Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2015
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Bert E. A. Klag

Künstler, Autor und Performer

Gerade hat Bert E.A. Klag ein neues Buch geschrieben, „S´Aberlehus“, eine Schwarzwaldgeschichte, „ein Vermächtnis, Begebenheiten aus dem Leben eines Zeitzeugen“. In seinem Atelier am Karlsruher Rheinhafen, das - einer Zeitreise gleich - an jeder Ecke Werke des Künstlers aus verschiedenen Schaffensepochen bereithält, erzählt Klag, der im Juni 80 Jahre alt wird, bei einem Tee von seiner Jugend in Pforzheim während des Zweiten Weltkrieges. Nicht über die Bombardierung, über die schon viel geschrieben wurde, sondern von einem Tieffliegerangriff wenig später, den er und seine Schwester überlebten. Ein Erlebnis, das den Künstler prägte und ihn sicher zu einem seiner kompromisslosesten Projekte „Der schöne Krieg“ von 1994 inspirierte.

Bert E.A. Klag wird am 7.6.1935 in Pforzheim geboren und geht ab 1955 in die dortige Kunst- und Werkschule. Er studiert an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und an der Staatlichen Werkakademie in Kassel. Von 1959 – 1960 ist er dann Meisterschüler von Prof. Curt Rothe mit eigenem Atelier in der Kunst- und Werkschule Pforzheim. Er lebt für zwei Jahre in Amerika, wo er sich bei einem Schamanen einem Schlangenritual unterzieht, „einem Reinigungsritual gegen die Schrecken des Krieges“, wie er selbst sagt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland ist Klag äußerst erfolgreich als Art-Director für diverse Agenturen tätig.

1977 dann die Zäsur: Klag bricht mit seiner Vergangenheit und arbeitet fortan an als freier Bildender Künstler. Seine zahlreichen Studienreisen führen ihn nicht nur in die USA, sondern auch nach Argentinien, Brasilien, Indien, Mexiko, Russland, Singapur, Thailand und in die Türkei. Er lebt eine Weile mit Nomaden zusammen, in deren Lebensweise Klag eine Einheit zwischen Mensch und Natur findet. Die Wüste fasziniert ihn, ebenso wie das Leben in Zelten, seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Prinzip Nomadenzelt führt zur Entstehung der menoräischen Zelte, die um die Jahrtausendwende entstehen. Für die Brennungen auf dem Filz sei er damals zum Schmied gegangen sagt er, zeigt Fotos und weist auf die Parallele zwischen Mensch und Zelt hin: „Das Rückgrat entspricht dem Gestänge, die Haut der Zelthülle.“ Eine schwere Arbeit sei das gewesen, bei der eine hohe Konzentration erforderlich gewesen sei: „Eine Sekunde zu lang und der Filz war durchgebrannt und ruiniert.“

Von seiner langen Liste mit Ausstellungen und Performances seien an dieser Stelle nur noch das Mixed Media Projekt „Tango Porteño“ aus dem Jahre 1998 und „Globalisierung II“ vom Mai 2003 genannt, wo Klag mittels einer Containerpyramide Globalisierungskritik visualisierte und als Spektakel inszenierte. Ein Projekt, das zwar auf großes Interesse stieß, aber aus Sicherheitsgründen nicht zu Ende geführt werden konnte.
Für „Tango Porteño“ habe er zwei Jahre recherchiert, „mit der typischen Akribie von Klag“. „Es geht beim Tango um Leidenschaft und Verzweiflung“, sagt Klag, „und die Nähe zum Tod ist immer spürbar.“ Um das zu verdeutlichen, habe er damals Tangotexte an den Türen aufgehängt. Fast 200 Menschen wohnten diesem Ereignis 1998 bei, weit mehr als Klag erwartet hatte. Das Ereignis wurde filmisch dokumentiert und ist auch noch heute oft Gesprächsthema in Karlsruhe.

Heute seien die Projekte und Formate etwas kleiner geworden, so Klag und weist auf seine „Raben-Mantras“ hin, bei denen auf altem Sackleinen im Format von 70x50 cm Zeichen in Raben-Schwarz aufgetragen sind und die 2011 Galerie Inken in der Waldstraße zu sehen waren.

Was den Künstler abschließend noch dazu bringt, von dem kleinen Raben Iwan zu erzählen, den er und seine Frau gefunden und aufgezogen und überall mit hingenommen haben und dem sie letztendlich die Freiheit wiedergegeben haben. Die Beziehung zwischen Iwan und insbesondere seiner „Rabenmutter“ sei sehr intensiv und von großer Zärtlichkeit geprägt gewesen: „Es ist kaum zu glauben, aber zwei Jahre später hat Iwan tatsächlich an das Fenster meiner Frau geklopft und sie besucht. Er stellte ihr sein Weibchen vor und beide kamen noch eine Zeit lang immer wieder bei uns vorbei.“ Niedergeschrieben hat er diese Geschichte in seinem Buch „Die Ravenmutter“. -kaho