird das Thema der Intoleranz behandelt. Der Aufwand war für die damalige Zeit ungeheuerlich, besonders in der Babylon-Episode. Die raffinierte mehrschichtige Erzählweise war ihrer Zeit weit voraus. Ganz ohne eine Handlung und im Grunde auch ohne Schauspieler kommt der Avantgardist Walter Ruttmann in seinem Meisterwerk „Die Sinfonie einer Großstadt“ (ZKM, 12., 15 Uhr) aus, einer Montage von Szenen und Motiven aus dem Berliner Alltag vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein im sich stets steigernden Tempo, das Karlsruher Kammerflimmer Kollektief macht beim Filmkonzert seine schwer fassbare, zwischen den Genres flirrende und flimmernde Musik dazu.
Noch länger als die Tradition des Filmkonzerts ist die Kulinarischen Kinos. Auf dem Filmprogramm steht „Die Austernprinzessin“ (Sth, 12., 19.30 Uhr) von Ernst Lubitsch, das lässt ahnen, was auf dem Speisezettel steht. Voranmeldung ist erforderlich. Stephen Horne sorgt am Klavier für die musikalische Würze. Auch sonst sind für die musikalische Seite des Festivals ganz überwiegend gute, alte Bekannte zuständig wie Frieder Egri, Andreas Benz, Matthias Voigt, Cornelia Brugger und Gabriel Thibaudeau. Beim obligaten Kurzfilmprogramm für Kinder (Sth, 13., 15 Uhr) spielt das Kinderensemble des Badischen Konservatoriums auf. Erstmals auftreten wird der japanische Filmerzähler Ichiro Kataoka, der zusammen mit der in Karlsruhe lebenden Pianistin Reiko Emura den Stummfilmm „Jirokichi – Die Ratte“ (Sth, 10., 19 Uhr) präsentiert. Und das ist noch nicht alles.
ko

Weiterführende Links

Weitere Infos