Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 01.2014
Verschiedenes Bücher

 

Herbert Wetterauer: Tod.com

Den Titel sollte sich Herbert Wetterauer patentieren lassen. Die makabre Abwandlung der im Börsenjargon gebräuchlichen Bezeichnung für Internetdienstleiter (dotcom) ist nicht nur leicht zu merken, sie trifft auch in das kalte Herz seines zweiten Buches, eines Krimis. Michelle, eine vom Leben und den Männern frustrierte alleinerziehende Mutter tummelt sich des Öfteren im Internet. Eines Tage googelt sie den Namen eines vermeintlichen Geheimbundes, der ihrem Sohn in der Schule untergekommen ist. „Omega“ heißt die mysteriöse Organisation und tatsächlich findet sich ein diffuser Eintrag in Wikipedia, den Michelle aus einer Laune heraus ergänzt: Die Deutschlandzentrale von Omega befinde sich in Karlsruhe beim KIT. Das zeitigt Reaktionen anderer Nutzer, einen davon, den smarten Mike trifft sie später persönlich, aber das was er in dunkeln Andeutungen über Omega erzählt, ist eine kaum verhohlene Drohung, die wie der Auftakt schon verrät, für Michelle grausame Realität werden wird. Auch wenn der äußere Handlungsort unverkennbar die Karlsruher Weststadt ist, die Wetterauer als Lehrer am Lessing-Gymnasium bestens vertraut ist, lässt er in seiner Geschichte die Grenzen des Regionalkrimis hinter sich und zeigt die amoralischen Abgründe, die hinter dem weltumspannenden Netz lauern. Nicht immer ist seine Sprache der Monstrosität der Figuren gewachsen, aber der Plot ist fast so gut wie der Titel. -peko

Lindemanns Bibliothek, Info Verlag, 196 Seiten, 12,80 Euro