Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 11.2013
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Krimi-Autorin Petra Busch

Inspiriert durch reale Begebenheiten

Sie startete mit einer Sensation. Gleich für ihr Debüt „Schweig still, mein Kind“ bekam die Ettlinger Krimi-Autorin Petra Busch 2011 den Glauser-Preis. Seit einem halben Jahr ist ihr dritter Roman „Zeig mir den Tod“ auf dem Markt. Ein Bestseller, wieder um den Freiburger Kommissar Ehrlinspiel und sein Team.

Diesmal geht es um Günther Assmann, ein mittelmäßiger, aber von Ehrgeiz zerfressener Schauspieler. Kurz vor der Premiere verschwinden seine beiden Kinder Marius und Rebecca. Noch schlimmer: Die kleine Rebecca braucht regelmäßig Medikamente. Die Ermittler finden eine Familie vor, in der es vor Abgründen nur so wimmelt. Der verschwundene Filius ist ein einsamer Eigenbrödler, die Ehegattin reich und unglücklich und: Vor Jahrzehnten ist schon das erste Kind des Paares spurlos verschwunden. Wie es sich gehört, schafft es die 46-jährige spät berufene Autorin ihren Leser auf allerhand falsche Fährten zu locken, zumal der Entführer Vater Assmann mit Rätseln traktiert, die per SMS eintrudeln. Präzise, aber mit den nötigen Umschweifen, erzählt Busch von den Schattenseiten einer Karriere und von zerstörerischem Hochmut. Auch wenn der Krimi in Freiburg spielt, ist „Zeig mir den Tod“ keiner dieser Art von Regio-Krimis, bei denen sich dem Leser nach ein paar Zeilen die Fußnägel hoch rollen, weil der Verfasser keinerlei Sprachgefühl hat. Im Gegenteil: Petra Busch kann sensibel erzählen und Spannung bis zur letzten Zeile schaffen, auch wenn es ein Krimi ohne Mord ist, was nicht heißt, dass es keine Toten gibt.

Petra Busch wurde 1967 in Meersburg geboren und ist dort auch aufgewachsen. Sie studierte Mathematik und Informatik in Freiburg, sattelte dann ein geisteswissenschaftliches Studium obendrauf und promovierte 1998 in Mediävistik. „Meinen ersten Krimi habe ich in Ettlingen geschrieben“, sagt sie. Seit 2006 lebt sie hier. Ganz professionell verfasste sie ein Exposé, hatte sogleich mehrere Zusagen und publizierte „Schweig still, mein Kind“ bei Droemer-Knaur. Die Mathematik beeinflusst sie beim Schreiben mehr als ihre jahrelange Erfahrung als Sach-Texterin. „Bei mir ist alles durchstrukturiert, ich kenne von Vornherein alle Figuren und die Handlung“, sagt sie. Zwanzig Jahre lang lebte Petra Busch in Freiburg: „Ein uralter Freund von mir war Streifenpolizist, den kann ich löchern“, erzählt sie. Inzwischen ist der Streifenpolizist nämlich in einer Führungsposition, Petra Busch kennt die Freiburger Polizeidirektion „in- und auswendig.“

Das sind hervorragende Voraussetzungen für lebensnahe Krimis, genauso wie Petra Buschs Erfahrungen als Krimi-Leserin: sechs- bis siebentausend Krimis stehen bei ihr zu Hause, die sie alle gelesen hat. In allen drei Büchern sind es „reale Begebenheiten“, die sie zu der Handlung inspiriert haben, auch wenn das Allermeiste natürlich Fiktion ist. Neben den Romanen schreibt Petra Busch auch Kurzkrimis und gibt Workshops im Krimischreiben – eine Seltenheit, dass eine Autorin derart schnell am Markt etabliert ist. Das vierte Buch ist schon in Arbeit, allerdings müssen die Ermittler rund um Ehrlinspiel erst einmal pausieren. Buch Nummer vier wird ein Thriller sein, der im rechtsmedizinischen Bereich spielt, „mehr darf ich nicht sagen.“ Ettlingen und Karlsruhe sind ihr inzwischen als Heimat lieb geworden. Petra Busch lebt zusammen mit drei Katzen und engagiert sich nebenbei für den Tierschutz „vor der Haustür und im Ausland“, etwa im Katzenschutzverein in Karlsruhe. Wohin ihre Reise als Autorin noch führen wird, ist offen. „Ich habe das Gefühl, ich muss einmal etwas Schönes in Anführungszeichen schreiben. Vielleicht ein Schicksal erzählen ohne Mord, Totschlag oder sonstige Verbrechen, einen Roman in einem ganz anderen Bereich, allerdings kein Liebesroman.“ Matthias Kehle