Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2015
Theater, Comedy, Show Theater und Show

 

Spiel in Venedig

Für den einen sind es die Gondeln, für den anderen ist es der Karneval, manche sehen die Pracht, andere den Verfall, verehren es als Mekka der Kunst oder als Glanzpunkt der schillernden Filmwelt - fast jeder hat ein anderes Bild von Venedig. Traumstadt und Sehnsuchtsort ist es allemal. Für das Theater in der Orgelfabrik dient „La Serenissima“ in diesem Jahr zum wiederholten Male als Handlungsort und Kulisse.

„Diese Stadt ist ein komplettes Museum, es gibt keine Autos, man streift durch enge Gassen, stößt gleich abseits des Touristenzentrums auf verwunschene Plätze und großartige Paläste - wenn man nach Venedig kommt, ist man in einer anderen Welt, und ich begebe mich gerne in andere Welten“, beschreibt Gabriele Michel ihre Faszination für die Lagunenstadt. Für ein Jahr hatten die Theatermenschen Franco Rosa und Michel Mitte der 80er Jahre in Venedig gelebt, wo Rosa einen Vertrag am berühmten Gran Teatro La Fenice hatte, um eine Tournee für die deutsche Tanztheaterikone Pina Bausch zu organisieren. „Wir haben damals einen sehr viel freieren Umgang mit dem Theater als in Deutschland kennengelernt“, sagt Michel. In Venedig entstand die Idee, nicht in den Stadttheaterbetrieb zurückzukehren, sondern eine eigene Theaterform zu entwickeln und aufzubauen. In Venedig spielte denn auch die erste Theaterfantasie, mit der das Theater in der Orgelfabrik vor 28 Jahren in Karlsruhe begann. Seit 1987 bilden Michel und Rosa als Gründer, Autoren, Regisseure, Spieler und Leiter den Kern des Sommertheater-Ensembles das ganz auf eigene Stücke setzt. Häufig steht dabei eine literarische Vorlage Pate, in diesem Jahr sind es gleich mehrere. „Ursprünglich wollten wir Dostojewskis ‚Der Spieler‘ für die Bühne bearbeiten, aber Dostojewkis Figuren sind immer so prägnant und greifbar, dass man für sie die genau passende Besetzung haben müsste,“ erzählt Michel. Von der ursprünglichen Idee blieb ein Hotel mit Casino als Ort der Handlung. In dessen feudalen Räumen und auf dessen abgeblätterter Terrasse, umgeben von Wasser und Bootsstegen, trifft sich eine illustre Gesellschaft. Deren von Sehnsüchten und Hoffnungen getriebene Protagonisten scheinen unterschiedlichsten Kurzgeschichten und Filmen entstiegen. Typen ersonnen von Schnitzler oder Maupassant, von Goldoni oder aus Filmklassikern wie „Bellisima“ von Luchino Visconti: „Das sind alles Figuren, die mir so im Kopf herumschwirrten“, sagt Michel, die mit diesem Personal sehr frei eine temporeiche Komödie um Liebe, Kunst, Spiel, Film, Intrige und Leidenschaft entwickelt hat. „Spiel in Venedig“ verspricht das Abtauchen in eine „andere Welt“, die mit bewegten Bildern vom Canale Grande und einer schillernden Atmosphäre gefangen nimmt.

> Theater in der Orgelfabrik, Karlsruhe-Durlach, Amtshausstraße 17-19; 4., 5., 11., 12., 18., 19. und 26. September 2015, jeweils um 20 Uhr.





Orgelfabrik Durlach

Amthausstr. 17

76227 Karlsruhe

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