Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2015
Kunst, Ausstellungen Ausstellungen

 

Genug gejubelt?!

Ironischer Blick auf die Stadtgeschichte

1893: die Eröffnung des ersten Mädchengymnasiums in Deutschland - ein Glücksfall für Karlsruhe, keine Frage. 1964: ein durch kritische Berichterstattung beleidigter Medienzar zieht die Bambi-Verleihung, die Glanz mit Stars wie Sophia Loren oder Gina Lollobrigida in die Fächerstadt gebracht hatte, aus Karlsruhe ab - Pech für Karlsruhe. An anderen markanten Daten wie der Eingemeindung Durlachs 1938 streiten sich noch nach Jahrzehnten die Geister über die Bewertung. „Wir haben uns lange überlegt, was wir angesichts der zahlreichen großen Ausstellungen von ZKM, Landesmuseum und Kunsthalle mit unseren vergleichsweise bescheidenen Mitteln zum Stadtjubiläum beitragen können,“ sagt Alexandra Kaiser, die seit zwei Jahren wissenschaftliche Mitarbeiterin des Karlsruher Stadtmuseums ist und das Durlacher Pfinzgaumuseum leitet. „So kamen wir darauf, einen etwas anderen Blick auf die Stadtgeschichte zu werfen und anhand zahlreicher kleiner Geschichten und Details die Pleiten und die Glücksfälle der Stadt ins Licht zu rücken.“ Erfrischend und witzig soll die Doppelausstellung im Karlsruher Prinz-Max-Palais und der Durlacher Karlsburg werden, die auch vor Fake-Objekten nicht zurückschreckt. So gibt es das Nudelholz zu sehen, mit dem Magda Wilhelmine ihren Karl Wilhelm aus dem Haus getrieben und damit die Stadtneugründung veranlasst haben soll. Den einen gilt die Dame als schwäbische Kratzbürste, für die anderen ist sie die Gute, die Durlach die Treue hielt. „Historisch gibt es für das schlechte Verhältnis der beiden keine Belege, denn auch wenn die Markgräfin weiter in Durlach wohnte, war sie doch bei allen offiziellen Anlässen an der Seite ihres Gatten, und gegenseitige Schimpfbriefe finden sich auch keine,“ sagt Kaiser, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Peter Pretsch „Genug gejubelt?!“ erarbeitete. Bewusst haben sie die Eröffnung der 300 Jahre Karlsruhe und 450 Jahre Durlacher Residenzgeschichte reflektierenden Doppelschau ans Ende der Karlsruher 300-Jahre-Feierlichkeiten gelegt. Als Kulturwissenschaftlerin findet es Alexandra Kaiser bemerkenswert, dass dieser Stadtgeburtstag mit sehr viel Bürgerbeteiligung gerade auch in den Stadtteilprojekten gefeiert wurde: „Das hat die bunte Vielfalt und die Unterschiedlichkeit Karlsruhes nach vorne gestellt, aber auch Fliehkräfte offenbart. Ich bin gespannt, ob die in den Stadtteilen gestärkten Identitäten und teilweise neu erfundenen Traditionen wie der Bulacher Wäscherinnenlauf Bestand haben oder nach dem Jubiläum versanden.“

> „Genug gejubelt?! Pleiten, Pech und Glücksfälle der Stadtgeschichte“, 26. September 2015 bis 27. März 2016, Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais, Karlstraße 10, Karlsruhe, Di, Fr 10-18 Uhr, Do 10-19 Uhr, Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr, Pfinzgaumuseum in der Karlsburg Durlach, Pfinztalstraße 9, Mi 10-18 Uhr, Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr

Stadtmuseum Karlsruhe

Karlstr. 10

76133 Karlsruhe

0721 / 1334231

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