Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2016
Theater, Comedy, Show Theater und Show

 

Mit Händen, Puppen und Füßen

11. marottinale

Zum elften Mal gönnen sich Thomas Hänsel und die puppenspielenden Kollegen und Kolleginnen des Karlsruher Figurentheaters marotte was und bereiten ihrem Publikum mit der marottinale ein kleines, pralles Festivalpaket, das ein großes Wochenende zu werden verspricht.

Totes Material zum Leben zu erwecken, der Fantasie auf die Sprünge zu helfen und das Unmögliche zu ermöglichen das ist die hohe, poetische Kunst des Figurentheaters, das dabei vielfach als vornehmlich visuelles Theater auch über die Sprach- und Kulturgrenzen hinweg verständlich bleibt.

Ein Meister dieser Kunst ist der in Brasilien geborene und in den Niederlanden lebende Duda Paiva, der in den vergangenen Jahren rund um den Globus unter den einschlägigen Festivals herumgereicht wird. Inspiriert von dem satirischen Roman „Der Herzausreißer“ von Boris Vian entfaltet der Paiva in seinem Solostück Bastard! eine Verbindung von Theater, Tanz, Körper, Objekten und Videos, die in eine poetische Realität führt, in der alles möglich scheint. Weil für diesen Star des Genres die Bühne der marotte-Spielstätte in der Kaiserallee in keiner Hinsicht ausreichen würde, eröffnet er die marottinale am Donnerstag, 3. März, im Kulturzentrum Tollhaus.

Im Vorjahr begeisterten bei dieser Gelegenheit Thalias Kompagnons mit ihrer vielfach ausgezeichneten Version von Mozarts „Zauberflöte“ ein großes Publikum für das Spiel mit den Puppen. In diesem Jahr kommt die Truppe aus Nürnberg mit einer kleinen Produktion zur marottinale und eröffnet am Samstag, 5. März, um 11 Uhr in der Kaiserallee 11 den Reigen der Kinderstücke des Festivals, das wie gewohnt für alle Altersgruppen tolle Stücke im Programm hat.

„Aus dem Lehm gegriffen“ freilich überrascht nicht nur die jüngsten Theaterbesucher ab vier Jahren damit, wie viel Leben in einem Klumpen Ton stecken kann, wenn nur ein talentierter Schöpfer loslegt. Nicht weniger zauberhaft ist die Geschichte von der Nachtigall, die das Berliner Theater Miamou dann um 15 Uhr für Menschen ab 5 Jahren erzählt. Enno Podehl, der unter anderem auch für seine Zusammenarbeit mit dem Figurentheater Tübingen bekannt ist, hat das Märchen von Hans Christian Andersen mit der Figurenspielerin Mirjam Hesse als Geschichte über das Draußen und Drinnen und die Freiheit dazwischen inszeniert.

Einen Spaß für alle Familienmitglieder ab sieben Jahren verspricht am Samstag um 19 Uhr das Schelmenstück „Der goldene Schlüssel“, das das Dresdener Theater Schreiber & Post in der marotte zeigt. Mit dem „Lied der Grille“ mit den exen aus Bayern (ab fünf Jahren) und dem Antiangst-Stück „Buh“ der Compagnie Les Voisins – Die Nachbarn (ab vier Jahren) finden sich im abschließenden Sonntag zwei weitere Angebote für Kinder im marottinale-Programm.

Erstmals integriert die marottinale das unter dem Jahr beliebte Salon-Format in ihren Spielplan. Beim Festival-Salon am Freitag, 4. März, kann man in der marotte die vielen Gesichter des zeitgenössischen Puppentheaters erkunden, in dem digitale Medien, Performance, Schauspiel, Story-Telling oder Walkact die gleiche Berechtigung wie klassisches Handpuppenspiel oder andere traditionelle Puppenformen haben.

Zu Gast sind mit ihren Vordiplom-Inszenierungen Studierende des Studiengangs Zeitgenössische Puppenspielkunst der Berliner Hochschule „Ernst Busch“. Dazu spielt eine junge Überraschungs-Band aus Karlsruhe. Selbst aus dem breitesten Spektrum der Studenten dürfte die 1972 geborene Thüringerin Anne Klinge noch herausfallen. Denn sie ist die im deutschsprachigen Raum wohl einzige Vertreterin des Fußtheaters. Fernsehauftritte bei Bülent Ceylan oder Thomas Gottschalk haben ihre ebenso vergnügliche wie staunen machende Körperbeherrschung, ihren Charme und ihre einzigartige Idee, mit den Füssen zu spielen, einem breiten Publikum bekannt gemacht. Am 5. März um 21 Uhr ist sie mit der „Der Fußmord und anderen Liebesdramen“ in Karlsruhe zu Gast. Ausgestattet mit Nasen, Mützen und Gewändern verwandeln sich ihre Treter unversehens zu eigenständigen Persönlichkeiten, die die Spielerin dahinter beinahe vergessen machen.

> 3. bis 6. März, Kulturzentrum Tollhaus und Figurentheater marotte, Karlsruhe

marotte Figurentheater

Kaiserallee 11

76133 Karlsruhe

0721 / 841555

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